Gaelen Foley - Knight 03
Furcht, Hoff- nung und Sorge, während Robert und Lucien unbeküm- mert zuschauten, wie die Fohlen zwischen den Stuten he- rumsprangen, und darüber sprachen, was für eine feine Zucht das werden würde.
„Winterley, du Mistkerl!“ ertönte das Geschrei von neu- em. „Dafür drehe ich dir den Hals um!“
Er starrte auf das frisch renovierte Haus und wandte sich dann voll Besorgnis an seine Brüder. „Ich sollte zu ihr ge- hen.“
„Davon würde ich abraten“, meinte Robert weise. In sei- nen braunen Augen funkelte der Schalk. „Nur Mut, mein Lieber.“
Lucien schlug ihm auf die Schulter. „Überlass das ruhig dem Arzt. Das rate ich dir.“
Damien fuhr sich mit der Hand durch das sonnenwarme Haar und blickte hilflos zum Haus hinüber. Ihn hielt es kaum noch da, wo er war, aber er hatte auch Angst hinein- zugehen. Die Schlacht von Waterloo war nichts im Ver-
gleich zu Mirandas erster Geburt. Das Baby hatte es nicht eilig gehabt. Zweifellos war es zu einem Prachtexemplar herangewachsen – wofür auch Mirandas Umfang sprach. Ihr Bauch war so enorm angeschwollen, dass sie prahlte, sie sei inzwischen fetter als König Louis.
In diesem Augenblick kam der vierjährige Harry heran- gestürmt, gefolgt von seiner eleganten Tante Jacinda, die nächsten Monat ihre zweite Saison erleben sollte. Lizzie und Alec schlenderten ein wenig langsamer hinterdrein. Sie alle waren gekommen, um Damien in den quälenden Stunden beizustehen, während er auf die Ankunft seines ersten Kindes wartete. Harry kletterte auf den Zaun und streckte die kleine Hand aus, um ein paar Fohlen anzulo- cken, aber vergeblich. Lucien hob den Knaben vom Zaun und setzte ihn sich auf die Schultern, während Alice näher kam, ihre sechs Monate alte Tochter Phillipa im Arm, die vor Aufregung gurgelte und gurrte, als sie ihren Papa sah. Mit stolz glänzenden Augen wandte Robert sich um, als Bel zu ihnen trat, den kleinen Morley auf dem Arm. Gera- de empfahl sie ihrem Kind, sich doch einmal die Pferdchen anzugucken. Der kleine Erbe der uralten Linie trug immer eine sehr nachdenkliche Miene zur Schau, was an einem Säugling doch sehr ungewöhnlich war.
Sosehr er seine reizende Nichte und die beiden Neffen liebte, wollte Damien doch endlich auch sein eigenes Kind in Augenschein nehmen.
„Meint ihr, dass es bald vorbei ist?“ fragte er Bel und Ali- ce verzweifelt.
Bel lächelte weise und murmelte: „Bald.“
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Alice. „Bestimmt wird alles gut.“
„Ich glaube nicht, dass sie mir je vergibt.“
„Doch, doch“, widersprach Lucien und beugte sich hi- nunter, um seiner Tochter einen Kuss auf die weichen Haa- re zu hauchen. Das Baby packte ihn an der Nase, und er lachte.
„Mylord?“
Damien fuhr herum, als der Butler über den Rasen geeilt kam.
„Der Arzt sagt, Sie können jetzt zu ihr.“
Die Frauen stießen aufgeregte Laute aus, doch Damien
war schon unterwegs ins Haus. Auf halbem Weg die Trep- pe hinauf erstarrte er, denn er hörte ein leises, zorniges Ge- heul. Und dann rannte er noch schneller. Etwas benommen und voll Ehrfurcht trat er dann ins Schlafzimmer. Der Arzt nickte ihm zu und zog sich dann mit einem weisen Zwin- kern zurück.
„Miranda!“
Sie drehte den Kopf auf dem Kissen, betrachtete ihn und streckte dann schwach die Hand nach ihm aus. Seine Frau war bleich und schweißüberströmt, und das dunkle Haar klebte ihr im Gesicht.
Sein Herz schlug heftig, als er sich ihr näherte und auf das winzige Bündel hinunterblickte, das sie beschützend im Arm hielt. Sie sah von ihrem Baby zu ihm und lächelte ihn voll Anbetung an.
Er ergriff ihre Hand, kniete neben dem Bett nieder und schaute erst sie und dann das Baby an.
„Es ist ein Junge“, flüsterte sie.
Er konnte nichts sagen und kaum fassen, dass es real war und nicht irgendein wunderbarer Traum. Als er seinen Sohn betrachtete, füllten sich seine Augen mit Tränen. Das Baby war ein rotgesichtiges, sich windendes kleines Ding mit einem winzigen schwarzen Haarschopf.
Vor lauter Staunen und Unglauben begann Damien zu lachen. Rasch zählte er Finger und Zehen. Alle da.
Miranda berührte ihn am Arm. Sie lächelte, und in ihren Augen standen Tränen. „Ist das nicht das herrlichste We- sen, das du in deinem ganzen Leben gesehen hast?“ fragte sie.
„Ja.“ Voll Ehrfurcht beugte er sich über sie und hauchte einen Kuss auf ihre feuchte Stirn. „Ich ... ich glaube, ich stehe unter Schock.“
Ihr Lächeln wurde breiter.
„Wie geht es
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