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Gäbe es die Liebe nicht

Gäbe es die Liebe nicht

Titel: Gäbe es die Liebe nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Sie nicht aufhalten.“ Mrs. Higgs drückte Daniels Hand. „Sie kommen doch wieder? Es war schön, mit Ihnen zu reden.“
    Er hörte das Flehen, das sie so verzweifelt zu verbergen suchte. „Ich komme wieder.“ Er beugte sich hinab und küsste sie auf die Wange.
    Als er zurücktrat, rückte Anna Mrs. Higgs’ Kissen zurecht und machte es ihr bequemer. Daniel sah, dass Annas Hände nicht nur zart und weich und zum Küssen geschaffen waren, sondern auch geschickt und kräftig. Einen Moment lang war er verunsichert. „Sie sollten sich jetzt ausruhen. Sie dürfen sich nicht zu sehr anstrengen.“
    „Machen Sie sich um mich keine Sorgen.“ Mrs. Higgs seufzte. „Ich wünsche Ihnen beiden noch viel Spaß.“
    Als Anna und Daniel das Zimmer verließen, war sie schon fast eingeschlafen.
    „Bist du für heute hier fertig?“ fragte er vor der Tür.
    „Ja.“
    „Ich fahre dich nach Hause.“
    „Ich bin mit Myra verabredet.“ Wie immer war der Fahrstuhl gerade nicht da.
    „Dann setze ich dich ab.“ Er wollte sie für sich haben, außerhalb des Krankenhauses, wo sie so sachlich und professionell wirkte.
    „Nicht nötig. Wir treffen uns nur ein paar Blocks von hier entfernt.“ Zusammen betraten sie die Kabine.
    „Geh heute Abend mit mir essen.“
    „Das kann ich nicht. Ich habe etwas vor.“ Annas Hände waren fest verschränkt, als die Tür wieder aufglitt.
    „Morgen?“
    „Ich weiß nicht, ich …“ Sie war innerlich aufgewühlt. Als der Fahrstuhl hielt, trat sie in den Sonnenschein hinaus. „Daniel, warum bist du hergekommen?“
    „Um dich zu sehen, natürlich.“
    „Du warst bei Mrs. Higgs.“ Anna ging weiter. Sie hatte den Namen nur ein Mal erwähnt. Wieso hatte er ihn sich gemerkt?
    „Hätte ich das nicht tun sollen? Ich glaube, sie hat sich gefreut.“
    Kopfschüttelnd suchte Anna nach den richtigen Worten. Sie hatte nicht geahnt, dass er so freundlich sein konnte. Noch dazu, wenn es ihm gar nichts einbrachte. Schließlich war er Geschäftsmann, und in seinem Beruf ging es um Gewinn und Verlust. Die Rosen waren für ihn kein finanzielles Opfer, aber für Mrs. Higgs bedeuteten sie mehr, als man mit Geld kaufen konnte. Ob er das wusste?
    „Dein Besuch hilft ihr mehr als jede Medizin, die die Ärzte ihr geben können.“ Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Warum hast du das getan? Um mich zu beeindrucken?“
    Er brachte es nicht fertig, ihr in die Augen zu sehen und zu lügen. Natürlich hatte er vorgehabt, sie zu beeindrucken. Doch dann hatte er in Mrs. Higgs etwas von der verblas senden Schönheit und Würde seiner Mutter entdeckt. Und er würde sie wieder besuchen, nicht für Anna, sondern für sich selbst.
    „Auch das. Außerdem wollte ich mir den Ort ansehen, der dir offenbar so viel bedeutet.“
    Als sie nicht antwortete, schob er die Hände in die Taschen und ging mit ihr weiter. Er wollte ihr gefallen, und es erstaunte und beunruhigte ihn, wie sehr. Er wollte sie wieder lächeln sehen. Selbst mit einem ihrer kühlen Blicke hätte er sich begnügt. „Also, Anna, warst du nun beeindruckt oder nicht?“
    Sie blieb stehen und sah ihn an. Ihr Blick war nicht zu deuten. Und dann überraschte sie ihn, indem sie sein Gesicht zwischen die Hände nahm und es langsam nach unten zog, bis ihre Lippen seine berührten. Es war kaum mehr als die Andeutung eines Kusses, aber er traf ihn direkt ins Herz. Sie hielt ihn einen Moment lang fest und schaute ihm tief in die Augen. Dann ließ sie ihn los und ging wortlos davon.
    Zum ersten Mal in seinem Leben verschlug es Daniel MacGregor die Sprache.

5. KAPITEL
    Daniel saß in seinem Büro bei der Old Line Savings and Loan, zog an seiner Zigarre und hörte sich den Bericht des Bankdirektors an.
    „Außerdem schlage ich vor, Haus und Grundstück der Hallorans zu versteigern“, schloss der Mann.
    Daniel streifte die Asche ab. „Verlängern Sie den Kredit.“
    „Wie bitte?“
    „Ich sagte, verlängern Sie den Halloran-Kredit, Bombeck.“
    Bombeck schob seine Brille hoch und blätterte in den Unterlagen. „Wie ich schon sagte, die Hallorans sind mit der Abzahlung ihrer Hypothek sechs Monate im Rückstand. Selbst wenn Halloran, wie er behauptet, bald wieder Arbeit findet, wird er das in diesem Quartal nicht mehr aufholen können.“
    „Geben Sie ihm weitere sechs Monate Aufschub.“
    Bombeck erblasste. „Sechs …“ Er räusperte sich und rang die Hände. „Mr. MacGregor, Ihr Verständnis für die schwierige Lage der Hallorans ist anerkennenswert,

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