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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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»Aye, aber das kostet Sie eine schöne Stange Geld.«
    »Nehmen Sie Kreditkarten?«
    »Aye«, sagte er und öffnete ihr die Tür zum Fond.
    Bevor Juliette einstieg, warf sie einen kurzen Blick über die Schulter. Noch keine Spur von Gabriel. Während der Fahrer sich hinter das Lenkrad auf der rechten Wagenseite setzte, betastete sie ihre Kreditkarte und ein Bündel Geldscheine. Beides verwahrte sie in einer Reißverschlusstasche ihrer Kapuzenjacke. Sie wollte die Kreditkarte möglichst oft benutzen, um die Quittungen in Lambents Büro vorzuzeigen. Außerdem konnte man nie wissen, wann man Bargeld brauchen würde.
    Ein paar Sekunden später entfernte sich das Taxi vom Straßenrand, und Juliette schaute durch das Rückfenster. Beinahe schnappte sie nach Luft, als sie Gabriel ins helle Sonnenlicht auf dem Gehweg vor der Damentoilette treten sah. Sein markantes Profil fesselte ihren Blick etwas zu lange, bevor sie den Kopf einzog. Instinktiv schloss sie die Augen und hielt den Atem an. Nach einer Weile richtete sie sich wieder auf und inspizierte ihre Umgebung. Das Auto folgte einer Hauptstraße. Inzwischen lag der Bahnhof weit zurück. Vorerst gerettet, atmete sie auf.
    »Sind Sie geschäftlich oder zum Vergnügen hier?«, fragte der Taxifahrer.
    Juliette sah sein Gesicht im Rückspiegel. Ein Mann in mittleren Jahren. Wie so viele Leute in Großbritannien besaß er eine helle Haut, was die Faltenbildung verzögerte. Seine Augen waren blau, offenbar eine weitverbreitete Farbe in Schottland.
    »Beides«, antwortete sie und bemerkte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme.
    Der Mann schenkte ihr im Rückspiegel ein eigenartiges Lächeln, die blauen Augen nahmen einen intensiven Glanz an. »Und wovor verstecken Sie sich? Vor der Arbeit oder vor dem Vergnügen?«
    Heiß stieg das Blut in ihre Wangen. Also ist ihm aufgefallen, dass ich mich vor Black versteckt habe. Natürlich. Wie dumm sie war. Mit ihrem Benehmen machte sie den Amerikanern wirklich keine Ehre. Sie versuchte zu lächeln, brachte aber nur eine Grimasse zustande. Vor dem Vergnügen, dachte sie, unfähig, den Kuss aus ihrer Erinnerung zu verbannen. »Weder noch«, log sie, schaute aus dem Fenster und versuchte ihr Erröten zu verbergen.
    Nun schien der Taxifahrer ihr Desinteresse an einer Konversation zu bemerken, denn er verstummte. Während der restlichen Fahrt herrschte ein fast beklemmendes Schweigen im Auto. In Inverness angekommen, setzte er sie vor einer Autovermietung ab. Sie gab ihm ein großzügiges Trinkgeld und war heilfroh, als sie diesmal problemlos einen Wagen – samt Navi – mieten konnte. Beim nächsten Laden hielt sie kurz an, um eine Dose Sprite und einen Schokoriegel zu erstehen, und schon war sie wieder unterwegs.
     
    Am späten Sonntagabend erreichte sie endlich die Parkgarage des Hotels in Glasgow. Hier hatte Lambent ein Zimmer für sie reservieren lassen. So unangenehm sie es auch fand, deswegen in seiner Schuld zu stehen – in diesem Moment war sie froh, weil ihr die womöglich langwierige Suche nach einem Dach über dem Kopf erspart blieb. Die Fahrt war anstrengend gewesen, der Tag viel zu aufregend. Jetzt brauchte sie einfach nur eine heiße Dusche, und danach wollte sie sich im Bett verkriechen und sehen, was auf dem Sci-Fi-Channel lief.
    Die Frau an der Hotelrezeption, mit glänzendem braunem Haar, makellosem Teint und unergründlichen dunklen Augen, schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Schnell und effektiv erledigte sie alle Formalitäten. Dann gab sie ihr eine Schlüsselkarte für eine der vier Suiten in der obersten Etage.
    Verwirrt starrte Juliette die Karte an. »Ist das wirklich richtig? Eine Luxussuite, für mich allein?«
    »Ja, Miss Anderson«, bestätigte die Frau ohne den geringsten schottischen Akzent. Ihre Stimme klang eher amerikanisch. Lily stand auf dem Namensschildchen an ihrer Weste. »Mr. Lambent hat Ihre Suite für die nächste Woche gebucht und uns eine Vorauszahlung überwiesen. Wenn Sie es wünschen, können Sie auch länger hier wohnen.«
    Juliette blinzelte ungläubig. »Für eine Woche?«, wiederholte sie, um sich zu vergewissern, dass sie alles richtig verstanden hatte. In diesem Luxushotel musste eine Suite schon für eine einzige Nacht ein Vermögen kosten. Keinesfalls wollte sie die Großzügigkeit ihres Wohltäters über Gebühr beanspruchen.
    »O ja.« Lily nickte ihr beruhigend zu. Noch immer erhellte ein freundliches Lächeln ihr hübsches Gesicht. »Mr. Lambent hat eine Nachricht für Sie

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