Gaelen Foley - Knight 01
dass Sie kei- nen Schaden genommen haben, Miss, äh, Hamilton, nicht wahr?“
„Ach, Sie sind mir keine Hilfe.“ Sie nahm ihm die Münze aus der Hand und überreichte sie einem ihrer Schoßhündchen, dem jungen Duke of Leinster. Sie strich ihm dabei über die Wange und schenkte ihm ein Lächeln, das süß wie eine Brise auf der Insel der Glückseligen war.
„Danke, Leinster“, murmelte sie mit einem Zwitschern in der Stimme, das Hawk an die Macht der Sirenen erinnerte. Der hübsche irische Peer ging wie auf Wolken davon, um ihren Auftrag zu erledigen.
Verwirrt und fasziniert wandte Hawk sich zu ihr um, nur um festzustellen, dass er seine Chance verpasst hatte. Zwei verwe- gene junge Stutzer hatten sich zwischen sie gedrängt, um Miss Hamilton ihre Aufwartung zu machen. Sie hatten den ganzen Aufruhr nicht mitbekommen.
Miss Hamilton verbarg jedes Anzeichen von Aufregung hin- ter einem makellosen Lächeln. Die beiden Stutzer, mit denen sie nun leichthin flirtete, hatten keine Ahnung, dass Dolph sie praktisch tätlich angegriffen hatte. Nur Hawk wusste es. Hin- gerissen beobachtete er sie.
Sie ist wirklich eine hervorragende Schauspielerin, dachte er. Natürlich war sie das, erkannte er mit finsterem Blick, wäh- rend er wie ein Trottel vor der Nische stand. Nie im Leben hät- te er gedacht, dass er einmal um die Gunst einer kleinen Ko- kotte buhlen würde. Wofür hielt sie sich denn? Er, der Duke of Hawkscliffe, war zu ihrer Rettung geeilt, und ihr war das an- scheinend völlig gleichgültig.
Miss Hamilton erhob sich von der Bank und trat zwischen den beiden Dandys nach außen. Mit hoch erhobener Nase eilte sie an Hawk vorbei und auf die Menge zu, die sich umwandte und anbetend ihren Namen rief. Sie lachte fröhlich und streck- te die Arme aus, um die Huldigungen entgegenzunehmen. Die Herzöge von Rutland und Bedford sprangen herbei und zogen sie lächelnd mit sich zu den mit grünem Tuch bespannten Spieltischen, während ihr, wie Hawk zu seinem Erstaunen feststellte, sein größter politischer Gegner, der alte Lordkanz- ler Eldon, ein Glas Wein in die zarte Hand drückte. Das halbe Parlament scharwenzelte um sie herum.
Hawk stand da, ebenso verblüfft wie die beiden jungen Stut- zer. Dass eine Dirne an ihm vorbeistolzierte, als wäre er Luft, das war ihm noch nie passiert.
Offensichtlich hatte sie keine Ahnung, welch erhabene Per- sönlichkeit ... ach, nun sei schon still, schalt er sich. Er begann zu lachen und ging ihr nach.
Dolph kommen zu lassen war ein Fehler gewesen. Das wusste sie jetzt. Sie hätte sich nicht gestatten dürfen, sich an seinem Unglück zu weiden, aber dafür hatte sie ja büßen müssen. Es war ihm wahrhaftig gelungen, sie zu erschrecken und in Verle- genheit zu bringen. Sie versuchte, nicht mehr an diese Fehlein- schätzung zu denken und den Abend zu genießen.
Trotzdem, sie konnte es nicht lassen, sich Vorwürfe zu ma- chen. Kurz nach seiner Ankunft schien Dolph in Tränen aufge- löst. Krokodilstränen, dachte sie jetzt. Um keine Szene zu pro- vozieren, hatte sie sich bereit erklärt, mit ihm in einer stillen Nische zu sprechen, doch als er sie dort bedrängt hatte, war das Gespräch bald in eine hässliche Konfrontation ausgeartet. Zu- mindest hatte niemand außer Dolphs finsterem Freund diese demütigende Auseinandersetzung beobachtet.
Immer noch etwas erschüttert von Dolphs Gefühlsausbruch, aber mit einem entschlossenen Lächeln im Gesicht, schlug sich Bel den Baronet und seinen großen, dunklen, eleganten Freund aus dem Kopf und ließ sich zu einer Partie Vingt-et-un nieder, ihrem Lieblingsspiel.
Sie war keine echte Spielernatur, aber dieses einfache Spiel erwies sich für sie immer als profitträchtig. Die Einsätze wa- ren zu ihren Gunsten: Wenn Fortuna ihr erlaubte, ihren augen- blicklichen Gegner zu schlagen, einen wohlhabenden Stutzer,
würde sie seine edelsteinbesetzte Krawattennadel einstrei- chen, die gut und gerne fünfzig Guineen wert war. Wenn sie verlor, brauchte sie ihm nur einen Kuss zu geben – aber sie ver- lor nie, vielleicht aus dem einfachen Grund, dass sie nüchtern blieb, während die Herren alle betrunken waren.
Um den Tisch hatten sich Dutzende von Männern geschart, die ihr alle Beifall zollten, als sie die erste Runde gewann. Der junge Lord strich sich über das Kinn und betrachtete stirnrun- zelnd seine Karten.
Obwohl sie ihren Gegner ansah, nahm Bel wahr, wie der gro- ße, düstere Fremde – Dolphs Freund – herübergeschlendert kam. Eine
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