Gaelen Foley - Amantea - 02
ihn sanft.
Gleichmütig zuckte Darius die Schultern und murmelte etwas Unverständliches.
Serafina wusste, dass er manchmal fastete. Er war ständig damit beschäftigt, einen Sieg nach dem anderen zu erringen, und schien doch im tiefsten Inneren nicht zu glauben, dass er wirklich zu etwas taugte. Es brach ihr fast das Herz.
Sie musste wieder an den Zorn denken, den er an Phi- lippe ausgelassen hatte, und fragte sich, was für ein Vulkan wohl unter der kühlen Fassade brodelte. Verbot es ihm sein gewaltiger Stolz, seinen Schmerz zu zeigen?
Zumindest hatte er sich dazu durchringen können, sich von ihr helfen zu lassen. Das ist doch ein Anfang, dachte Serafina entschlossen.
Sie ließ den Anhänger los und erhob sich. Daraufhin drückte sie Darius einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
„Ich bin gleich zurück“, flüsterte sie und holte den Topf mit dem inzwischen erhitzten Wasser.
Als sie es in zwei Schüsseln goss, wärmte der aufsteigende Dampf ihr Gesicht. Sie trug die Gefäße, stellte sie neben Da- rius auf den Boden und wusch sich als Erstes die Hände. Als das heiße Wasser ihren verletzten Ringfinger umgab, zuckte sie vor Schmerz zusammen.
Sie versuchte, den Reif mit dem großen Edelstein abzuzie- hen, aber der Ring war so verbogen, dass es nicht möglich war. Im Augenblick hatte sie keine Zeit, sich weiter damit zu beschäftigen. Es musste warten.
„Nun wollen wir uns das einmal anschauen.“ Barfuß ging sie an Darius’ linke Seite und strich mit dem Finger behutsam über seinen Nacken.
Unter ihrer sanften Berührung zuckte er zusammen. Sie legte ihm vorsichtig die Hand auf den Rücken, um ihn zu be- ruhigen, aber auch um ihre eigene Aufregung beim Anblick seines schönen, wohlgeformten Körpers zu überspielen.
Darius’ Haut fühlte sich warm und samtig an. Seine Mus- keln waren stahlhart, und Serafina hätte ihn am liebsten genauer erforscht und liebkost. Seine modelliert wirkende Brust verzauberte sie, und die Linie seines Halses entzückte sie. Sie konnte nicht widerstehen – sie musste über seinen kraftvollen Arm streichen, als sie sich seiner Wunde näherte.
Gehorsam und mit gesenktem Kopf saß Darius da. Sie spürte, dass er sich allmählich entspannte. Er schloss erschöpft die Augen, als sie seine Verletzung zu versorgen begann.
Nachdem sie das Blut von seiner linken Schulter gewa- schen hatte, berührte sie die Narbe in Form eines Sterns, die sich unter seinem rechten Schulterblatt befand. Dort hatte ihn vor acht Jahren die Kugel des Attentäters getroffen. Die Mediziner meinten alle einstimmig, dass er eigentlich der Verwundung hätte erliegen müssen.
Der Priester hatte ihm bereits die letzte Ölung erteilt, und ihr Vater hatte geweint, was unvorstellbar war. Sie selbst hatte sich wie eine Irrsinnige benommen. Gern dachte sie nicht daran, aber Darius’ Qualen hatten ihr Interesse an der Medizin geweckt.
Sie wrang das Tuch über der Schüssel aus und betrachtete dann den Messerschnitt genauer.
Er ging tief und blutete bei der leichtesten Berührung erneut.
„Eine Amaranttinktur sollte die Blutung stillen. Aber ich fände es besser, wenn wir auch noch nähen würden“, sagte sie nachdenklich. „Ich glaube, dass Sie etwa neun Stiche benötigen. Möchten Sie etwas trinken, bevor ich beginne?“
„Ich trinke keinen Alkohol.“
Ungeduldig verdrehte Serafina die Augen. „Das weiß ich. Ich schlage auch nicht vor, dass Sie sich betrinken sollen. Ich dachte nur, dass Sie vielleicht etwas gegen die Schmerzen möchten.“
„Nein“, erwiderte Darius kurz angebunden.
„Ganz wie Sie wollen“, meinte sie und durchtränkte ein trockenes Tuch mit Whisky.
Sie presste es auf seine Wunde und sah ihn dabei an, da sie sich sicher war, er würde eine Reaktion zeigen. Aber er schluckte nur einmal und schaute sie dann herausfordernd an. Widerwillig bewundernd schüttelte Serafina den Kopf.
Als Nächstes gab sie beißende Tinktur auf den tiefen Schnitt und hielt eine Weile ein Tuch darauf.
Sie schwiegen beide. Als sie einen Blick auf Darius warf, musste sie lächeln, denn er sah ganz so aus, als würde er jeden Moment einschlafen.
Ich fühle mich so verdammt müde, hatte er gesagt. Das war das erste Mal, dass er vor ihr eine menschliche Schwä- che zugegeben hatte. Mit gerunzelter Stirn zählte sie auf: Sein Gewichtsverlust, seine Gleichgültigkeit der Verlet- zung gegenüber und die Art und Weise, wie er sich auf Philippe gestürzt hatte – Serafina begann, sich Sorgen zu
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