Gaelen Foley - Knight 01
gemacht, Robert?“ fragte sie nach lan- gem Schweigen fast schüchtern. „Ehrlich. Du kannst mir die Wahrheit sagen.“ Er wollte schon lachen, doch dann wurde er stocksteif, als sie hinzufügte: „Ich hab nämlich noch ... noch nie ...“
Schockiert starrte er sie an.
„Es hat dir nicht gefallen“, meinte sie verstört, als sie seine Miene sah.
„Nein, es war ganz wunderbar, mein Engel. Komm her“, flüsterte er und umfasste ihr Gesicht zärtlich mit beiden Hän- den. Er beruhigte sie mit einem sanften Kuss, der bald drän- gender wurde. Möge Gott ihm helfen, aber er glaubte ihr. Aber warum hatte sie beschlossen, ihm so ein Geschenk zu machen? Er zitterte, als er sie küsste. In diesem Augenblick war sie für ihn die Welt, er sog ihren Atem in die Lungen, fing ihren leisen Seufzer auf und verlor sich in ihr.
Mit seinem feurigen Kuss sagte er ihr ah das, was er nicht auszusprechen vermochte. Sie schmolz in seinen Armen dahin, erwiderte den Kuss mit derselben Heftigkeit. Er spürte, wie ihr Begehren sich wie eine knospende Rosenblüte im warmen Son- nenlicht entfaltete.
Er ließ seine Hand an ihrem Nacken hinabgleiten, hätte sie am liebsten auch dort geküsst, konnte sich aber nicht von ih- ren süßen Lippen losreißen. Er strich ihr über die weichen blonden Haare und fragte sich, was sie mit ihm anstellte. Ein paar Minuten später beendete sie den Kuss schwer at- mend. Sie lehnte sich zurück und starrte ihn an. Ihre veilchen- blauen Augen wirkten verletzlich und verstört. Er strich ihr über die Wange. „Schlaf mit mir. Erlaub mir, den Gefallen zu erwidern ...“
„Nein. Gute Nacht, Robert, ich muss gehen.“ Sie wand sich in seinen Armen, doch er hielt sie nur noch fester und lächelte
nachsichtig über ihre halbherzigen Anstrengungen.
„Bleib doch, mein Liebes. Schlaf in meinen Armen.“ Er um- fasste ihr Gesicht und neigte den Kopf, um sie zu küssen, doch sie glitt von seinem Schoß und eilte mit raschelnden Röcken aus der Bibliothek.
Hawk runzelte die Stirn, als sich die Tür schloss. Er fragte sich, ob er ihr nachgehen sollte, entschied sich dann aber dage- gen. Welche Gründe sie auch haben mochte, sie wollte jetzt nicht, angefasst werden, und er wollte bei ihr keinen Fehler machen. Besser als jede andere Frau, die er kennen gelernt hat- te, wusste sie, wie man die Männer auf Distanz hielt. Wie soll ein Ritter ihre Verteidigungswälle überwinden, die Festung er- stürmen und ihr Herz in Besitz nehmen, überlegte er und fühl- te sich plötzlich recht einsam. Sein Blick blieb am frisch ge- stimmten Flügel hängen, und ihm fiel ein, dass es ja noch an- dere Sinne gab, die man verwöhnen konnte.
Unsere Seele braucht Musik, ebenso wie sich unser Körper nach Berührung sehnt. Weise Pensionatskurtisane, dachte er mit einem reuigen Lächeln.
Unter großer Willensanstrengung stand er noch einmal auf. Hemd und Weste hingen ihm offen über der bloßen Brust, wäh- rend er zum Flügel hinüberging.
Erschöpft setzte er sich auf die Klavierbank und hob den De- ckel. Plötzlich empfand er melancholische Sehnsucht nach dem Teil seiner Selbst, den er im Lauf des Lebens verloren hat- te. Er schlug eine Taste an und spürte ihrem Ton in seiner See- le nach. Wenn Bel seine Berührungen zurückwies, wollte er ihr Musik schenken.
Die Elfenbeintasten fühlten sich glatt an. Er hielt inne, schloss die Augen und versuchte sich an sein Lieblingsstück zu erinnern. Um ihrer beider willen hoffte er, dass er immer noch in der Lage war, in sein Klavierspiel ah seine Gefühle zu le- gen ...
Völlig erschüttert und durcheinander zog Bel ihren Morgen- rock an und ging zum Frisiertisch.
Dieser Kuss. Mein Gott.
Ihre Hände zitterten, als sie ein wenig Wasser in die Wasch- schüssel goss. Sie stellte den Krug beiseite und beugte sich vor, um sich zu waschen, ganz überwältigt von der blinden Ver- zweiflung, die sie ergriffen hatte.
Sie konnte einfach nicht fassen, dass sie es getan hatte. Wie
eine waschechte Prostituierte hatte sie den Duke of Hawks- cliffe verwöhnt, und er war so ... schön gewesen. Schön in sei- ner Kapitulation, schön in seiner Erlösung, mit einem Glühen der Befriedigung in seinen dunklen Augen. Sie wusste selbst nicht so genau, warum sie es getan hatte, aber es hatte den An- schein, als wollte sie ihre Macht über ihn ausnutzen – um ihm zu zeigen, dass er sie eine Hure nennen mochte, sie aber genau wusste, wie sie seine Musterknabenfassade zum Einstürzen bringen konnte.
Sie
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