Gaelen Foley - Amantea - 02
Warum liefen Sie vor mir fort?“
„Was sollte ich denn tun?“ erwiderte er. „Verstehen Sie meine Situation denn nicht? Oder können Sie es einfach nicht ertragen, wenn es einen Mann gibt, der Ihnen nicht zu Füßen liegt?“
Serafina blitzte ihn zornig an.
„Sie wollen das Unmögliche“, fuhr Darius fort. „Glauben Sie, ich weiß nicht, was Sie wollen? Denken Sie, ich fühle nichts? Aber manchmal sind unsere Sehnsüchte bedeutungs- los, Prinzessin. Und häufig lassen sich unsere Wünsche eben nicht erfüllen.“
Sie schaute ihn an, während sich seine Brust im Rhythmus rascher Atemzüge hob und senkte.
„Das mag sein. Aber in diesem Fall haben Sie Unrecht“, meinte sie sanft.
Darius sah woanders hin. „Sie wissen genau, dass eine Verbindung zwischen uns lächerlich gewesen wäre.“
„Und lächerlich zu erscheinen wäre das Schlimmste gewe- sen, nicht wahr?“ Sie ging zum Fenster und blickte hinaus. „Ich habe lange auf Sie gewartet, doch Sie sind niemals gekommen. Stattdessen erschien Napoleon und mit ihm die Bedrohung, die er für Amantea darstellt. Und da musste ich meine Pflicht tun, die mir durch meine Stellung auferlegt, wurde.“
Er betrachtete ihr Profil. „Dann ... Dann heiraten Sie ihn bloß aus Pflichtgefühl?“ fragte er unsicher und hielt den Atem an.
Serafina warf ihm einen gequälten Blick zu. „Scheren Sie sich zum Teufel, Santiago.“
„Was?“
„Wie können Sie es wagen, mich zu bitten, mein Herz zu öffnen, wenn Sie Ihr eigenes vor mir verbergen? Sie sind ein grausamer Mann.“
„Sie wollen Antworten?“ rief er zornig und schuldbewusst zugleich. „Also gut! Dann erkläre ich Ihnen, warum ich nie- mals um Ihre Hand angehalten habe. Weil wir zum Gespött des ganzen Hofes geworden wären! Sie sind eine Prinzessin königlichen Geblüts und ich der Bastard eines verarmten spa- nischen Conte und einer Tänzerin. Wir wären beide ruiniert gewesen.“
„Was kümmert mich das? Jedenfalls wären wir zusammen gewesen!“ rief sie leidenschaftlich und funkelte ihn an.
„Sie würden es in Kauf nehmen, von der Gesellschaft ver- achtet zu werden, um bei mir sein zu können?“ fragte Darius ungläubig. „Sind Sie wahnsinnig?“
„Es ist mir gleich, was die anderen denken oder sagen. Ich hasse sowieso die meisten Leute bei Hofe!“ platzte sie heraus. „Glauben Sie etwa, dass mir mein Leben als Zier- stück gefällt? Ich bin von Menschen umgeben, die mir fremd sind und die mich auch gar nicht kennen lernen wollen. Wie sehr wünschte ich mir immer, mit Ihnen zusammen zu sein, Darius!“
„Das sagen Sie. Aber Sie wissen doch gar nicht, was es heißt, ein Außenseiter zu sein“, erwiderte er barsch. „Wie es ist, niemals dazuzugehören.“
Serafina zuckte schmerzlich berührt zusammen. „Sie ge- hören zu mir.“
Er bemühte sich, seinen Tonfall sanfter klingen zu lassen. „Wir stammen aus verschiedenen Welten. Meine Welt würde ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschen, und Sie möchte ich da schon gar nicht mit hineinziehen. Habe ich nicht stets versucht, Sie zu beschützen? Ich kann nicht tun, was Sie von mir verlangen. Dazu fehlt mir der Mut.“
„Jemand zu lieben?“
„Ich weiß nicht, wie“, erwiderte er.
Serafina senkte den Kopf. Kurz massierte sie sich den Na- senrücken und schaute dann auf. „Das sind alles Ausflüchte,
Darius. Ich hoffe, dass Sie eines Tages jemandem gestatten, Sie zu lieben – auch wenn ich es nicht bin. Ich weiß nicht, wo- vor Sie Angst haben, aber ich hätte Ihnen niemals wehgetan. Nicht um alles in der Welt.“
Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
Eine Weile schwiegen sie beide.
Serafina verschränkte die Arme und musterte Darius. „Vielleicht sollte ich das heute tun. Ihnen eine passende Gattin auswählen.“
„Keine Frau wird mich jemals an sich fesseln“, meinte er.
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Doch Sie fesseln so manche Frau, habe ich gehört.“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu.
Daraufhin lachte sie freudlos und ging zur Tür.
„Wohin wollen Sie?“ erkundigte sich Darius.
„Oh, ich werde mich schon irgendwie beschäftigen“, ant wortete sie, ohne sich zu ihm umzudrehen. „Genießen Sie Ihr Einsamkeit, Santiago. Es steht Ihnen.“
Mit zusammengekniffenen Augen blickte er auf ihren hübschen Rücken.
„Später werde ich mir Ihre Wunde anschauen“, fügte sie hinzu. „Ich weiß, dass Ihnen das Leiden Freude macht, aber irgendwo gibt es Grenzen. Einer von uns muss
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