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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Killough-Walden
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entblößte er seine ebenmäßigen weißen Zähne. »Nicht lange genug«, murmelte er und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    Nun drehte sie sich ganz zu ihm um. Großer Gott, dachte sie und bewunderte seine breiten, muskulösen Schultern, ich ließe mit einem Erzengel im Bett. Letzte Nacht hatte er ihr seine überirdischen Vorzüge mehrmals bewiesen. Deshalb fühlte sie sich an einigen Körperstellen etwas lädiert – und trotzdem unglaublich wohl.
    »Bist du hungrig?«, fragte er und schaute ihr prüfend in die Augen. Seine eigenen funkelten voller Stolz und Belustigung.
    Gegen ihren Willen errötete sie. »Und wie«, gab sie zu.
    »Gut, ich mache uns was zu essen.«
    Eine halbe Stunde später saßen sie an seinem Küchentisch und teilten sich ein schottisches Frühstück, nur ohne die typische Blutwurst. Juliette hatte gestanden, bei der würde sich ihr der Magen umdrehen, und Gabriel war in Gelächter ausgebrochen.
    Während sie an ihrem starken Tee nippten, unterhielten sie sich über das gemeinsame Lieblingsthema, die schottische Geschichte. Noch nie hatte Juliette jemanden gekannt, der dieses Land genauso liebte wie sie oder ebenso viel darüber wusste. Da sie sich jetzt an ihre eigenen Erlebnisse in den letzten zweitausend Jahren erinnerte, gewann das Gespräch mit Gabriel eine besondere Bedeutung, denn er hatte ähnliche Erfahrungen gesammelt.
    Wie sie einander so gegenübersaßen, die Ellbogen auf den runden Holztisch gestützt, die Teetassen vor sich, wiesen sie einander auf heitere und traurige Geschichten hin, auf rührende und romantische. An diesem Morgen entstand eine neue, freundschaftliche Beziehung zwischen ihnen.
    »Ich möchte dir etwas zeigen«, erklärte Gabriel nach der dritten Tasse Tee. »Hast du Lust auf einen Ausflug?«
    »O ja«, beteuerte Juliette. Trotz der Gefahren, die der Status eines Sternenengels mit sich brachte, war sie in fröhlicher Stimmung. Was bewog sie, immer wieder zu lächeln? Der Tee? Das Frühstück? Gabriels Gesellschaft? Alles und noch mehr. »Wohin führst du mich?«
    »Das wirst du sehen.«
    Sie kletterten in seinen kleinen Wagen, und sie musste lachen, weil Gabriel seine hochgewachsene Gestalt klaglos zusammenkrümmte, um in das europäische Vehikel zu passen. In ihren Augen glichen die meisten schottischen Autos winzigen Streichholzschachteln. Sie waren sehr ökonomisch, und man fand überall Parkplätze. Doch die Designer hatten wohl kaum an fast zwei Meter große Fahrer gedacht. Sie selbst indes passte perfekt auf den Beifahrersitz.
    Während Gabriel einer Straße zwischen Torfmooren folgte, herrschte wieder verständnisinniges Schweigen. Juliette beobachtete, wie der neue Tag den Nebel verscheuchte. Die Heide schimmerte in immer frischerem Grün. Im Spätsommer würde sie violett leuchten. Nur ein paar durchscheinende weiße Wolken zogen über den blauen Himmel. Die Hügel wirkten fast künstlich in ihrer eigenartigen Symmetrie. Einfach zauberhaft.
    Juliette wandte sich vom Fenster ab und betrachtete den Mann an ihrer Seite. Unter dem langärmeligen schwarzen Pullover zeichneten sich seine Muskeln ab und erinnerten sie an seine kraftvollen Umarmungen. Im Bett. Letzte Nacht. Immer wieder war er in sie eingedrungen.
    Heiß stieg ihr das Blut ins Gesicht. Diese Erinnerungen überwältigten sie mit unerwarteter Intensität und ließen sich nicht verdrängen. Sie musste einfach an die aufflammenden Blitze in Gabriels Augen denken, wie er sich angefühlt, welch süße Qualen er ihr mit sanfter Beharrlichkeit bereitet hatte.
    Sie presste ihre heiße Stirn gegen das Seitenfenster, das ihre Haut ein wenig kühlte. Aber er war immer noch da und erfüllte alle ihre Sinne.
    Lebhaft erinnerte sie sich an seine geflüsterten gälischen Worte, die sie so gut verstanden hatte. Warum, wusste sie: weil sie sich jetzt ihrer früheren Leben entsann. Kostbare Worte, die sie auf neue, schreckliche und wunderbare Weise verwirrten.
    »Mo sheacht míle grá thú. «
    Eine buchstäbliche englische Übersetzung gab es nicht, eher ein Gefühl, das in diesem Satz mitschwang. Du bist meine Liebe. Siebentausend Mal bist du meine Liebe.
    Geistesabwesend blinzelte sie, während die Landschaft verschwommen an ihr vorbeiglitt, und die Erkenntnis ihre Gedanken beherrschte, ihr Herz: Er liebt mich. Mein Gott, ich habe die Liebe eines Erzengels errungen.
    »Da sind wir, meine Süße.« Gabriel drosselte das Tempo des kleinen Wagens und bog auf eine schmalere Straße ab, die

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