Gabriel
alles zu bestellen, was ihr Herz begehrte. Inzwischen würde er ihr Problem lösen.
Zwei Stunden später schleppte ein Page mehrere große Kartons in ihre Suite. Jason war ein Geschenk des Himmels. Mit sicherem Geschmack hatte er einen fliederfarbenen seidenen Nadelstreifenblazer samt passendem Bleistiftrock ausgesucht, dazu ein zauberhaftes Bustier aus weißer Spitze. Die Farben betonten Juliettes Sonnenbräune. Auch die Lederpumps waren fliederfarben, mit hohen, aber bequemen Absätzen und abgerundeten Spitzen.
In einer kleineren Schachtel lagen eine violett-goldene Handtasche, ein Seidentuch, das nach Lavendel duftete, und eine Haarspange, die aussah, als wäre sie aus echtem Gold, mit Amethysten verziert.
Minutenlang betastete Juliette die schönen Sachen, bevor sie alles auspackte. Mit fast ritueller Sorgfalt schlüpfte sie in das Bustier und das Kostüm. So zart fühlten sich die Stoffe an, dass ihr beinahe vor der Rechnung bangte. Die musste Jason mit ihrer Kreditkarte beglichen haben.
Aber … die hatte sie ihm nicht gegeben. Kam Lambent auch für diese Kosten auf?
Oh, mein Gott. Verstört starrte sie in den Spiegel. Noch nie hatte sie so wunderbar ausgesehen. Das Kostüm saß wie angegossen und hob die Vorzüge ihrer Figur hervor. Plötzlich wirkte sie wie eine neue Version ihrer selbst – größer, sexy, weltgewandt.
Ich muss unbedingt verhindern, dass Lambent diese Sachen bezahlt. Darüber würde sie beim Lunch mit ihm reden. Aber trotz ihrer Sorge wegen der Rechnung lächelte sie jedes Mal, wenn sie an diesem Vormittag in ihrer Suite an einem Spiegel vorbeiging. Schon lange hatte sie nicht mehr so oft gelächelt. Erstaunlich, was schöne Kleider aus einer Frau machen konnten.
Um Viertel vor eins fuhr sie im Lift zum dritten Stock hinab und betrat einen Vorraum voller Springbrunnen, in dem ein Pianist spielte. Die breite zweiflügelige Tür des Restaurants war geöffnet, der Maître d’Hôtel stand hinter einem Pult, auf dem das Reservierungsbuch lag.
Ein paar Schritte entfernt, zögerte Juliette. Zitternd rang sie nach Atem. Das kann ich nicht. Was, wenn ich alles vermassle? Wenn ich etwas Dummes sage? Wenn er böse wird, weil ich noch nichts vorzuweisen habe? Wenn ich stolpere, bevor ich den Tisch erreiche?
»Miss Anderson?«
Sie wandte sich zu dem hilfsbereiten Empfangschef um, der aus einer Tür zu ihrer Rechten kam, und errötete. Denn jetzt musterte er sie in den Sachen, die er für sie ausgesucht hatte.
Doch sie bezwang ihre Verlegenheit. »Nun, wie sehe ich aus?«
In Jasons blauen Augen las sie unverhohlene Bewunderung. »Traumhaft«, versicherte er ihr und ergriff ihren Ellbogen. »Warum warten Sie hier draußen?«
»Ich wollte nur Mut fassen«, gestand sie und zuckte nervös die Achseln.
Da nickte er verständnisvoll und flüsterte ihr ins Ohr: »Solange Sie sich nicht verrückt machen …« Dann führte er sie ins Restaurant, und der Maître d’Hôtel trat hinter seinem Pult hervor. »Miss Anderson ist mit Mr. Lambent zum Lunch verabredet«, erklärte Jason.
Lächelnd verneigte sich der Maître d’Hôtel. »Bitte, hier entlang, Miss Anderson.«
Während sie ihm folgte, bemühte sie sich, die verschwenderische Einrichtung nicht anzustarren, bis sie im Hintergrund des Restaurants die Privattische erreichten.
Diskret wies er auf einen elegant gedeckten Tisch, an dem zwei umwerfend attraktive Männer saßen. Juliettes Knie wurden weich.
Nein. Unmöglich.
Einen der Männer erkannte sie sofort: den faszinierenden Hollywoodstar, der in Ausgleichende Gerechtigkeit den bösen Vampir gespielt hatte, Christopher Daniels’ Gegenpart, Lawrence McNabb, von seinen Fans Law genannt. Der blonde Schauspieler mit den veilchenblauen Augen war nur ein kleines bisschen weniger reizvoll als Daniels.
Aber einen so imposanten Mann wie den Tischgefährten des Filmstars hatte Juliette noch nie gesehen. Natürlich kannte sie Samuel Lambent von verschiedenen etwas unscharfen Zeitungsfotos her. Dass sie ihm nicht gerecht wurden, war eine grobe Untertreibung.
Wie ein Superheld oder eine japanische Manga-Skizze sah er aus, die Verkörperung des idealen Mannes. Sein dichtes Haar war weißblond. Unter dem teuren dunkelgrauen Jackett zeichnete sich ein perfekter, kraftvoll gebauter Oberkörper ab. Er war fast zu schön. Deshalb empfand Juliette bei seinem Anblick ein seltsames Unbehagen.
Und sie hatte seine Augen noch gar nicht gesehen.
Der Maître d’Hôtel geleitete sie zum Tisch, und beide Männer
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