Gaelen Foley - Knight 01
Regeln, das wisst ihr doch.“
Bel beschloss, dass sie nun nicht länger lauschen wollte, und betrat den Raum. Die anderen verstummten und wirkten ein wenig schuldbewusst, doch sie lächelte sie beruhigend an.
„Er hat Recht, Jacinda, Lizzie. Es macht mir nichts aus. Wir können ein geheimes Signal vereinbaren, was haltet ihr davon? Wenn ihr mich seht, öffnet ihr euren Schirm oder den Fächer, und ich erwidere diesen Gruß, indem ich dasselbe tue.“
„Ach, Miss Hamilton!“ riefen sie beide und umarmten sie. „Es tut uns so Leid!“
„Seid doch nicht albern. Ihr könnt ja nichts dafür. Insgeheim bin ich immer noch Pensionatslehrerin, und wenn ihr euch in der Öffentlichkeit nicht benehmen könntet, wäre ich sehr zor- nig.“
Dankbar lächelte Robert sie an, während sie die Mädchen la- chend umarmte.
„Alles wird gut. Und jetzt lauft und packt eure Sachen, denn anscheinend fahren wir nach London zurück.“ Erwartungsvoll blickte sie ihn an.
Er nickte. „Wenn es den jungen Damen nichts ausmacht, so würde ich gern allein mit Miss Hamilton reden.“
Nachdem Lizzie und Jacinda gegangen waren, verschränkte Bel die Arme vor der Brust und musterte ihn neugierig. „Was ist passiert?“
Seine dunklen Augen leuchteten triumphierend, als er sie in die Arme nahm und an sich drückte. „Du wirst es nicht glau- ben. Setz dich.“
„Wir fahren nach London zurück?“
„Ja, aber wir bleiben nicht lang dort.“
Verwirrt schaute sie ihn an. „Wohin gehen wir? Das heißt ... ich komme doch mit, oder?“
„Natürlich! Ohne meine politische Geheimwaffe gehe ich nirgendwohin, meine wunderbare, brillante, bezaubernde Gastgeberin.“
„Also? Was gibt’s? Du siehst aus wie eine Katze, die einen Ka-
narienvogel gefressen hat.“
„Bel, man hat mich ausgewählt, mit Castlereaghs Delegation zum Wiener Kongress zu fahren!“
Sie keuchte und schlug sich beide Hände vor den Mund. Aufgeregt hef er auf und ab. „Ist dir klar, wie spannend die- ser Kongress sein wird?“
„Ach, Robert, du wirst berühmt werden, genau wie deine Vorfahren!“
Er grinste und errötete. „Wir brauchen noch die Zustim- mung des Prinzregenten, aber dank Coldfell habe ich die Un- terstützung des Premierministers. Wellington nimmt natürlich auch teil.“
„Moment mal – was hast du da gerade über Coldfell gesagt? “ Sie entdeckte eine Spur Besorgnis in seinen dunklen Augen. „Er war es, der mich überhaupt erst vorgeschlagen hat.“
„Robert!“ Entgeistert starrte sie ihn an.
„Was?“ erkundigte er sich schuldbewusst.
„Wenn Coldfell darauf Wert legt, dass du fährst, muss ir- gendwo ein Haken sein.“
„Nun, natürlich“, murmelte er mit einem unbehaglichen La- chen. Bittend schaute er sie an und senkte dann den Kopf. „Gott, es fällt mir schwer, es dir zu sagen.“
Sie wurde bleich. „Er verlangt doch nicht etwa schon wieder von dir, dein Leben aufs Spiel zu setzen ...“
„Nein, nichts dergleichen.“ Er schluckte. „Du musst wissen, dass es überhaupt nichts zu bedeuten hat. Es ist nur ...“
„Robert?“
Er atmete tief durch und wappnete sich sichtlich. „Er will, dass ich seine Tochter Juliet heirate. Und ich habe zuge- stimmt.“
Hawk brachte es kaum über sich, Belindas schockiertem Blick zu begegnen. Ihre Augen waren ganz glasig, und ihr Gesicht war kreidebleich. Sie sank auf den nächstbesten Stuhl.
Er machte einen Schritt auf sie zu. „Bitte ... versteh das doch nicht falsch. Du bist es, die ich hebe. Irgendwann musste ich ja mal heiraten.“
Ihre Augen wirkten riesig. Kaum hörbar flüsterte sie: „Das kleine gehörlose Mädchen?“
„Ja. Coldfell hat keinen Erben. Seine Tochter muss vor sei- nem Tod einen Sohn bekommen, sonst fällt sein Titel an die
Krone zurück.“ Er ging vor ihrem Stuhl in die Hocke. „Cold- fell will nur, dass das Mädchen gut versorgt ist. Belinda ...“ Mit raschelnden Röcken erhob sie sich und ging an ihm vor- bei. „Sie ist in Jacindas Alter.“
„Das macht nichts. Meine Beziehung zu Lady Juliet wird so- wieso eher brüderlich sein. Du bist es, die ich liebe, die ich brauche, die mich inspiriert. Ich weiß, dass du meine Lage ver- stehst, Belinda. Bitte sag etwas.“
„Ich glaube, ich muss mich gleich übergeben“, flüsterte sie.
„Ich will nicht, dass dich das verletzt, Bel. Du weißt, dass ich diese Chance ergreifen muss.“
„Ein Sohn, Robert? Was soll ich sagen? Der Storch wird ihn dir nicht bringen. Wie soll ich dich mit einer anderen
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