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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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Zeigte mir sein Lächeln, das ich jedes Mal zu sehen bekam, wenn wir uns begegneten. Ein Lächeln für die Sache, ermutigend für mich, Greenhorn, Biologe in spe und angehender Guide. Das Lächeln von Robert Fox, zweiundvierzig, Greenpeace-Aktivist, Extrembergsteiger und Tierfilmer. Mit gepflegtem Dreitagebart und schwarzen Locken unter seinem Hut; jetzt schaute er mit frohem Gesichtsausdruck den Vögeln nach.
    »Ich bin Bob, du musst Bernd sein. Willkommen im Park!« – so hatte seine Begrüßung gelautet, als ich mit Wessing und Olson aus dem Flugzeug geklettert war. Während ich mich seinem Händedruck aussetzte – nicht ganz so schlimm wie der von Olson –, hatte ich versucht, meinen Denkapparat auszuschalten, um nicht hilflos an Fox’ Behauptung zu scheitern, ich müsse Bernd sein. Musste ich Bernd sein? Schwer für mich, nicht zu denken, wenn ich nervös bin. Die Sprache hält oft Schlimmes für mich bereit.
    »Schwarze Nashornvögel, um genau zu sein«, sagte Fox.
    »Mhm«, kommentierte ich.
    Man konnte Interesse von mir erwarten. Schließlich sollte ich lernen, Touristen durch diese Gegend zu führen. Fox’ Hand berührte meine Schulter. Er hatte die irritierende Gewohnheit, einen ständig anzufassen, es gehörte zu seinem Stil, er stand auf Intimität.
    »Sie bauen ihr Nest irgendwo am Fluss«, sagte er. »Eine Art Tonkugel, und sie hängen sie über das Wasser an einen Ast. Eine gemütliche Höhle, krisensicher, abgesehen von den Baumschlangen vielleicht. Tolle Vögel.«
    Fox lächelte wieder, bewundernd diesmal, und schüttelte dazu den Kopf, um anzudeuten, dass die Natur der Nashornvögel nicht so einfach zu begreifen war.
    »Sie brauchen eine Menge Platz, verstehst du«, sagte er.
    Seine Hände umschlossen schützend eine imaginäre Nistkugel. Auch die Nashornvögel gehörten zum Projekt, waren Passagiere der Arche, die Fox im Begriff war zu bauen. Einiges an Tieren stand auf seiner Liste, wie bei Noah. Soviel ich wusste, hatte der dann nur noch für ein paar Menschen Platz gehabt, für ausgesuchtes Personal eben.
    »Die Bantu verehren die Nashornvögel«, sagte Fox, »weil sie ausgemachte Chauvinisten sind. Das Männchen mauert nämlich sein Weibchen im Nest ein, wenn die Eier erst mal drin sind. Er muss sie dann monatelang durchfüttern, aber sie kann ihm nicht mehr weglaufen. Na ja«, schloss er und reckte seine dunkel behaarten, muskulösen Arme. »Nicht gerade unsere Mythologie, was, Bernd?«
    Ich blinzelte zu ihm hoch. Fing sein ermutigendes Lächeln ein, meine rechte Schulter bereitete sich auf den Klaps vor, der nicht kam.
    »Ich muss noch eine Menge lernen«, sagte ich, um etwas zu sagen.
    »Wird schon. Du hast dein Spezialgebiet. Man kann nicht alles wissen«, sagte Fox.
    Ich ließ mir das dazugehörende Lächeln entgehen, nickte bloß, während wir zusammen auf den Fluss hinausschauten. Vielleicht kamen noch mal interessante Vögel vorbei.
    »Die Giulianis wollen bald Gorillas sehen«, sagte Fox nach einer Weile.
    »Du könntest morgen Wessing und Farouk dabei helfen, im Wald ein Camp herzurichten«, fuhr er fort. »Nehmt den großen Landrover und wechselt euch beim Fahren ab, damit du die Pisten kennenlernst, okay?«
    Da war er, der Klaps auf die Schulter. Ich zuckte zusammen. Fox rückte an seinem Hut und wandte sich zum Gehen.
    »Übrigens«, er blieb stehen und drehte sich noch mal um, »geh nicht zu nahe ans Ufer. Es gibt hier drei Meter lange Krokodile, die warten nicht darauf, bis du ins Wasser steigst, sondern holen dich rein, wenn sie denken, dass sie dich kriegen können. Sie ziehen dich unter Wasser, unten am Grund quetschen sie dich dann zwischen die Baumwurzeln und warten ein paar Tage, bis du richtig zart bist. Also: Vorsicht am Wasser!«
    Ich holte tief Luft, um Fox’ Warnung geistig zu bewältigen, vor allem die präzisen Details, und sah hinter ihm her. Er ging durch das gemähte Gras ins Gegenlicht hinein, wiegender Schritt, gebräunte Beine unter den ausgeblichenen kurzen Hosen, Schnürstiefel aus Segeltuch. Sandfarbenes Hemd, breitkrempiger Hut. Ich blieb noch eine Weile sitzen, zehn Meter vom Ufer entfernt. Das Dableiben verwandelte sich prompt in eine Mutprobe, weil ich jetzt ständig das Schilf beobachtete, in dem vielleicht eine drei Meter lange Echse darauf wartete, sich in einem Moment der Unaufmerksamkeit auf mich zu stürzen und mich ins Wasser zu zerren. Nach zehn Minuten hielt ich die Probe für bestanden und machte mich auf den Weg zu meiner Hütte.
    Die

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