Gaelen Foley - Knight 02
gen auskratzen, doch Lucien hielt sie am Arm fest. „Wirf sie raus, Lucien! Wie konntest du sie bloß ins Haus lassen! Ich schwöre dir, Alice, wenn du auch nur ein Wort zu mir sagst, schmeiße ich dich aus Glenwood Park! Dann wirst du Har- ry nie Wiedersehen!“
„Beruhige dich!“ empfahl Lucien knapp.
„Lass mich los!“ Caro warf ihm Dutzende von Schimpf- wörtern an den Kopf, während er sie zur Tür zerrte und dort den Wachen übergab.
„Lady Glenwood hat zu viel getrunken. Begleitet sie auf ihr Zimmer und sperrt sie dort ein“, wies er sie an.
„Dreckskerle! Schurken! Lasst mich los, ihr Schweine!“ schrie sie die Wachen an. „Und du, du kleine Hexe, du brauchst gar nicht zu grinsen!“ kreischte sie Alice an, wäh- rend sie sich gegen die Männer zur Wehr setzte. „Hältst dich wohl für besonders rein? Er hat mich dazu gebracht – und dich bringt er auch noch so weit. Du wirst schon sehen, dass du auch nicht besser bist als ich! Zeig es ihr, Lucien. Tu das, was du am besten kannst. Zumindest etwas gibt es, worin du genauso gut bist wie Damien!“
Lucien schlug ihr die Tür so hart vor der Nase zu, dass sie in den Angeln erzitterte.
Erschüttert presste Alice die Hand an die Stirn. Im Zim- mer war es viel zu heiß, und außerdem lag es durchaus im Bereich des Möglichen, dass sie jetzt anfing zu weinen.
Lucien schwieg. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt, aber sie spürte den Zorn, der jede Faser seines Körpers durch- drang. „Sie ist betrunken. Hören Sie nicht auf sie. Aus ihr spricht nur die Scham.“ Als Alice darauf nichts erwiderte, drehte er sich um und schaute sie vorsichtig an. „Alles in Ordnung mit Ihnen?“
„Ich weiß nicht mal, warum ich gekommen bin“, wisperte sie mit zitterndem Kinn. Sie kämpfte mit aller Macht gegen die Tränen an.
„Warum sind Sie denn hier?“ fragte er leise.
Sie wollte es ihm nicht erzählen, aber die Worte stürzten nur so aus ihr hervor, während ihr gleichzeitig Tränen des Zorns in die Augen schossen. „Weil ich meinem Bruder auf dem Totenbett versprochen habe, dass ich mich um Harry und sie kümmern würde – und das ist nun der Dank! Sie rui- niert mein Leben! Ich liebe meinen Neffen, aber ...“ Abrupt verstummte sie und wandte Lucien den Rücken zu, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Mit zitternder Hand wischte sie sie weg und wirbelte dann wieder herum, denn schließlich war er an allem schuld. „Was haben Sie mit ihr gemacht?“ wollte sie, zitternd vor Zorn, wissen. „Sie sagte,
Sie hätten sie dazu gebracht. Was haben Sie ihr angetan?“ Er reckte das Kinn und sah sie an. „Nichts. Sie hat sich al- les selbst zuzuschreiben.“
„Weshalb mussten Sie zwischen ihr und Ihrem Bruder al- les zerstören? Warum?“
„Ist das nicht offensichtlich? Sie haben doch mitbekom- men, wie sie sich aufgeführt hat. Ich habe es zu seinem Schutz getan.“
„Lord Damien ist ein erwachsener Mann!“
„Er kennt sich mit Frauen nicht aus.“
„Und Sie wohl schon?“
„Manchmal.“
„Wo ist dann Ihre Frau, Lucien? Wo ist die Frau, die Sie liebt?“ schleuderte sie ihm entgegen.
Seine Miene wurde traurig, und einen Moment sah sie ihn so, wie er ohne seine vielen Masken war: einsam, verletzt, voll verzweifelter Sehnsucht nach Nähe. Düster starrte er sie an und senkte dann den Blick. „Nun, ich bin nicht ver- heiratet, Alice“, erwiderte er. In seiner Stimme lag nur noch eine Spur Sarkasmus.
„Genau das meine ich ja.“ Verärgert von den leisen Gewis- sensbissen, die sie verspürte, als sie bemerkte, wie sehr ihre Worte ihn getroffen hatte, wischte sie sich die Tränen ab und bemühte sich um einen sanfteren Ton. Auch wenn er eine verlorene Seele war – vielleicht wusste er es einfach nicht besser. „Die Liebe verändert die Menschen, Lucien. Wirk- lich. Wenn Sie die beiden in Ruhe gelassen hätten, vielleicht hätte Lord Damien Caro dann dabei helfen können, sich zu bessern. Und vielleicht hätte Harry dann im Leben etwas mehr Sicherheit gehabt und einen Vater, der ihm beim Er- wachsenwerden hilft.“
In seinem kantigen Gesicht spiegelte sich schuldbewuss- ter Zorn wider. „Das geht mich nichts an! Zum einen ist Lord Damien ziemlich durcheinander und zum anderen ... o Gott!“ Er lachte höhnisch. „Ausgerechnet Sie wollen mir ei- nen Vortrag über die Liebe halten? Was wissen Sie denn da- von? Ich würde mein Haus verwetten, dass Sie noch nicht mal richtig geküsst worden sind! Zum Donnerwetter!“ Oh- ne
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