Gaelen Foley - Knight 01
teilen?“
„Du kannst doch unmöglich eifersüchtig auf sie sein.“
„Warum kann dich dieser gerissene alte Mann nicht in Ruhe lassen? Wenn es nun ein Trick ist?“
„Es ist kein Trick. Ich habe eben einen Brief von Lord Liver- pool bekommen, in dem er die Ernennung bestätigt.“
„Bestätigt? Wie lange weißt du denn schon Bescheid? Und hast mir nichts erzählt? Wie lang, Robert?“ fragte sie zornig.
„Ein paar Tage“, gestand er.
Wütend trat sie an den Schreibtisch und suchte den Brief des Premierministers heraus. Er sah, wie ihre Hände zitterten, und senkte den Kopf.
„,Wir brauchen einen klugen, kühlen Kopf Gleich da- rauf warf sie den Brief hin und trat ans Fenster, wo sie mit ver- schränkten Armen in die Ferne blickte. „Ich wusste, dass dies passieren würde“, meinte sie. „Ich habe es erwartet.“
Er wollte auf sie zugehen, überlegte es sich dann aber anders.
„Musst du heiraten, um an diese Mission zu kommen?“ frag- te sie in bemüht neutralem Ton, ihm immer noch den Rücken zukehrend.
Schmerz durchflutete ihn, als er erkannte, wie elend ihr zu Mute war. „Ich glaube, wir beide wissen, dass es nicht nur das ist. Selbst wenn ich diese Gelegenheit verstreichen ließe, wäre damit das Problem nicht beseitigt. Irgendwann muss ich mich ja doch standesgemäß verheiraten. Da kann ich doch auch die- se Chance ergreifen.“
Ein langes Schweigen trat ein.
„Für dich ist das die Chance deines Lebens, Robert. Viel- leicht ist es dein Schicksal. Gratuliere. Bestimmt wirst du dei-
nem Land mit dem dir eigenen Geschick dienen.“ Sie drehte sich um, ihr Gesicht eine starre Maske der Gelassenheit. „Mir bleibt nur übrig, dir Lebwohl zu sagen.“
„Nein!“ rief er aus.
„Was dann?“ Nun zeigte sie doch Ärger. „Was machen wir hier eigentlich? Wir verstecken uns vor der Gesellschaft und den Patronessen!“ rief sie aus und hätte vor Schmerzen bei- nahe gelacht. „Ich liebe einen Mann, der sich meiner schämt.“
„Das ist nicht wahr!“
„Doch. Du schämst dich für mich, genau wie du dich für dei- ne Mutter geschämt hast. Für dich war ich immer eine Hure, und das werde ich in deinen Augen auch bleiben.“
„Das ist eine Lüge!“ schrie er so zornig, dass sie zusammen- zuckte. „Ich habe dir tausend Mal gesagt, dass ich dich hebe.“
„Ja. Deswegen ist deine Entscheidung auch so seltsam.“ Sie schaute ihn durchdringend an und scheuchte ihn dann mit ei- ner abfälligen Geste weg. „Leb wohl, Hawkscliffe! Ich kehre nach London zurück.“
Er hielt sie am Arm fest. „Nein.“
Sie sah auf seine Hand und starrte ihm dann voll Zorn in die Augen. „Nimm die Hand weg!“
„Du gehst nicht!“
„Du bist nicht mein Herr und Gebieter.“ Sie riss sich los. „Ich lasse meine Sachen aus dem Knight House holen, wenn du nicht da bist. Die habe ich mir schließlich verdient.“
„Wohin willst du gehen? Was willst du anfangen?“ fragte er hart, während er sich vor ihr aufbaute, als wollte er sie ein- schüchtern. „Ohne mich hast du doch nicht einmal eine Blei- be.“
Sie schaute ihn weiterhin trotzig an. „Harriette wird mich schon aufnehmen. Ich suche mir einen neuen Gönner ...“
„Nur über meine Leiche.“
Eisig lächelte sie ihn an. „Tut dir die Vorstellung weh, ich könnte in den Armen eines anderen liegen? Wie fühlt es sich an?“
„Du gehst nicht zu Harriette zurück“, verkündete er mit zu- sammengebissenen Zähnen. „Verlass mich, wenn es sein muss, aber ich verbiete dir, wieder zu der alten ... Hurerei zurückzu- kehren. Ich geb dir alles Geld, das du brauchst ...“
„Ich will dein Geld nicht!“ schrie sie fast und schob ihn weg. „Wie kannst du es wagen? Wirst du es denn nie begreifen?“
Sie wirbelte herum, doch wieder hielt er sie auf. Sie stieß ihn vor die Brust, und er packte sie bei den Schultern und redete verzweifelt auf sie ein, um sie zu beruhigen. „Hör mich an!“ brühte er schließlich und schüttelte sie.
„Lass mich los!“
„Ich brauche dich“, flehte er sie mit zitternder Stimme an. „Geh nicht. Du bist die Einzige, die mich wirklich versteht. Du bist meine beste Freundin, Bel ...“
„Wie kannst du mich dann so behandeln?“ flüsterte sie mit Tränen in den Augen. Plötzlich hörte sie auf, sich zu wehren und wandte den Blick ab, hob die Hand an den Mund, um ein Schluchzen zu ersticken.
„Oh Gott“, stöhnte er, konnte es nicht fassen, dass sie ihm entschlüpfte. Aber er war machtlos dagegen. Als er
Weitere Kostenlose Bücher