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Gaelen Foley - Knight 03

Gaelen Foley - Knight 03

Titel: Gaelen Foley - Knight 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Graf und die schöne Waise
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Lucien blieb zu Hause bei Alice, warum also musste Damien ge- hen?
    Wenn sie schwanger wäre wie Alice, würde Damien viel- leicht bleiben. Aber sie wusste, dass sie sich da etwas vor- machte. Der Mann, den sie geheiratet hatte, der Mann, den sie immer noch liebte, war ebenso wenig fähig, seinen Männern den Rücken zu kehren oder den Waffenruf seines Landes zu ignorieren, wie sie fähig war, noch viel länger zornig auf ihn zu sein. Es ist hart, eine Soldatenfrau zu sein, schoss es ihr durch den Kopf. Inzwischen empfand sie leichte Verlegenheit, weil sie mit der Sache so schlecht zu- rechtkam, und hatte schon das Gefühl, sich selbst fremd geworden zu sein. Nie zuvor hatte sie eine solche Nieder- geschlagenheit, eine solche Verzweiflung verspürt. Sie wusste, dass sie es ihm noch schwerer machte, aber er war ja auch ihr Ein und Alles – ihr bester Freund, ihr Mentor, ihr Geliebter, ihr Gefährte –, und jetzt verließ er sie und würde vermutlich sterben. Sie wusste, dass er sie nicht ver- raten wollte, aber es fühlte sich trotzdem so an.
    Während sie einsam und mit schwerem Herzen die Stra- ße hinunterging, entfaltete sich ringsum lebhaftes Treiben. Überall herrschte Aufregung über den bevorstehenden Krieg. Eine Stunde lang ließ sie sich ziellos treiben, ging, wohin die Füße sie trugen. Als sie aufblickte, stellte sie fest, dass sie vor Luciens und Alice’ Haus in der Upper Brooke Street stand. Lange starrte sie es an. Dann atmete sie tief durch und streifte ein für alle Mal das Selbstmitleid ab. Sie straffte die Schultern, hob das Kinn und stieg die Haupttreppe empor.
    Zu ihrer Überraschung wurde ihr die Tür nicht vom But-

ler geöffnet, sondern von Lucien höchstpersönlich.
    „Na, so etwas, Miranda“, sagte er und zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Komm doch rein.“
    Ruhelos trat sie in die Eingangshalle.
    „Wo ist denn deine Kutsche?“
    „Ich bin zu Fuß gekommen.“
    „Ohne Lakai? Ohne Zofe?“
    Sie warf ihm einen warnenden Blick zu.
    „Anscheinend ist der Ehestreit immer noch in vollem Gang“, meinte er, ihre düstere, verschlossene Miene inter- pretierend.
    Als Miranda sich zu ihm umwandte, erhaschte sie im Spiegel einen Blick auf sich: Sie war kein armes, heimatlo- ses Waisenkind mehr, sondern eine elegant gekleidete Da- me von Rang und Vermögen, die ihrem Ehemann gegen- über gewisse Pflichten hatte, genau wie dieser Ehemann Pflichten gegenüber dem König hatte.
    Sie schaute Lucien direkt in die Augen. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten“, begann sie. „Sag mir, was ich in den Krieg mitnehmen muss.“
    Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Darf ich fragen, ob du dich entschlossen hast, mit in den Krieg zu ziehen?“
    Sie nickte energisch. „Er lässt mir ja kaum eine andere Wahl, der Schurke.“
    „Bravo, Miranda, bravo, meine Schöne“, murmelte er und schloss sie brüderlich in die Arme.
    „Aber ich hasse ihn immer noch dafür“, grummelte sie schniefend, dankbar für Luciens Zuneigung.
    „Ich wusste, dass du dich wieder beruhigen würdest. Ir- gendwer muss schließlich da drüben auf ihn aufpassen.“
    „Verrat ihm aber nicht, dass ich mitkommen will“, bat sie, wobei ihr kurzzeitig die Augen feucht wurden. „Wenn er es vorher erführe, würde er es nie erlauben.“
    „Keine Sorge, Schwester. Ich kann ein Geheimnis wah- ren. Also dann. Wollen wir mal überlegen, was du alles brauchst ...“
    Die Tage gingen voll hektischer Vorbereitungen vorüber, doch Miranda ließ Damien nicht merken, dass sie sich ent- schlossen hatte, ihn zu begleiten, da sie befürchtete, wenn

er Wind von ihrem Plan bekäme, würde er nur sagen, es sei zu gefährlich, und es ihr verbieten.
    Mit Luciens Hilfe legte sie sich inzwischen ebenfalls Vor- räte zu, trug die passenden Kleider zusammen, ließ sich Papiere ausstellen und brachte ihre Angelegenheiten in Ordnung. Mit ihrer Stute Fancy unternahm sie lange Aus- flüge in den Park, um ihre Reitkünste zu vervollkommnen, kaufte sich zu ihrem Schutz ein Paar Duellpistolen; enga- gierte eine Zofe, die selbst einmal im Armeetross gereist war, und verabschiedete sich heimlich von den Frauen der Knight-Familie, die ihre Entscheidung voll Ehrfurcht und Schrecken bestaunten.
    Schließlich dämmerte der siebenundzwanzigste März herauf, Ostermontag, der Tag, an dem Damien nach Rams- gate aufbrechen wollte, um von dort aus über den Kanal nach Ostende zu segeln.
    Miranda stand um halb vier Uhr morgens auf, um sicher-

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