Gaelen Foley - Knight 02
hielt den Zei- chenblock vor sich hin, sorgfältig darauf achtend, dass die Kohle nicht verschmierte.
Ein Lächeln spielte um seine Lippen. Er wusste, dass es ihn erwischt hatte – selbst wenn sie verärgert war, fand er sie bezaubernd. Sanft hob er ihr Kinn an und blickte ihr for- schend in die Augen. „Hör zu. Wenn wir am Samstag nach Schottland aufbrechen, nachdem die letzten Gäste abgereist sind, könnten wir nächsten Mittwoch verheiratet sein.“
Sie riss die Augen auf. „Nach Schottland!“
„Ja, nach Gretna Green.“
„Du willst durchbrennen?“ Sie entzog sich ihm und mus- terte ihn empört.
„Natürlich“, erwiderte er, sofort wieder verunsichert.
So unberechenbar wie das englische Wetter, wurde Alice
plötzlich ganz prüde. „Geh da rüber und setz dich hin“, be- fahl sie ihm streng.
Er runzelte störrisch die Stirn, tat aber, was sie von ihm verlangte. „Du wirst ja ein fürchterlicher Drachen werden, wenn du mal alt bist.“
„Und du ein geiler alter Bock.“
„Ich weiß, dass es fashionabler ist, mit Ehedispens zu hei- raten, aber den gibt mir der Bischof nie“, sagte er. „Der hält mich für den Teufel.“
„Was ist mit einer ganz normalen Hochzeit? Mit Aufgebot und allem?“ fragte sie. „Oder hat das für dich etwa nicht ge- nug Flair?“
Grinsend schüttelte er den Kopf. „Das ist doch für die Bauern.“ In Wirklichkeit schauderte ihn bei der Vorstellung, sein Name könnte drei Wochen lang in der ganzen Gemeinde öffentlich aushängen. Vielleicht war Claude Bardou schon da, um nach ihm Ausschau zu halten.
„Verstehe.“ Alice setzte sich seufzend zurecht, legte die Wange auf die Faust und betrachtete ihn. „Vermutlich gibt es Schlimmeres als eine Hochzeit in Gretna Green. Was mich auf meine nächste Frage bringt.“
„Ja?“
Sie setzte sich auf, stützte die Ellbogen auf die Knie und faltete lose die Hände. Mit hochroten Wangen und gesenk- tem Blick fragte sie: „Was ist, wenn ... ein Baby kommt?“ Verblüfft starrte er sie an. Der Junggeselle in ihm hätte am liebsten die Beine in die Hand genommen, doch von irgend- woher stahl sich plötzlich ein seltsames Lächeln in sein Ge- sicht. „Der Teufel soll mich holen, aber ich glaube, das wäre gar nicht mal so schlecht. Was meinst du?“
Als ihr die Tränen in die Augen schossen, erkannte er, dass seine Frage einen wunden Punkt getroffen hatte, aber etwas verriet ihm auch, dass es Freudentränen waren.
„Würde dir das gefallen, Alice? Wünschst du dir Kinder?“ Sie stieß einen zitternden Laut aus, der halb Lachen, halb Weinen war, und legte die Hand vor den Mund.
„Aber natürlich“, flüsterte er. Allmählich begann er zu be- greifen. „Du hast praktisch deine ganze Familie verloren. Das ist es, was du dir mehr als alles auf der Welt wünschst, nicht wahr? Eine eigene Familie.“
Sie brach fast in Tränen aus. Er ging zu ihr hinüber, knie-
te sich neben ihren Schemel und nahm sie in die Arme. „Du bist mir so unendlich kostbar“, wisperte er.
Sie entzog sich ihm und wischte rasch ein paar Tränen weg. „Ich weiß, dass dir deine Partys wichtig sind. Ich war mir nicht sicher, ob du etwas mit Kindern zu tun haben möchtest ...“
Er schnitt ihr das Wort ab, indem er sie küsste, und rieb seine Nase an der ihren. „Weißt du denn nicht, dass ich da bin, wo du auch bist? Wenn du Kinder möchtest, dann will ich auch welche.“ Dann fügte er hinzu: „Außerdem weiß ich, wie es ist, wenn man einen Vater hat, der einen kaum beach- tet. Das würde ich meinem eigenen Kind nie antun.“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf. „Lieber Himmel, ich kann nicht glauben, dass ich das sage.“
„Ist es dir denn ernst damit?“
„Von Herzen ernst.“ Er streichelte ihren Arm. „Ich schen- ke dir jedes Jahr ein Baby, wenn dich das glücklich macht. Wir können jetzt gleich damit anfangen!“
„Lucien!“
„Ja, schon gut.“
„Ich bin so glücklich, dass du genauso denkst wie ich.“
Er hob ihre Hand an die Lippen und küsste sie.
„Aber, Lucien, es gibt noch ein Problem.“
„Was denn, Liebling? Was es auch sein mag, ich bring es in Ordnung“, murmelte er.
„Würdest du wirklich zulassen, dass deine Kinder den Vor- gängen in der Grotte ausgesetzt sind?“
Sein zuversichtliches Lächeln erlosch.
„Ich will keinen Mann heiraten, der ein halber Fremder ist. Ich mache dir einen Vorschlag: Tue drei Dinge für mich, dann heirate ich dich ohne Bedenken. Erstens musst du mir mitteilen,
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