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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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Recherchen finden, um ihrem Gönner einen halbwegs brauchbaren Bericht zu liefern. Aber nein, sie wurde auch weiterhin vom Pech verfolgt.
    Sie hatte nicht einmal die Chance, noch die Nacht über zu arbeiten. An Sonntagen waren in der zivilisierten Welt alle Bibliotheken geschlossen. Deshalb hasste sie Sonntage. Gewiss, im Trinity Hotel würde es eine ausgezeichnete Internetverbindung geben. Doch sie nahm an, Samuel Lambent, der unfassbar reiche und intelligente Medienmogul, wusste Online-Recherchen von empirischen Studien zu unterscheiden. »Verdammt«, fluchte sie, »es klappt aber auch nichts.«
     
    In einem wuchtigen Ledersessel zurückgelehnt, legte Samael nachdenklich einen Finger an seine Lippen. Seine anthrazitfarbenen Augen beobachteten einen Bildschirm. »Willkommen, Juliette«, flüsterte er lächelnd.
    Nervös umklammerte die Frau auf dem Bildschirm ein Kuvert, während der Lift sie die zahlreichen Hoteletagen emportrug. So hinreißend sah sie aus, so kostbar. Und jetzt befand sie sich endlich unter seinem Dach, in Reichweite, weit entfernt von allen anderen, die sie suchten. Das war zweifellos ein süßer Trost, der Lohn für die Mühe, die es ihm bereitet hatte, Juliette hierher zu locken.
    Sein Lächeln wurde breiter, als er sie aus dem Lift steigen sah. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie die Tür der Suite an. Ihr naives Zögern amüsierte ihn. Zweifellos fühlte sie sich schuldig, dieser Opulenz nicht würdig.
    Wie wertvoll sie war, ahnte sie nicht. Um sie für sich zu gewinnen, hatte er einen seiner Mitarbeiter zum Bahnhof von Muir of Ord geschickt, mitten unter ihre Verfolger. Der Mann hatte sie rechtzeitig entführt, bevor die anderen an sie herankamen. Ohne es zu wissen, war sie ein begehrtes Lustobjekt dieser hungrigen Haie geworden, die ihr Blut witterten.
    In diesem Stadium war Juliette Anderson sehr verletzlich. Kürzlich erst hatte sie ihre Heilkräfte entdeckt. Machtvoll hatten sich inzwischen auch ihre anderen Talente gezeigt, kurz nacheinander, und all diese übernatürlichen Phänomene hatten ihr ziemlich zugesetzt. Was mit ihr geschah, und warum es geschah, verstand sie nicht.
    Sie fühlte sich verwirrt, einsam und verlassen.
    Samaels leises Gelächter glich dem fernen, dunklen Surren einer Harley. »Nur keine Bange, meine Kleine«, murmelte er, als er sie in der Suite verschwinden sah. »Ich bin in deiner Nähe.« Bald wird es dir viel besser gehen. Dafür werde ich schon sorgen.

13
    Juliette hatte die Nachricht erhalten, Mr. Lambent wünsche sie am Montag um ein Uhr mittags im Hotelrestaurant zum Lunch zu treffen. Und so verbrachte sie die halbe Nacht mit gründlichen Online-Studien – besser als gar nichts –, bis ihr die Augen beinahe zufielen. Dann schaltete sie den Laptop aus und durchwühlte ihr spärliches Gepäck. Als sie am Vortag ein paar Sachen in ihre Reisetasche gelegt hatte, war sie nicht ganz bei der Sache gewesen. Aber zu einem schicken Businesslunch zog man sicher nicht an, was man als Studentin so auf dem Campus trug.
    Wenn sie früh genug erwachte, würde sie vielleicht einen Laden in der Nähe des Hotels finden und ein seriöses Kostüm kaufen können. Oder sie musste dem allmächtigen Medienmogul in Jeans und einem formlosen Pullover gegenübertreten.
    Nur ihre Erschöpfung verhinderte, dass sie sich nun ernsthafte Sorgen machte. Stattdessen stellte sie den Wecker auf sechs Uhr und kroch ins Bett.
    Am nächsten Morgen, nach einer heißen Dusche und einigen Tassen Kaffee, konnte sie wieder etwas klarer denken. Sie nahm den Lift nach unten und fragte an der Rezeption nach Lily. Als die diensthabende junge Frau im Hinterzimmer verschwand, tauchte ein unglaublich attraktiver junger Mann auf.
    Er war groß und schlank, mit braunem Haar und tiefblauen Augen. Auf dem Namensschildchen an seinem dunkelblauen Jackett stand Jason. Warmherzig lächelte er Juliette an, ergriff ihre Hand und stellte sich vor. An diesem Tag arbeitete Lily offenbar nicht. Jason war der Empfangschef und beteuerte, er würde alle Wünsche Miss Andersons erfüllen.
    Etwas verlegen erkundigte sie sich nach einem Modegeschäft. Dass sie keine passende Kleidung für einen Lunch mit Samuel Lambent besaß, wollte sie nicht zugeben. Aber bevor sie genauer erklären konnte, worum es ging, winkte Jason lässig ab. »Sorgen Sie sich nicht, ich weiß genau, was Sie brauchen«, antwortete er zuversichtlich.
    Wie sich herausstellte, hatte er nicht übertrieben. Er schickte sie ins Café und bat sie,

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