Gaelen Foley - Amantea - 02
schalkhaft. „Scharlachrot? Vielleicht golden?“
„Ich habe wirklich nicht die Zeit, um mit Euch zu spielen, Hoheit.“
„Fordern Sie mich nicht dazu heraus, Sie an meine Stel- lung zu erinnern“, riet sie ihm. Sie hielt nun eine Nadel zwischen den Zähnen und zog einen weißen Faden aus dem Körbchen. „Wenn Sie sich weiterhin weigern, befehle ich es Ihnen. Ziehen Sie sich endlich aus, Santiago.“
Darius konnte sich nicht bewegen. Sein Herz pochte heftig, und er vermochte nicht mehr zu sprechen.
Nachdem Serafina eingefädelt hatte, legte sie die Nadel vorsichtig beiseite. Mit den Händen auf ihren Schenkeln schaute sie zu Darius auf.
Er sah zu ihr herab und fühlte sich wie ein gefangenes Tier. Nicht einmal zu protestieren wagte er. Was sollte er auch sagen? Fass mich nicht an? Er war kein geschickter Lügner. Während der vergangenen Jahre hatte es zwar mehrmals Mo - mente gegeben, in denen er Serafina begehrte. Aber da er sie nicht haben konnte, hatte er sich entschlossen, ihr mit kühler Ablehnung zu begegnen.
Nun schaute sie ihn an, als sähe sie etwas, das nur sie er - kannte und niemand sonst. Ihre ausdrucksvollen Augen fun - kelten ihn an und schienen Tiefen in ihm zu erhellen, die er lieber vergessen hätte.
Rette mich. Er saß da – verzaubert und beunruhigt z ugleich. Jemand bot ihm Hilfe an, und er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Nicht nur irgendjemand.
Es war Serafina.
Der einzige Mensch, dem er jemals vertraut hatte.
Die einzige Frau, die er niemals haben durfte.
Er schaute sie an und brachte kein Wort heraus.
Doch sie schien ihn zu verstehen.
„Also gut“, sagte Serafina sanft. „Bleiben Sie einfach sitzen, und ich mache es allein. “
Darius fand nicht mehr die Kraft, um sie abzuhalten. Er wusste, dass sie ihn nicht berühren sollte. Auch sie wusste
das natürlich, aber wann hatte sie jemals das getan, was sie sollte? Und wann hatte er jemals einen königlichen Befehl missachtet?
Als Erstes zog sie ihm das geöffnete Halstuch von den Schultern. Dann kniete sie sich zwischen seine Beine. Miss- trauisch beobachtete er jede ihrer Bewegungen, als sie seine schlichte Weste aufknöpfte. Er kam ihr kaum entgegen, als sie das Kleidungsstück über seine verletzte Schulter schob und es ihm dann ganz abstreifte. Sein Hemd darunter war mit Blut durchtränkt und zerfetzt.
„Sie Armer“, meinte die Prinzessin mitleidig. Als sie mit beiden Händen den nassen Baumwollstoff ergriff, um ihm das Hemd über den Kopf zu ziehen, rutschte Darius auf dem Stuhl zurück und blickte sie mit klopfendem Herzen an.
„Was ist los, Darius?“
Er schluckte, da sein Mund trocken war. Die Art, wie sie seinen Namen aussprach, ließ ihn schwindelig werden.
Sie erhob sich und stützte sich dabei mit den Händen auf seinen Knien ab. Er sah zu, wie sie aufstand, und spürte hef- tiges Verlangen. Sie erschien ihm wie eine Göttin, die einen Jüngling verführte.
Verwundert schaute Serafina Darius an, bis schließlich ein zärtliches Lächeln ihre Lippen umspielte.
„Schüchtern?“ fragte sie leise.
Es war ihm noch immer nicht möglich, zu sprechen. Seine Seele schien sich in seinen Augen widerzuspiegeln, und er wusste nicht mehr, was mit ihm geschah.
Langsam nickte er.
Serafina berührte seine Wange und strich ihm dann sanft eine Haarsträhne zurück. „Es wird nicht wehtun, Darius.“ Den Blick in die Ferne gerichtet, fügte sie hinzu: „Schließlich sahen Sie auch mich halb nackt.“
Ihre unverfrorene letzte Bemerkung riss ihn aus der Er- starrung. „Keckes Geschöpf“, flüsterte er und fühlte sich auf einmal erhitzt.
Sie blitzte ihn an.
Mein Gott, was tat er da eigentlich? Er brannte vor Ver- langen, sie zu berühren, mit den Händen über ihre schmale Taille zu ihren langen, schlanken Beinen zu streichen. Wie sehr sehnte er sich danach, diesen Satinmantel zu öffnen und ihre Haut zu riechen, die bestimmt nach Regen duftete. Da- rius klammerte sich mit den Fingern an die Armlehnen des Sessels, um gegen seine Begierde anzukämpfen.
Wenn der König jemals davon erfahren sollte, dachte er. Was dann?
Da wurde ihm bewusst, dass er in wenigen Wochen so- wieso schon tot sein würde. Nachdem er die Spione entlarvt hatte, stand ihm eine selbstmörderische Aufgabe bevor. Was für einen Unterschied machte es also?
Nun war es zu spät, noch zu flüchten. Er sollte Serafina wenigstens gestatten, seine Wunde zu versorgen.
Vielleicht wusste sie wirklich, was sie zu tun hatte, auch wenn
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