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Gaelen Foley - Amantea - 02

Gaelen Foley - Amantea - 02

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erhören Sie mich Prinzessin
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Lateinisch verfasst war.
    „Darius.“
    Fragend sah er zu ihr hin. Sie zog gerade ein langes wei- ßes Band aus einer Porzellandose, die auf dem Kaminsims stand. Zu seiner Überraschung entdeckte er neben der Dose ein kleines Porträt von ihm. Die Königin hatte es in Auftrag gegeben, nachdem Darius das Leben des Monarchen gerettet hatte. Er war in Uniform und schaute ernst drein.
    Die Augen eines alten Mannes im Gesicht eines jungen, dachte er und fühlte sich durch den Anblick des Bildes seltsam bedrückt.
    Sein Leben würde vorbei sein, ehe es noch richtig begon- nen hatte. Dennoch verspürte er ein merkwürdiges Ziehen in der Magengegend, als ihm bewusst wurde, dass die Prinzes- sin ein Bild von ihm an einem Platz aufbewahrte, wo sie es jederzeit sehen konnte.
    „Darius“, sagte sie noch einmal.
    „Ja, Hoheit?“ erwiderte er geistesabwesend.
    Sie schaute ihn nicht an. „Ziehen Sie Ihr Hemd aus.“
    Er war sich nicht sicher, ob er sie richtig verstanden hatte. Verwirrt sah er zu ihr hin. Doch sie wandte ihm noch immer den Rücken zu und wickelte sich das weiße Band um ihre zerzausten Locken.
    „Wie bitte?“
    „Ziehen Sie bitte Weste und Hemd aus.“
    „Hoheit, glauben Sie mir, dass ich mich geehrt fühle, aber nicht in der Stimmung bin.“
    Serafina warf ihm einen tadelnden Blick über die Schul- ter zu. „Ich möchte Sie nicht verführen, Santiago. Sie sollen nur nicht verbluten. Ziehen Sie sich aus. Und zwar auf der Stelle.“
    Einen Moment lang wollte er ihr tatsächlich gehorchen. Dann beobachtete er, wie sie durch das Zimmer in das an- grenzende ging, und bemerkte, dass sie zumindest errötet war. Die meisten Frauen, die er kannte, hatten diese charmante Fähigkeit verloren.
    Serafina verschwand mit einem Kerzenhalter, und Darius beugte sich nach vorn, damit er sehen konnte, um welches Zimmer es sich handelte. Es war ihr Ankleideraum, wie er das an den Kleidern, die dort hingen, und den aufgereihten Schuhen, die sie niemals anbehielt, deutlich erkannte.

Als sie in den Salon zurückkehrte, hielt sie einige Handtü- cher über dem Arm, ein Nähkörbchen in der einen Hand und eine Flasche mit einer Flüssigkeit, die wie Whisky aussah, in der anderen. Sie legte alles neben seinem Stuhl ab, zog dann einen Polsterhocker heran, auf den sie sich vor Darius niederließ.
    „Gibt es etwas?“ fragte Serafina und faltete anmutig die Hände im Schoß.
    Schweigend blickte er sie an.
    „Sie haben noch immer Ihre Sachen an.“
    Sage üblicherweise nicht ich das? dachte er und betrachtete Serafina argwöhnisch.
    Ungeduldig zog sie die Augenbrauen hoch. „Warum leiden Sie lieber?“
    „Weil ich dann weiß, was ich zu erwarten habe“, erwiderte er.
    „Warum darf ich Ihnen nicht helfen?“
    Darius betrachtete das Nähkörbchen und dann Serafina. „Mit Verlaub, Hoheit – ich würde lieber nicht als königliches Nadelkissen dienen.“
    „Ich weiß, was ich tun muss“, sagte Serafina. „Einmal in der Woche helfe ich im Krankenhaus mit.“
    Darius wusste, dass die mildtätige Königin ihre Tochter dazu veranlasste, wenigstens einmal in der Woche etwas für andere zu tun und nicht nur dem eigenen Vergnügen nach- zugehen. Aber die Besuche im Krankenhaus bedeuteten doch sicher nicht mehr als ein aufmunterndes Lächeln und ein paar nette Worte an die Elenden.
    „Wenn ich genäht werden muss“, erklärte er, „dann werde ich das selbst tun.“
    „Sie sagten, dass der Schnitt über Ihren Rücken verläuft. Wie wollen Sie denn da herankommen, wenn ich fragen darf?“
    „Ich werde den Arzt aufsuchen.“
    Serafina bedachte ihn mit einem zuckersüßen Lächeln, beugte sich nach vorn und tippte ihm liebevoll mit der Fin- gerspitze ans Kinn. „Keine Lügen, Santiago. Ich weiß, dass Sie ihn nicht sehen werden. Vertrauen Sie mir nicht?“
    Spielte sie absichtlich die Störrische, oder wollte sie ihn quälen? Darius rückte ein paar Zoll auf dem Stuhl zurück, so dass er außer ihrer Reichweite war. Vielleicht konnte ein alter Kranker die Berührung dieser weichen Hände ertragen, ohne deren Besitzerin sogleich verschlingen zu wollen – er vermochte es jedenfalls nicht.

Serafina zuckte die Schultern und begann mit den Vor- bereitungen. Sie stand auf, holte ein Gefäß mit Wasser und erhitzte es über dem Kaminfeuer. Dann kehrte sie zu Darius zurück, kniete sich vor ihn auf den Boden und öffnete das Nähkörbchen.
    „Genügt Ihnen ein weißer Faden, oder hätten Sie lieber ei- nen bunten?“ erkundigte sie sich

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