Gaelen Foley - Amantea - 01
einen Dämonen verwandelt, dem sie nicht entkommen konnte.
Ein außerordentlicher, eindrucksvoller, gefährlicher Mann. Er stellte in mehr als einer Hinsicht eine Gefahr für sie dar. Ihr Körper zitterte beim Gedanken an ihn, bei der Berührung seiner Hände, seines Kusses – sie sehnte sich nach seiner Wildheit.
Lazar löste sich keuchend von ihr. „Nun behaupten Sie noch einmal, dass dies nicht die Antwort ist.“
Allegra brachte kein Wort heraus. Ihr Verstand schien ganz umnebelt zu sein. Als Lazar sie losließ, klammerte sie sich an den Mast. Einen Moment presste sie ihren Kopf an das raue Holz und schloss die Augen, um wieder zur Besinnung zu kommen.
Er beobachtete sie und lachte leise und bitter. „Sind Sie nicht froh, dass ich Sie verschont habe?“
Bebend sah sie ihn an. Dann schaute sie zum Horizont und atmete langsam und deutlich hörbar aus.
Sie saßen nebeneinander und berührten sich nicht, während die Sonne aufging.
12. KAPITEL
Welch eine Katastrophe!
Lazar wünschte sich, dass er Allegra niemals begegnet wäre. Eigentlich hätte er das Ganze vorausahnen müssen, wenn er im Umgang mit Signorina Monteverdi nur einen Moment seinen Verstand benutzt hätte. Nun sehnte er sich mit verzehrender Leidenschaft nach ihr. Und was noch schlimmer war: Er fühlte sich ihr innerlich verbunden. Diese Empfindung jedoch vermochte er oft erfolgreich zu verdrängen.
Am meisten von allem hasste er Selbstzweifel. Wie viel einfacher es doch war, nichts an sich heranzulassen, allem gegenüber gleichgültig, ja innerlich tot zu sein. Wie konnte sie es wagen, ihn an seine Pflicht zu erinnern!
Es war früh am Abend. Nach dem Sonnenaufgang war nichts Wunderbares vorgefallen. Kein Neubeginn hatte eingesetzt. Lazar wollte auch gar keinen. Es wäre wahr- haftig das Beste gewesen, wenn er sich ihr gleich am ersten Tag aufgedrängt hätte und danach mit ihr abgeschlossen hätte. Ja, genau so, dachte er angewidert.
Er ging zu seinem Seemannskoffer und suchte in dem Durcheinander drinnen nach einem Hemd. Dann holte er sich zur Beruhigung eine Flasche edlen Sherry und goss sich das Glas fast voll. Er schlenderte auf den Balkon, um sich unter den vergoldeten Überhang zu stellen, von wo aus er die schäumende Wirbelschleppe betrachtete, die sein Schiff in den Fluten hinterließ.
Nach einigem Nachdenken kam Lazar schließlich zu der Erkenntnis, dass es grausam von Allegra war, ihn so zu quälen. Sie riss alte Wunden auf und brachte sie erneut zum Bluten.
Ja, sie hatte einen wahren Aufruhr in ihm ausgelöst. Heute hatte er zum ersten Mal in seinem Leben vor sich zugegeben, dass sich sein Vater mit den Mördern lange ge-
nug einen Kampf geliefert hatte, bis er, Lazar, entkommen war. Sein Vater hatte sich geopfert, da er angenommen hatte, dass sein Sohn überleben und die Linie der Fiori aufrechterhalten würde.
Er hatte wohl nicht vermutet, dass er – wie hatte sie ge- sagt? – auf einem Piratenschiff umhersegeln und Menschen ihrer Habe berauben würde.
Sie dürfen Ihre Bestimmung nicht verleugnen, hatte sie erklärt.
Und wie ich das kann, dachte er und trank einen großen Schluck Sherry.
An diesem Morgen auf dem Ausguck hatte Allegra ihn dazu gebracht, vor sich selbst zuzugeben, dass er den letz- ten Wunsch seines sterbenden Vaters nicht erfüllte. Seit dem Zusammenbruch seiner Welt floh er vor seiner Be- stimmung. Er lief vor den Pflichten und der Verantwortung davon, für die er bis zum dreizehnten Lebensjahr erzogen worden war.
Er war genau so, wie sie gesagt hatte. Ein Feigling.
Er war ein eitler, selbstsüchtiger Mann, der ein sinnloses Leben führte. Er hasste Allegra dafür, dass sie die Wahr- heit erkannt hatte, und es war ihm auch nicht klar, wie ihr das gelungen war. Sie war doch nur eine schutzbedürftige Frau. Ein Engel mit reinem Blick.
Ja, er verübelte es ihr, dass sie ihn in dem vertrauten Frieden seines Elends gestört hatte. Dazu hatte sie kein Recht. Sie war eine Monteverdi, zum Teufel noch mal! Sie ärgerte ihn ungemein, und er begehrte sie mit solch einer Heftigkeit, dass es ihm beinahe den Verstand raubte. Er musste sie haben.
Bald.
Mein Gott, die Ärzte behaupteten immer, es sei ungesund für einen Mann, mit unterdrückter Lust zu leben.
Verflucht noch mal, er musste etwas dagegen un- ternehmen. Er brauchte Allegra, aber nach der Aus- einandersetzung an diesem Morgen war es erst einmal unwahrscheinlich, dass er seine Befriedigung bald finden würde.
Allegra verachtete ihn seines
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