Gaelen Foley - Knight 02
Respekt, Sir, aber das ist unmöglich.“
„Grausame!“ rief er milde aus und klang nicht im Mindes- ten überrascht. „Warum denn nicht?“
Tadelnd schaute sie ihn an. „Müssen Sie das wirklich fra- gen?“
„Wollen Sie etwa leugnen, dass wir uns zueinander hinge- zogen fühlen?“
Diese dreiste Frage, so lässig vorgebracht, verschlug ihr schier die Sprache. „Meinen Sie etwa, Sie könnten bei mir Erfolg haben, nachdem Sie bereits meine Schwägerin ver- führt haben?“
„Glauben Sie etwa, Sie könnten mir widerstehen?“ ent- gegnete er mit einem boshaften Glitzern in den grauen Au- gen.
Mit bebenden Nasenflügeln sprang sie auf, um aus dem Zimmer zu rauschen, doch er packte sie noch rechtzeitig am Handgelenk. Streng wandte sie sich zu ihm um. „Lassen Sie mich los! Gerade als ich dachte, Sie wären doch ganz nett, entsetzen Sie mich aus heiterem Himmel! Sie, Sir, sind ein- fach indiskutabel! Die Sachen, die Sie sagen ... Ihr ganzer Lebensstil ... Sie sind skandalös, empörend und einfach ... schlecht!“
„Ich weiß, ich weiß. Erkennen Sie denn nicht, dass ich Hil- fe brauche, mon ange? Es liegt doch auf der Hand, dass ich die tugendsamste Miss Tugendsam von allen brauche, damit sie mich rettet.“
„Retten Sie sich selbst! Wenn Sie mich hergerufen haben, nur um mit mir zu spielen, dann lassen Sie sich gesagt sein, dass ich mit Ihnen nichts zu schaffen haben möchte. Wahr- haftig …“, sie versuchte sich von ihm loszureißen, doch je heftiger sie zog, desto entschlossener umklammerte er ihre Hand, „... wenn ich je das Pech haben sollte, Ihnen in Gesell- schaft zu begegnen, werde ich Sie schneiden!“
„Sie drohen mir mit der allerschlimmsten Strafe“, erwi- derte er ernst, doch in seinen Augen blitzte es. „Da muss ich mich wohl bessern, aber wie? Warten Sie, ich habe eine Idee.“
„Warum überrascht mich das nicht?“
Er rückte mit einer Miene engelhafter Unschuld auf dem Stuhl vor. „Vielleicht könnte Ihre Tugendhaftigkeit ja auf mich abfärben. Vielleicht könnte ich mich unter Ihrem Ein-
fluss zum Besseren verändern. Was sagten Sie letzte Nacht noch? Über die Liebe?“
„Ich hätte wissen müssen, dass Sie sich nicht zu schade sind, meine eigenen Worte gegen mich zu verwenden.“
„Aber es stimmt doch, oder? Wollen Sie mich etwa nicht retten, Alice? Die Frauen möchten mich andauernd retten – natürlich hatte bisher keine Erfolg damit. Ich hatte gehofft, dass Sie Ihr Glück auch mal versuchen wollen.“
Ausdruckslos schaute sie ihn an. „Das sind sehr hübsche und auch einfallsreiche Komplimente, Lord Luzifer, aber ich bin kein Dummkopf. Sie haben nicht die geringste Absicht, sich zu ändern, und was die Liebe betrifft, so wissen die Schwäne auf dem See und die Wölfe im Wald mehr darüber, als Sie je erfahren werden, so klug Sie auch sein mögen. Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen möchten ...“
„Für Sie würde ich mich ändern, wenn Sie mir einen Grund zeigen könnten, warum es sich lohnt, ein guter Mensch zu sein.“ Er drückte ihre Hand an seine glatt rasier- te Wange. „Leiten Sie mich an, Alice. Ich bin immer offen für neue Ideen. Sie auch?“
Schwankend hielt sie seinem Blick stand. „Es ist grausam, so mit mir zu spielen“, stieß sie hervor.
„Es ist mein voller Ernst.“ Die Intensität seines Blicks machte ihr allmählich Angst. Wieder versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien, aber vergeblich. Er drehte das Ge- sicht weit genug, um ihr einen Kuss in die Handfläche zu hauchen, und schloss einen Moment lang die Augen. „Glau- ben Sie nicht, dass ich mit leeren Händen zu Ihnen komme. Ich möchte Ihnen auch helfen, Alice.“ Er öffnete die Augen und schaute sie zärtlich an. „Sie sind noch zu jung, um es zu erkennen, aber ich weiß genau, was Ihnen bevorsteht.“
„Tatsächlich?“ flüsterte sie und starrte ihn beunruhigt an.
„Ich habe es schon tausend Mal mit angesehen. Am Ende werden Sie wie die anderen sein. Ich kann Sie beschützen, Ihre helle, wunderbare Seele. Sie sind gefangen und ahnen es nicht einmal, aber ich kann Sie befreien. Lassen Sie sich von mir unter die Fittichen nehmen. Wenn Sie erlauben, zeige ich Ihnen, wie Sie die anderen überlisten können. Ich lasse ein- fach nicht zu, dass man aus Ihnen eine weitere hübsche, lee- re Hülle in Spitzen und französischer Seide macht. Dazu sind Sie einfach zu schade.“
Seine leisen Worte verschlugen ihr den Atem. Ihr war, als hätte er in ihre Seele
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