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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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streifte ein frisches T-Shirt über. Man wurde dazu angehalten, die Waschmaschinen nicht zu oft zu benutzen; der Strom kam von Generatoren, bislang noch eine Brückentechnologie, wie Fox sich ausdrückte. Später würden Solarmodule eingesetzt werden. Man könne auch mal etwas von Hand auswaschen, hatte er das Team bei einem Meeting belehrt, das ich inzwischen mitgemacht hatte. Mit leicht abbaubarer Neutralseife, eine Flasche davon stand in der Duschkabine. Die beiden schweren Waschmaschinen sollten für die Gästewäsche verfügbar bleiben, vor allem für die Bademäntel und die vielen Handtücher aus dem Spa-Bereich. Ich überlegte, ob ich meine tropentauglichen Schnürstiefel anbehalten sollte, die ich mir beim Outdoorspezialisten gekauft hatte, und entschied mich dann doch für Chucks. Den Weg zur Tafel und zurück würde ich ohne Kontakt mit einer Puffotter bewältigen. Ich stellte die Stiefel draußen in die Sonne und schloss die Tür ab.
    Durch die vor Hitze flimmernde Luft ging ich hinüber zum Küchengebäude, um meinen Dienst anzutreten. Der Bau war aus Holzpfosten errichtet, zwischen die man Bambusmatten gehängt hatte, und mit Wellblechplatten gedeckt. Dahinter standen die vier mit dicken Strohmatten schallgedämpften Benzingeneratoren. Sie versorgten die Kühltruhen, die Waschmaschinen, die Küchengeräte, die Saunaöfen und die Duschen, wenn die Hitzekollektoren auf den Hüttendächern überfordert waren. Die Schalldämpfung funktionierte ganz gut, man hörte die Motoren erst, wenn man nahe an die Küche heranging: ein basso continuo zu dem beständigen Summen der Insekten im Elefantengras. Die Gäste sollten wahrscheinlich nicht daran erinnert werden, dass ihr Aufenthalt in der Lodge mehr Benzin verbrauchte, als wenn sie den ganzen Tag ihre Autos vor dem Café laufen lassen würden.
    Das Wasser, das wir für die Duschen und zum Spülen benutzten, kam aus einem gebohrten Brunnen, und es war, so das Prädikat der Projektleitung in Gestalt von Fox, von sehr guter Qualität. Zur Sicherheit wurde es zusätzlich permanent gefiltert. Fox trank es demonstrativ an der Tafel, aber alle anderen tranken Wasser aus Kunststoffflaschen. Die leeren wanderten zusammen mit dem anderen Kunststoffmüll in ein schickes kleines Rundhaus, vier Meter im Grundriss und drei Meter hoch, das mit seinem spitzen Grasdach unter den anderen Gebäuden nicht auffiel.
    Ich teilte den Perlenvorhang, der als Mückenschutz vor dem Eingang des Küchengebäudes hing, und trat ein. Am Arbeitstisch stand Ze Zé, er nahm keine Notiz von mir. Ze Zé schnitt Gurken mit seinem japanischen Küchenmesser. Eine Haarbreite von seinen Fingern entfernt – ich konnte nicht hinsehen – tanzte die Damastklinge des Messers auf dem Schneidbrett auf und ab, ich wusste: Bildschöne Gurkenscheiben stapelten sich hinter der Klinge, so sauber geschnitten, dass man sie hätte einrahmen können. Ich ging hinüber zum Kühlschrank und holte mir einen Orangensaft, das Geräusch des Messers ratterte wie gedämpftes Maschinengewehrfeuer zu mir herüber.
    Als ich mich umdrehte, schnalzte Ze Zé mit der Zunge, schob sich eine Gurkenscheibe in den Mund und schloss die Augen, als empfange er den Leib Christi. Er öffnete die Augen wieder und sah mich an.
    »Trink nicht so viel Saft, Bernd. Hast du gewusst, dass die alten Zen-Lehrer den Koch als die zweitwichtigste Person im Kloster angesehen haben? Nach dem Abt?«
    Ich schüttelte den Kopf. Hatte ich nicht gewusst. Ze Zé schippte die eben geschnittenen Gurkenscheiben mit dem Messerrücken vom Brett hinunter in eine Schüssel.
    »Was gibt’s heute Abend?«, fragte ich.
    Ze Zé runzelte die Stirn. Zudringliche Frage vielleicht, für einen Küchenhelfer. Keine Demut. Kein Mönch.
    »Auf jeden Fall einen Salat. Früchte und feines Gemüse. Schneid mal drei Ananas auf. Aber sauber, ja?«
    Ich stellte meine Saftdose ab und holte die Ananas aus einer der drei großen Kühltruhen, die nebeneinander im Küchenschuppen standen. Meine Arme tauchten in die Kälte ein, sie stand wie Flüssigkeit in der Truhe. Ich wühlte nach den Ananas. Die Truhe war vollgepackt mit Obst, Gemüse und Salat. Ze Zé bestand auf frischen Zutaten, er machte nichts aus Konserven. Alle zwei, drei Tage wurde in Franceville eingekauft, für den Hinflug stopfte man das Flugzeug mit den Müllsäcken aus dem dafür vorgesehenen Häuschen aus.
    Ich legte die Ananas auf den Tisch und zog vorsichtig eines der haarscharf geschliffenen Messer Ze Zés aus dem

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