Gaelen Foley - Knight 02
trinken gegeben hat- ten.
Jetzt war er kein Gefangener. Er war frei in seinen Hand- lungen, konnte jedes Mittel nutzen, um sich zu retten – selbst wenn das hieß, dass er die traurigen Überreste seiner Ehre den Flammen überantwortete. Alice mit Körper und Seele für sich zu gewinnen wäre es ihm wert.
Um sein Gewissen zu beruhigen, beschloss er, dass er sie gehen ließe, wenn ihm das innerhalb einer Woche nicht ge- länge. Er besaß natürlich genügend Verhandlungsgeschick, um mehr zu fordern, als er zu bekommen erwartete. „In zwei Wochen lasse ich Sie in meiner Kutsche heimbringen, und zwar völlig unverletzt.“
„Zwei Wochen!“ stieß Alice entsetzt hervor. „Kommt nicht in Frage! Höchstens einen Tag!“
Lucien wandte sich an sie. „Zehn Tage.“
„Zwei.“
„Ach, kommen Sie. Es wird ein Riesenspaß, chérie. Bleiben Sie acht Tage.“
„Drei – und keine Stunde länger!“ rief sie voll Angst.
„Dann also eine Woche – und ich werde nicht ganz so ent- schlossen versuchen, Sie zu verführen“, bot er ihr mit einem sündigen Lächeln an.
„Eine Woche?“ wiederholte Alice verzweifelt.
„Du solltest einschlagen, meine Liebe. Wenn er sich näm- lich richtig Mühe gibt ...“ Caro seufzte bedeutungsvoll.
Von ihrer Bemerkung erzürnt, fuhr Alice sie an: „Du scheinst das alles ja recht amüsant zu finden, was?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe dich nicht gebeten herzukommen. Du hättest es nicht tun sollen.“
Ungläubig starrte Alice sie an. „Ich bin gekommen, um dir zu helfen!“ rief sie schockiert aus.
„Dir ist es aber nur gelungen, uns beide in Verlegenheit zu bringen.“
„Wie kannst du zulassen, dass er mir das antut? Eigentlich solltest du hier bleiben!“
„Vielleicht.“ Caro schaute zur Decke, als wählte sie ihre Worte mit Bedacht. „Aber ehrlich gesagt, Alice, als deine Schwägerin und Anstandsdame bin ich der Ansicht, dass du es mir gegenüber an Respekt fehlen lässt. Das ist äußerst är- gerlich für mich, und ich kann mir niemand Besseren als Lu- cien Knight denken, um dir Manieren beizubringen. Ich ha- be es wirklich satt, dass du herumrennst und dich wie eine Säulenheilige gebärdest. Du hältst dich für so viel besser, aber wir werden ja sehen, was von deiner Überlegenheit noch übrig ist, wenn er mit dir fertig ist.“
„Du ... ich ... du bist ja noch schlimmer als er!“
„Tatsächlich? Nun“, begann Caro verbindlich, „wir wollen nicht vergessen, wer dir ein Dach über dem Kopf bietet, mei- ne Süße.“ Sie betrachtete Lucien. „Und was dich angeht, mein Bester, so mag es ja schön und gut sein, mit dem Leben anderer zu spielen, aber eines sollte dir klar sein.“
„Was denn, ma chérie?“ fragte er mit einem charmanten Lächeln.
„Wenn du sie mir schwanger zurückschickst, wirst du sie heiraten.“
Sein Lächeln erstarb. Der Puls rauschte ihm in den Ohren. Er musterte Caro einen Moment lang, wobei er seine Miene verlebter Nonchalance mühsam beibehielt. „Abgemacht“, erwiderte er.
Seine Bereitwilligkeit schockierte ihn selbst, und Alice war vollkommen entsetzt.
Sie atmete so heftig, dass er sich Sorgen machte, sie könn- te in Ohnmacht fallen. Als er sie vorsichtig ansah, wirbelte sie herum, raffte die Röcke und rannte die Treppe hinauf. Sein Ahne schien aus dem Porträt zu blinzeln, als wolle er sagen: Gut gemacht, mein Junge.
Lucien war ganz seiner Meinung. Caro schaute ihn ab- schätzig an und rief nach ihrer Kutsche. Lucien schob die Hände in die Hosentasche und blickte unsicher die Treppe hoch, wo Alice verschwunden war. Insgeheim jubelte er über seinen Triumph und war im Übrigen ziemlich fassungslos, dass er damit durchgekommen war.
5. KAPITEL
Alice rannte zu ihrem Zimmer hinauf, schlug die Tür hinter sich zu und schloss ab. Dann schob sie noch einen Stuhl da- vor. Mit hämmerndem Herzen fuhr sie sich durch das Haar und ging unruhig im Zimmer auf und ab. Das ist einfach un- möglich. Was soll ich nur tun?
„Verdammt!“ rief sie. Heiße Tränen des Zorns stiegen ihr in die Augen. Sie trat ans Bett und begann höchst undamen- haft auf ihr Kissen einzuschlagen, wobei sie sich fast wünschte, es wäre Lucien Knights selbstzufriedenes, schö- nes Gesicht. Grausamer, gemeiner, verworfener Mann! Sie ti- gerte ein paar Mal durch das Zimmer, blieb schließlich ste- hen, legte die Stirn an den Bettpfosten und rang nach Fas- sung. Wie kann er nur etwas so Skandalöses tun? Aber was hätte sie von „Draco“
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