Gaelen Foley - Amantea - 02
davor standen üppige Topfpflanzen. Eine weiße Katze schlief auf den Kissen ihres Himmelbetts.
Ein großer Vogelkäfig stand mit offenem Türchen in der Nähe des Bettes. Darius bemerkte den Sittich, der auf einer Vorhangstange saß und ihn beobachtete. Auf einmal sprang ein kleiner Affe hinter einem Stuhl hervor und erschreckte ihn. Das Tier kreischte und begann, um ihn, den Eindringling, herumzuspringen.
Undankbares Wesen, dachte Darius und betrachtete finster den zierlichen Affen, der ihn anfauchte.
Darius hatte ihn Serafina zu ihrem fünfzehnten Geburtstag geschenkt. Er achtete nicht weiter auf das Tier und schaute auf den kleinen Tisch neben ihrem Bett. Dort lagen eine Haarbürste und ein Roman.
In diesem Moment erschien sie an der Tür zu einem angrenzenden Raum und trocknete sich ihr langes Haar.
„Darius.“
Er sah sie an und lächelte, da er sich ertappt fühlte.
Dann trat er auf sie zu. Erst jetzt stellte er fest, dass sie seine große Jacke durch einen Morgenmantel ersetzt hatte. Die Schärpe hatte sie sich um die schmale Taille geschlun- gen. Sie warf ihm ein Handtuch zu und ging zu dem Affen, dem sie zärtliche Worte ins Ohr flüsterte. Daraufhin sprang er auf ihre Schulter und kletterte auf ihren Kopf, wobei er sich an ihrer Stirn festhielt.
Serafina wandte sich Darius zu und fragte schalkhaft lächelnd: „Gefällt Ihnen mein Hut?“
„Charmant“, erwiderte er.
„Oh, vielen Dank.“ Sie ging zum Käfig des Affen, wo sie ihn sanft von ihrem Kopf hob. Als er sich an ihre Locken klammerte, zuckte sie zusammen, gab ihm jedoch einen Kuss und setzte ihn in seinen Käfig. Lächelnd schritt sie an Darius vorbei.
„Kommen Sie“, sagte sie.
Langsam trocknete er sich das Gesicht und das Haar, wäh- rend er ihr in den angrenzenden Raum folgte. Dort trat er beinahe auf den zerrissenen nassen Seidenstoff, der auf dem Boden vor ihm lag.
Er starrte auf die Überreste ihres Ballkleids. Vermutlich trug sie jetzt nichts unter ihrem blauen Satinmantel. Dieser bedeckte also nur ihre helle, makellose Haut.
Mein Gott, gib mir Kraft.
Als hätte sie es sich zum Ziel gemacht, ihn zu quälen, kniete sie sich in diesem Moment anmutig vor dem Kamin nieder, wo ein Feuer brannte. Sein geübter Blick weidete sich an
den schönen Rundungen ihres Hinterteils, während er sich herrlich sündige Bilder auszumalen begann.
Aber sie vertraute ihm.
Serafina entzündete ein Hölzchen am Feuer, mit dem sie dann eine Kerze anmachte. Diese trug sie von einem Wand- kerzenleuchter zum nächsten und erhellte somit in Kürze den kleinen Salon.
„Setzen Sie sich“, befahl sie und wies mit dem Kopf zu einem bequem aussehenden Sessel.
„Nein, danke.“
Überrascht blickte sie Darius an. „Nein? Sie wären auf der Treppe beinahe ohnmächtig geworden. Bitte setzen Sie sich.“
„Meine Sachen sind nass, und mein Hemd ist mit Blut befleckt“, erwiderte er kühl.
„Glauben Sie, dass mir der Sessel mehr bedeutet als Sie?“ Serafina lachte. „Sie sind wirklich ein Narr, Santiago. Las- sen Sie sich um Himmels willen nieder, bevor Sie zu Boden fallen.“
Aufseufzend warf er das Handtuch, das sie ihm gegeben hatte, über die Rückenlehne des gepolsterten Stuhls, damit der hellgelbe Brokatstoff nicht allzu stark befleckt wurde.
„Bitte beeilen Sie sich“, sagte Darius, nachdem er sich hingesetzt hatte. „Ich warte nicht gern auf Damen, die sich ankleiden.“
Sie lächelte ihm viel sagend zu und suchte dann etwas auf dem Kaminsims, wo verschiedene Dinge standen. Er blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn und schlug die Beine übereinander.
Einen Moment beobachtete er Serafina und genoss ihren Anblick. Dann schaute er sich im Zimmer um, das creme-, pfirsich– und goldfarben ausgestattet war.
Das ist also ihre Welt. An der Wand, die mit gestreiften Tapeten verkleidet war, hingen Porträts ihrer Katze, ihres Schimmels, ihrer Familie. Er entdeckte zierliche Vitrinen, in denen sich entweder Spitzen befanden, die wohl von ihr an- gefertigt worden waren, oder gepresste Blumen, die sie ge- sammelt hatte. In einer Ecke lagen Pfeil und Bogen, während auf einem niedrigen Tisch in der Nähe ein Mikroskop aus Perlmutt stand.
Ah ja, die große Naturwissenschaftlerin, dachte Darius mit einem Gefühl liebevollen Spotts. Auf dem Boden neben dem Tisch fiel ihm ein aufgeschlagenes Buch auf, worin Zeich-
nungen über das Wachstum eines Schmetterlings zu sehen waren. Darius runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass das Buch auf
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