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Gabun - Roman

Gabun - Roman

Titel: Gabun - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinrad Braun
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schlicht und einfach Steine. Graue und braune Kieselsteine, so groß wie Haselnüsse, ein bisschen rot angestaubt. Ich musste mich setzen.
    Nach vielleicht fünf Minuten kam mein Gehirn wieder in Gang.
    Wer?, wollte mein Gehirn wissen, es arbeitete vorerst ohne Körper, und wann?
    Felicité, in Trouville, als ich duschen war? Oder bereits davor, im Wald, als sie behauptet hatte, sie habe die Diamanten im Schädel versteckt? Vielleicht hatte sie sie einfach alle in ihrer Hosentasche gehabt. Oder war es Duvalle gewesen? Der mich um meine Hand würfeln ließ, während er die Diamanten längst in seinem Gewahrsam hatte, nur um weiter mit uns als Geiseln zu pokern? Oder Ah Soo und Lin Tau im »Yang Tse«, solange ich Gemüse putzte? Vielleicht der langweilige Victor, der meine Sachen durchsucht hatte, während ich schlief? War es womöglich Sumire gewesen, als ich krank war?
    Ich hob das Paket vom Boden auf. Das Klassenzimmer kam mir vor Augen, das Pult mit dem blutbespritzten Schädel darauf. Blut besaß magische Kräfte. Nein. An so etwas glaubte ich nicht, und ich wollte es auch nicht glauben. Ich horchte ein paar Sekunden in die Ferne, aber nichts kam. Kein bestätigendes »Mojo«. Die Fakten sprachen ja für sich. Die Diamanten hatten sich in Steine verwandelt.
    Das Taxi vor dem Büro hupte. Ich stand auf, besiegt, zerstört, und warf den Schädel in hohem Bogen auf eine Müllhalde. Er würde nicht mehr zu mir zurückkommen, er konnte bleiben, wo er hingehörte, im Dreck. Die Kieselsteine warf ich hinterher.
    Ich stolperte um das Büro herum zum Taxi. Der Fahrer zeigte mir seine erhobenen Handflächen, rollte die Augen. Ich nickte ihm zu.
    »Wir fahren zurück«, sagte ich.
    Als ich eben einsteigen wollte, öffnete sich die Tür zum Büro. Alina kam heraus, winkte mir zu.
    »Bernd«, rief sie, »kannst du noch mal kurz reinkommen?«
    »Dauert nur ’ne Minute«, sagte ich zu dem Taxifahrer.
    Der warf einen vielsagenden Blick auf das Taxameter, einen Blick, dem ich folgte. Vierundzwanzig Euro.
    »Okay«, sagte ich. »Ich bezahle. Fahren Sie los, ich bleibe noch hier.«
    Ich gab ihm das Geld und betrat anschließend das Büro. Alina saß wieder an ihrem Platz, die Schultern hochgezogen, lächelte um Verzeihung.
    »Tut mir leid, Bernd, ich hatte das total vergessen vorhin. Gustav sagte, er will dich sprechen.«
    »Gustav?« Ein Eisregen durchrieselte mich. »Meinst du Gustav Wessing? Ist der etwa hier?«
    »Gestern gekommen. Heute früh sagte er, wenn Bernd hier auftaucht, schick ihn zu mir.«
    Der Eisregen in meinem Innern nahm zu, Packeis bildete sich, schloss meine Eingeweide ein.
    »Wo ist er?«
    »Na, auf der Waage. Wo er immer ist.«
    Ich brauchte keine Entscheidung zu treffen. Wohin ich rennen sollte zum Beispiel, oder welcher Gegenstand in Reichweite sich als Waffe eignen würde. Fünf Sekunden später ging nämlich die Tür zum Büro auf und Wessing kam herein. Mit breitem Lächeln, den mimischen Faltenwurf in u-förmige Wellen gelegt. Er machte zwei Zeigefingerstriche über sein Bärtchen und streckte seine Hand anschließend in meine Richtung aus.
    »Mensch, Bernd«, sagte Wessing, »das ist ja ’ne freudige Überraschung«, und zu Alina: »Gib uns mal zwei kleine Helle raus, Kind.«
    Alina stellte die Bierflaschen auf den Schreibtisch und hebelte die Kronkorken ab, während Wessing meine Hand schüttelte.
    »Ich hab so halb damit gerechnet, dass du hier auftauchen könntest. Nun komm mal mit raus. Hast sicher einiges zu erzählen.«
    Wir saßen vor den Schrotthaufen, Wessing und ich, jeder mit seinem Bier. Die sommerliche Sonne wärmte uns, ein paar dünne Aluminiumprofile wackelten in der lauen Brise und machten leise melodiöse Geräusche wie eine Windharfe. Als wäre ich gar nicht fort gewesen.
    »Wir hatten ihm gesagt, er soll zurückfliegen. « Wessing hob die freie Linke in einer erklärenden Gebärde. »Der Pilot hat es einfach nicht mitgekriegt. ›Mann über Bord‹, haben wir gebrüllt, verdammt, so lange, bis wir heiser waren.«
    Er warf mir einen Blick zu, taxierte meine Miene.
    »Du musst auch sehen«, sagte er dann, »das waren reguläre Soldaten. Engländer, wenn du’s genau wissen willst. Die haben das nur uns zuliebe gemacht. Hatten Schiss, dass man sie womöglich bei einem illegalen Einsatz im Kongo erwischt. Das hätte böse Konsequenzen haben können.«
    Wessing atmete tief ein, schüttelte den Kopf, den Blick irgendwohin geheftet, auf einen festen Punkt wahrscheinlich. Besorgt um

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