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Gaelen Foley - Knight 01

Gaelen Foley - Knight 01

Titel: Gaelen Foley - Knight 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die schöne Kurtisane
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an sie erinnerte, weit weg war, oder daran, dass ihn die mächtige See beruhigte, jedenfalls ließ der Schmerz, der sein Herz so erdrückt hatte, allmählich nach. Die Abende waren seiner Aufgabe vorbehalten, aber tags- über genoss er das milde Aprilwetter, zog sich zurück, wann immer ihm danach war, lief barfuß am Strand entlang. Wenn er die Promenade und Badekarren hinter sich gelassen hatte, war er mit dem Meer und den Möwen allein. Er fasste wieder neuen Lebensmut.
    Morgens ruderte er meist aufs Meer hinaus und angelte. Ein- mal war das Wetter so verlockend, dass er seine Stiefel auszog, Rock und Weste abstreifte und vom Boot aus ins Wasser glitt. Das Meer war eiskalt und raubte ihm schier den Atem, doch er bekam einen unglaublich klaren Kopf dabei. Er tauchte, ge- noss die Stille, das blaugrüne Licht unter Wasser. Er dachte da- ran, wie Lucy im Teich ertrunken war, und versuchte es sich vorzustellen.
    Er blieb unter Wasser, bis seine Lungen schmerzten, fühlte sich wie immer allein, aber frei, schwebend, und er merkte, wie er ihrem Bann allmählich entkam, bis er schließlich keuchend wieder auftauchte. Zwar hatte er keine Perle gefunden, aber den seltsam tröstlichen Gedanken, dass er vielleicht mehr in das Bild verliebt war, das er sich von Lucy gemacht hatte, als in die Frau selbst. Er wusste, dass er mehr in seinen Vorstellun- gen als in der realen Welt lebte.
    Schließlich ruderte er ans Ufer zurück, wobei er sich so eins mit sich fühlte wie seit Monaten nicht mehr. Er war im Castle Inn am Westufer des Steine abgestiegen. Als er in seinem Ho- tel ankam, badete er erst einmal, zog frische Sachen an, aß und

machte sich dann auf zur allabendlichen Gesellschaft. Sein neuer Freund Dolph Breckinridge wollte im Park des Prinzre- genten ein Konzert besuchen.
    Mit der flotten Clique um Dolph Bekanntschaft zu schließen war leichter als erwartet gewesen, doch war es noch zu früh, das Gespräch auf Lucy zu bringen, ohne Verdacht zu erregen. Im Kreis der leichtlebigen Verschwender wurde er ziemlich oft wegen seiner Ehrbarkeit aufgezogen, doch akzeptierten sie sei- ne Bekanntschaft, weil ihr Ruf davon nur profitieren konnte. Und Hawkscliffe wartete einfach ab.
    Die Gesellschaften, die der Prinzregent in Brighton gab, wa- ren so riesig, dass Hawkscliffe sich fast anonym vorkam, wäh- rend er von Raum zu Raum schlenderte und hinaus auf den Ra- sen, wo das deutsche Orchester aufspielte. Zufällig stieß er dort auch auf Dolph, der allein auf der Terrasse stand und nach- denklich aufs Meer hinausstarrte.
    Nachdem er zehn Tage lang die Bekanntschaft des Baronet kultiviert hatte, konnte er heute Abend vielleicht endlich ein paar Fragen stellen. Hawk schlenderte zu ihm ans Geländer, wobei er seine Feindseligkeit sorgsam hinter einer Maske höf- licher Zurückhaltung verbarg. „Breckinridge.“
    „Hawkscliffe“, nuschelte Dolph, seufzte schwer und nahm noch einen Schluck aus der Flasche.
    Betrunken, dachte Hawk. Wunderbar. „Stimmt was nicht, alter Knabe?“
    Verstohlen sah Dolph ihn von der Seite an. „Waren Sie je ver- liebt, Hawkscliffe?“
    Hawk steckte die Hände in die Taschen und blickte gelassen auf die See hinaus. „Nein.“
    „Kann ich mir auch nicht vorstellen, bei einem so kalten Fisch wie Ihnen“, erwiderte Dolph, der so betrunken war, dass ihm gar nicht auffiel, wie unverschämt er war.
    Hawk zog eine Augenbraue hoch. „Sind Sie denn verhebt, Breckinridge?“
    „Hawkscliffe, ich hab einen wahren Schatz gefunden.“
    „Ah, die Brünette, die gestern Abend bei Ihnen auf dem Schoß saß?“
    Dolph schüttelte den Kopf. „Ach, das war doch nur zum Zeitvertreib. Nein, ich hab das schönste, bezauberndste, be- gehrenswerteste, klügste, süßeste Mädchen gefunden. Eine sol- che Liebe“, er presste die Flasche ans Herz, „können Sie sich

gar nicht vorstellen.“
    Hawk schaute ihn etwas perplex an. Bis jetzt hatte dieser Mann nur Leidenschaft für die Jagd, Pferde und Hunde ge- zeigt. „Erzählen Sie doch.“
    „Sie sollten sie sehen“, fuhr Dolph fort. „Nein – nein – ande- rerseits darf keiner sie kennen lernen, bevor sie meine Frau ist. Ich verstecke sie vor euch allen. Weiß Gott, Sie mit Ihrem Her- zogtitel und Ihrem Besitz würden sich auf sie stürzen und sie mir wegnehmen.“
    „So wertvoll ist sie Ihnen?“
    „Mehr als Sie je begreifen werden.“
    „Hat Ihr Engel auch einen Namen?“
    „Bel.“
    „Wann ist die Hochzeit?“
    Dolph seufzte. „Sie will mich nicht. Noch

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