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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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hinterlegt«, fügte sie hinzu und nahm einen beigen Umschlag aus einem Fach hinter der Theke, den sie ihr überreichte.
    Juliette drehte das Kuvert um. Auf der Vorderseite stand ihr Name in schönen Buchstaben, anscheinend mit einer Kalligrafiefeder geschrieben. Und auf der Rückseite prangte ein Wachssiegel, das schwarzgraue Engelsflügel darstellte.
    »Noch etwas, Miss Anderson.« Die Frau räusperte sich, und Juliette blickte auf. »Auch Ihre Mahlzeiten gehen auf Mr. Lambents Rechnung. Bitte, bestellen Sie beim Zimmerservice, was immer Sie wünschen.« Lily übergab ihr eine Quittung und eine zweite Schlüsselkarte.
    Bis Juliette sich zu bewegen vermochte, dauerte es eine Weile. Kostenlose Mahlzeiten, zusätzlich zur bezahlten Suite, wirkten wie ein weiterer Schock auf ihr müdes Gehirn.
    Als würde Lily verstehen, was in ihr vorging, lächelte sie mitfühlend. »Wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie mich bitte an, ich helfe Ihnen sehr gern.«
    Irgendwie gelang es Juliette, das Lächeln zu erwidern. Aber sie wusste, dass sie ihre Überraschung nicht verbergen konnte. »Danke.«
    »War mir ein Vergnügen. Nehmen Sie bitte den Südlift, der bringt Sie direkt zu Ihrer Suite.«
    Juliette trug ihre kleine Reisetasche zu dem Aufzug, den Lily ihr gezeigt hatte. In der Kabine musterte sie die vielen runden Fahrstuhlknöpfe und kaute an ihrer Unterlippe.
    »Also, nach oben«, wisperte sie. Nachdem sie auf den Knopf für ihre Suite gedrückt hatte, leuchtete ein rotes Licht auf, und sie steckte ihre Karte in einen Schlitz. Offenbar durfte nicht jeder zum obersten Stockwerk hinauffahren. In einem so exklusiven Hotel war sie noch nie abgestiegen. Einerseits kam sie sich wie eine Hochstaplerin vor, andererseits fühlte sie sich sicher. Hier würde sich wohl kaum jemand mit einem Chloroformfläschchen in ihr Schlafzimmer schleichen.
    Erstaunlich schnell gelangte der Lift nach oben, ohne unterwegs anzuhalten, und Juliette fühlte sich wie immer in modernen Aufzügen: ihr Magen schien ihr in die Stiefel zu fallen.
    Die Türen glitten, von einem Klingelton begleitet, auseinander, und vor ihr lag ein elegantes Foyer mit einem Marmorboden, geschmackvollen Fresken und Spiegeln in vergoldeten Rahmen. »Wahrscheinlich ist der Lift zu hoch hinaufgefahren und im Himmel gelandet«, murmelte sie und verließ die Kabine. Ihre Stiefelabsätze hallten etwas zu laut auf dem perfekt polierten Marmorboden wider, in dem goldene und silberne Adern schimmerten.
    Mit melodischem Geklingel schloss sich der Aufzug hinter ihr, und sie wandte sich der wuchtigen, vergoldeten zweiflügeligen Tür ihrer Suite zu. Das verdiene ich überhaupt nicht. Schon seit einer Woche war sie in Schottland, und sie hatte noch gar nichts für Lambents TV-Sendung recherchiert. Von den Studien für ihre Dissertation ganz zu schweigen.
    In letzter Zeit war ihre Welt völlig durcheinandergeraten. Erst die Heilkräfte, dann das Gewitter. Außerdem hatte sie ihre Fähigkeit, Gegenstände mittels Telekinese zu bewegen, entdeckt. Wie war das alles möglich? Warum sie? Und warum gerade jetzt? Und dann Gabriel Black und der Fremde, der sie in Stornoway überfallen hatte. So viel auf einmal. Im Grunde war ihre mangelnde Konzentration verzeihlich. Zu schnell, zu hektisch war sie von einem Ort zum anderen gereist, stets im Chaos des jeweiligen Moments gefangen. Deshalb hatte sie unmöglich arbeiten können. Aber das wusste Lambent nicht.
    Erschöpft stand sie vor der Tür und rieb sich die Augen. Mit der rechten Hand umklammerte sie immer noch das Kuvert, das Lily ihr gegeben hatte. Sie schaute es an und seufzte. Dann öffnete sie die Tür und überquerte die Schwelle.
    In der Suite sah es genauso aus, wie sie es befürchtet hatte. Hochflorige weiße Teppiche bedeckten in eleganter, scheinbar willkürlicher Anordnung den Marmorboden. Auf Ledersofas lagen Decken aus Kaschmir und Seide. Es gab drei Räume. Zu jedem gehörte ein Bad, natürlich mit marmornem Whirlpool. Das Bettzeug bestand aus ägyptischer Baumwolle. Und im Kühlschrank stand eine Flasche Champagner.
    Nachdem Juliette die ganze Suite besichtigt hatte, blieb sie in der Mitte des größten Raums stehen und drehte sich langsam im Kreis. Dann setzte sie sich auf eines der teuren Ledersofas, öffnete das Kuvert und las.
    »Morgen. Er will mich morgen sehen«, wisperte sie und ließ sich stöhnend in die dicken Polster zurücksinken. »Alles klar.« Sie hatte gehofft, sie würde wenigstens noch einen Tag lang Zeit für

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