Gaelen Foley - Amantea - 02
Samtweiche Hände. Wie sanft sie sich auf seiner Haut anfühlen mussten, wenn sie ihn streichelten, ihn heilten. Er biss die Zähne aufeinander. „Sie müssen sich links halten, wo sich die Wege gabeln. Dann suchen Sie nach der weißen Pappel. Dort verlassen Sie den Pfad.“
Sie schaute an dem hochragenden Baum empor.
Darius warf heimlich einen Blick auf sie. Ihr schneeweißer Hals ging in ein makelloses Dekollete über, das ihr mädchen- haftes Kleid mit dem eckigen Ausschnitt nur dezent enthüllte. Dann schaute er auf ihre üppigen Brüste und bemerkte, dass deren Spitzen hart waren und gegen den leichten blauen Stoff rieben.
Er senkte den Blick, um sich zu beruhigen. „Kommen Sie, Princesa.“
Sie gingen zu einer Gruppe Fichten, während vor Darius’ innerem Auge das Bild ihrer herrlichen Brüste haften blieb – Brüste, die ihn an zwei reife Pfirsiche aus dem Paradiesgarten erinnerten.
Verbotene Früchte, dachte er.
Es war wahrhaftig besser, wenn er bald sterben würde. Er wollte in keiner Welt verweilen, wo es derartige Versuchungen gab, denen er niemals erliegen durfte.
Es wäre so einfach.
„Diese drei Fichten bilden ein Dreieck“, erklärte er in einem sachlichen Ton. Sie traten in die Mitte der Bäume, wo sich Serafina mit den Händen hinter dem Rücken hin- stellte und Darius mit dem Ausdruck unschuldiger Begierde anschaute.
Das ließ ihn beinahe die Selbstbeherrschung verlieren.
„Hier ist eine geheime Falltür“, sagte er. „Versuchen Sie, sie zu finden und zu öffnen.“
Gehorsam ging sie in die Knie und begann, den feuchten Waldboden abzutasten.
Darius beobachtete sie, wie sie die Fichtennadeln von einem eisernen Schloss wegfegte. Plötzlich stieß sie einen Schmer-
zensschrei aus und steckte sich gleich darauf einen Finger in den Mund.
„Was ist geschehen?“
„Ich habe mich verletzt“, sagte sie.
Nach einer Weile nahm sie den Finger heraus. Er schim- merte feucht, und Darius hielt sie für die erotischste Un- schuld, die er jemals gesehen hatte. Sie warf ihm einen widerspenstigen Blick zu. „Es tut nicht weh“, sagte sie und packte den Griff mit ihren lilienweißen Händen. Mit aller Kraft zog sie an der verrosteten Klappe. „Es klemmt!“
Er unterdrückte seinen Impuls, ihr zu helfen. „Sie müssen es selbst öffnen können.“
„Das kann ich aber nicht.“
„Doch, das können Sie“, erwiderte er ruhig. „Ich bin nicht in der Lage, Sie immer zu retten. Sie müssen selbst imstande sein zu überleben.“
„Darin sind Sie doch Meister“, meinte sie, versuchte es aber weiterhin. „Mein Bruder fertigt gerade einen Plan die- ser Tunnel für den fünfzigsten Geburtstag meines Vaters an. Das wussten Sie wohl nicht?“
Darius schüttelte den Kopf.
„Meine Mutter beabsichtigt, eine große Überraschungsfeier für ihn auszurichten. Ich nehme an, dass Sie auch dort sein werden. Ich nicht. Denn ich werde bei meinem Gatten in Moskau sein.“
Nein, das wirst du nicht, dachte Darius, sagte jedoch nichts. Er beobachtete, wie sich eine weiche schwarze Locke löste und ihr über die gerötete Wange fiel. Du bist so wunderschön.
Als sich die Falltür endlich mit lautem Ächzen öffnen ließ, fiel Serafina wegen des plötzlichen Nachgebens nach hinten. Doch sie strahlte vor Zufriedenheit.
Darius nahm sich vor, die Scharniere zu ölen. Wenn es sich um einen echten Notfall handelte, durften sie kein Geräusch machen.
„Beeilen Sie sich“, drängte er sie. „Sie kommen schon. Wenn Sie gefangen werden, verliert Ihre Familie alles.“
Serafinas Lächeln verschwand. Hastig stand sie auf und wagte sich die Stufen in die Dunkelheit hinunter. Darius ver- krampfte sich bei ihrem Anblick das Herz. Sie bewegte sich wie ein verängstigtes Kätzchen. Vorsichtig nahm sie die mit Spinnweben überzogene Fackel von der Wand.
„Zünden Sie sie an. Der Feuerstein sollte hier liegen.“
Die Prinzessin suchte.
„Sie müssen den Feuerstein finden, die Falltür hinter sich schließen und erst dann die Fackel anzünden“, wies er sie an. „Ihre Verfolger dürfen auf keinen Fall das Licht sehen. Sonst sind Sie verloren.“
„Ich habe ihn.“
Mit diesen Worten zog sie die Falltür über sich zu.
Darius wartete einige Minuten auf sie. Unruhig ging er auf und ab, während sie sich unter Tage damit abmühte, die Fackel zu entzünden.
„Ich schaffe es nicht“, erklang ihre gedämpfte Stimme zornig.
Er kniete sich hin, um durch den Schlitz an der Seite der Falltür zu rufen.
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