Gaelen Foley - Knight 01
wahrnahm.
„Was macht der Kopf?“ fragte sie mit sanfter Stimme.
„Tut immer noch weh“, murmelte er. „Du spielst nicht schlecht.“
„Nicht mal annähernd so gut wie du, wenn man den Gerüch- ten glauben darf.“
„Ich bin aus der Übung.“
„Warum spielst du nicht mehr?“
„Mir fehlt die Zeit dazu.“
Er hörte sie leise seufzen. „Unsere Seele braucht aber Musik, Robert, ebenso wie sich unser Körper nach Berührung sehnt.“ Sanft nahm sie ihm das Brandyglas aus der Hand, doch er rea- gierte nicht. Sie schob seine Knie weiter auseinander und trat vor ihn, um ihm die Halsbinde abzunehmen. Träge schlug er die Augen auf und starrte sie an.
Er versuchte es mit einem Einwand: „Meine Liebe, was glaubst du denn, was du da tust?“
„Ich sorge dafür, dass du es gemütlich hast.“
„Ah.“ Er schloss die Augen und genoss das ungewohnte Ge- fühl, wie sie mit schlanken Fingern sein sorgfältig geschlunge- nes Krawattentuch aufknüpfte und vom Hals zog.
Sie strich ihm über die Kehle und öffnete dann die obersten Knöpfe seines gestärkten weißen Hemdes.
„Besser?“ flüsterte sie und fuhr mit der Hand langsam über die Brust nach unten.
Er stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen einem zu- stimmenden Brummen und einem Stöhnen des Verlangens lag. Sein Herz raste.
Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und trat hinter den Sessel; voll Erregung spürte er ihre Nähe. Er bebte am ganzen Körper, als sie ihm durch das Haar fuhr.
„Bitte, was tust du denn jetzt schon wieder?“ erkundigte er sich streng.
„Deine Kopfschmerzen lindern, mein Liebling. Entspann dich.“
Verärgert über seine Reaktion, versuchte er ihr zu gehorchen. Wusste sie denn gar nicht, wie sehr sie ihn in Versuchung führ- te?
„Wo tut es weh?“ hauchte sie. „Hier?“
„Hmmmm“, sagte er zustimmend, als sie die Daumen auf zwei schmerzende Stehen am Nacken drückte. Sanft und doch fest ließ sie die Daumen über seine verkrampften Nackenmus- keln kreisen, bis sie sich allmählich entspannten.
So vergingen einige Momente.
„Belinda“, begann er dann vorsichtig und in sehr höflichem Ton, da er befürchtete, dass ein falsches Wort von ihm das En- de dieser herrlichen Massage bedeuten könnte, „die Sache heute im Fleet, mit Paris und dass du Pensionatslehrerin gewe- sen bist – ist das wahr? “
Sie hielt inne. „Robert, mein Lieber.“ Ihr Ton war sanft ta- delnd und eine Spur neckend. „Wie kommst du auf die Idee, unser Arrangement gibt dir ein Anrecht darauf, sämtliche De- tails meiner Vergangenheit zu erfahren?“
„Wenn es meine Schwester betrifft, geht mich deine Vergan- genheit sehr wohl etwas an.“
„Nun, keine Sorge, ich habe deine Schwester nicht verdor- ben. Lady Jacinda ist in Sicherheit. Allerdings besitzt das Mädchen eine sehr stürmische Natur, aber das ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass ihr die mahnende Stimme einer Mutter gefehlt hat.“
„Ich habe mein Bestes gegeben“, erwiderte er defensiv. Sie lachte und strich ihm über die Haare. „Bestimmt hast du das, mein Lieber, in allem. Aber du bist eben ein Mann.“
„Du weichst meinen Fragen aus.“
„Also gut, wenn du es unbedingt wissen musst: Ich habe an Mrs. Halls Pensionat eine Zeit lang Französisch, Musik, Ge- schichte und Anstand unterrichtet. Das war meine letzte ehr- bare Beschäftigung – vor dem hier. “
Hawk kratzte sich an der Augenbraue und versuchte, seinen Ärger zu verbergen. Es war eine Sache, sich von einer Kurtisa- ne die Schultern massieren zu lassen, aber bei einer verfluch- ten Pensionatsmamsell war das etwas anderes.
„Dolph hat dafür gesorgt, dass man mich entließ“, fuhr sie fort. „Er ist einen Monat lang jeden Tag hergekommen, um mich zu sehen, und hat die Schulleiterin schließlich davon überzeugen können, dass er mein Liebhaber ist – und dass ich weder ehrbar noch keusch bin und auf die Mädchen einen schlechten Einfluss ausübe. Mrs. Hall fand daraufhin, ich sei eine Gefahr für ihre Mädchen und dass mein ,Betragen’ die moralische Gesundheit meiner Schülerinnen bedrohe, und hat
mich entlassen.“
„Hast du ihr denn nicht gesagt, dass Dolph lügt?“
„Doch, natürlich. Aber wenn du Mrs. Hall kennst, weißt du auch, wie schwerfällig sie sein kann. Sie war um das Ansehen ihrer Schule besorgt. Ich wollte nicht, dass meinen Schülerin- nen noch vor ihrem Debüt irgendein Makel anhaftet, deswegen habe ich die Kündigung hingenommen, ohne mich groß zu
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