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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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brach Darius in heftiges Husten aus. Er war es nicht gewohnt, zu rauchen.
    „Siehst du?“ tadelte der Vikar ihn.
    Darius hatte endlich seinen Hustenanfall überwunden.
    „Vielleicht sollte dir dein Lehrer das nächste Mal statt Unterricht in den Waffen einen in Geschichte, Literatur oder Mathematik erteilen“, schlug der Vikar mit einem vorwurfsvollen Blick auf Lazar vor.
    „Ich bin bereits klug“, erklärte Darius ihm hochmütig.
    „Junger Mann, eine solche Haltung zeugt von ausgespro- chener Dummheit. Frag den Kapitän“, sagte Vikar. „Ihm machen die Künste und Wissenschaften ausgesprochenen Spaß. Er kann sogar Gedichte rezitieren – oder konnte es zumindest, bevor er die letzten Schläge auf seinen Kopf erhalten hat.“
    „Mit meinem Kopf ist alles in Ordnung“, entrüstete sich Lazar.
    Darius sah Lazar skeptisch an. „Gedichte?“ wiederholte er. „Das kann nicht sein.“
    „Leider ist es aber so.“ Lazar klopfte dem Jüngling auf die Schulter. „Was sagst du dazu, Darius? Du hast mir das Leben gerettet – ich schulde dir etwas. Wo willst du auf die Schule gehen?“
    Darius begann zu lachen und schaute den Vikar an. Nun hatte er tatsächlich den Eindruck, es handelte sich um einen Scherz.
    „Ich meine es ernst“, erklärte Lazar. „Ich werde dafür zahlen.“
    Darius wurde sofort ernst. Sogleich wurde er unru- hig und betrachtete misstrauisch die beiden Männer, die ihn ansahen. Die Angst, die sich in seinen Augen wider- spiegelte, berührte Lazar schmerzlich.
    Wie Malik doch ein Leben zerstören konnte, dachte er.
    Der Vikar versuchte rasch, das Thema zu wechseln. „Es ist nicht nötig, auf eine Schule zu gehen, wenn man mit seiner Erziehung beginnen möchte. Darius, ich möchte, dass du heute Abend das erste Kapitel dieses Buchs liest.
    Morgen werden wir darüber sprechen, und ich erwarte von dir, dass du auf meine Fragen vorbereitet bist. Wenn du

sie nicht beantworten kannst, musst du helfen, das Deck zu teeren.“
    Darius richtete sich auf, hob sein Kinn mit einem An- flug spanischen Stolzes und einer Hochmütigkeit, die ei- nem beinahe den Atem verschlug. Lazar wunderte sich darüber, denn er hatte geglaubt, Malik hätte Darius’ Stolz gebrochen. Aber vielleicht hatte die blutdürstige Rache des Jungen an dem Scheich ihn gereinigt.
    Darius sah verächtlich auf das Buch und schien nicht gewillt, es dem Vikar aus der Hand zu nehmen. „Ich brau- che keinen Unterricht im Lesen, Señor. Denn ich habe den sechsten Sinn.“
    „Hast du das?“ fragte Lazar betont locker, während er seine Zigarre paffte. Irgendwie glaubte er Darius sogar. Bisher hatte er noch niemals mit etwas geprotzt, was er dann nicht auch hätte tun können.
    Der Vikar zeigte sich weniger beeindruckt. Er erwiderte Darius’ herrischen Blick mit einem amüsierten Lächeln.
    „Ich denke, was unser kleiner hidalgo zu sagen versucht, ist, dass er in Wahrheit nicht lesen kann.“
    „Ich kann gern das Deck teeren“, erklärte Darius finster. „Vor harter Arbeit habe ich keine Angst.“
    Lazar kratzte sich am Kinn und musste schmunzeln. Er erinnerte ihn an die frühen Tage, als der Vikar sich entschlossen hatte, mit den Brüdern zu reisen. Aber er hielt Darius weiterhin für gefährlich, wenn man ihm in die Quere kam. Er wollte nicht, dass die Kehle des alten Mannes auf einmal durchgeschnitten war.
    „Darius, tu mir einen Gefallen“, sagte er, wobei er so tat, als hätte er gerade daran gedacht. „Geh in die Kombüse, und finde heraus, was Emilio heute für mein Abendessen vorgesehen hat. Dann suche Signorina Monteverdi auf, und sage es ihr. Capisce?“
    „Aye, Capitán“, erwiderte Darius ernst und strich sich erneut die Locke zurück. Dann verließ er, schweigend und geschmeidig wie eine Katze, das Sonnendeck.
    Nachdem er verschwunden war, sah Lazar seinen Freund an und schüttelte den Kopf.
    „Wo, in Gottes Namen, hast du diese Kreatur aufgetrie- ben?“ wollte der Vikar wissen.
    Lazar lachte. „Nicht ich habe ihn gefunden, sondern er mich“, erklärte er.

„Und er wird dich auch nicht so rasch wieder gehen lassen, wie es aussieht.“
    „Ein rätselhafter kleiner Bursche, nicht wahr? Er scheint sich nur wohl zu fühlen, wenn man ihn nicht beachtet oder ihm eine Aufgabe zuteilt. Bewegt man sich zu rasch, springt er beiseite, als befürchtete er, jeden Moment ge- schlagen zu werden.“ Lazar zuckte die Schultern. „Ich habe Emilio jedenfalls genaue Anweisungen gegeben, Da- rius gut zu ernähren. Er wird

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