Gaelen Foley - Knight 03
ließ. Langsam atmete er aus.
Und dann ging er zu ihr, um es ihr zu sagen.
Miranda sah Damien über das nasse, sumpfige Gras auf sich zukommen und stieg auf die Hügelkuppe, um dort auf
ihn zu warten. Der Wind wehte heftig, doch die Sonne wärmte sie. Das Nachmittagslicht fiel in schrägem Winkel ein, der Himmel hinter ihm hatte dieselbe Farbe wie Da- miens Augen, und die silbern umrandeten Wolken türmten sich zu hohen Gebirgen auf, hin und wieder von einem Lichtstrahl durchbohrt.
„Können wir unseren Salon hier nach draußen verla- gern?“ fragte sie fröhlich und zeigte auf die Bäume. „Ich kann mir keinen schöneren Ort vorstellen, um unsere Be- sucher zu empfangen.“
Er lächelte. Er trug Lederhosen und einen kurzen Leder- rock, und um den Hals hatte er einen hübschen karierten Schal geschlungen. Seine hohen Stiefel waren schlammbe- deckt. Er kam auf sie zu und zog die dicken ledernen Ar- beitshandschuhe aus.
„Das Sofa könnten wir hier hinstellen …“, sie deutete mit dem Finger auf eine Stelle, „... und den Tisch dahin. Und dann können wir zwei Schaukeln in die Bäume hängen, anstelle der langweiligen Stühle. Was meinst du?“
„Wo ist dein Mantel?“
„Mir ist nicht kalt. Ich habe eine kräftige Konstitution“, prahlte sie, doch dann verging ihr das Lachen, als sie den bekümmerten Ausdruck in seinen grauen Augen bemerkte. „Was ist, Liebling?“ Sie tänzelte zu ihm hinüber und be- rührte sanft seine Unterarme.
Er steckte die Handschuhe ein und ergriff ihre Hände, wobei er kurz innehielt und ihr ein Blütenblatt aus dem Haar zupfte. Er ließ es los, und der Wind trug es davon. Ab- wesend blickte er dem Blütenblatt nach.
Miranda berührte ihn an der Brust. „Damien?“
Er hob das Kinn, wobei er sie immer noch nicht anschau- te. Er sah zum Fluss. „MacHugh und Sutherland sind ge- kommen“, begann er. Diesen Tonfall hatte sie schon seit Wochen nicht mehr gehört. Ihr fiel auch die Anspannung in seinen breiten Schultern auf.
„Bleiben sie zum Essen? Wir müssten sie zum Gasthof in Littlewick mitnehmen ...“
„Sie sind schon wieder fort.“
„So schnell?“
„Ja.“
„Was haben sie denn gewollt?“
Da schaute er sie endlich an, und in seinem Blick lagen Zorn und Schmerz. „Sie haben Nachrichten aus London gebracht.“
„Schlechte Nachrichten?“
Er nickte.
„Was denn?“
„Napoleon ist von Elba geflüchtet“, erwiderte er zö- gernd. „Er marschiert auf Paris zu. Wellington versammelt die Armee ...“
„Nein!“ rief sie keuchend aus, entzog sich seinem leich- ten Griff und wich zurück. Sie wurde bleich. „Nein, Da- mien. Nein.“
Ein schmerzvoller Ausdruck huschte über sein fein ge- meißeltes Gesicht. „Ich muss gehen“, rang er sich ab. „Du weißt, dass sie mich brauchen.“
„Ich brauche dich auch!“ Der Wind trug ihren Schrei über den Fluss.
Mit kummervoller Miene trat er auf sie zu. „Miranda.“
„Du gehst nicht, Damien! Nein! Ich verbiete es!“
Er schwieg.
Sie wusste, dass er sich schon entschieden hatte. Ihr Mund wurde trocken vor Furcht. Vor Sorge und Kummer wurde ihr ganz schwindelig. „Damien, ich kann das nicht zulassen“, sagte sie mit erzwungener Ruhe, obwohl ihre Stimme zitterte. „Ich kann dich nicht verlieren. Es hat all meiner Kraft und meiner Liebe bedurft, um dir aus deiner Dunkelheit herauszuhelfen. Beinahe hätte ich dich verlo- ren. Wenn du dich jetzt wieder all der Gewalt und dem Blutvergießen aussetzt, könnte dir dasselbe noch mal pas- sieren, und vielleicht kann ich dich diesmal nicht retten.“ „Es ist meine Pflicht.“
„Deine Pflicht liegt hier bei mir! Ich bin deine Frau! Du bist mein Ehemann, und ich brauche dich hier!“
„Ich muss das zu Ende bringen, Miranda. Ich habe so hart gekämpft, so viel geopfert – das korsische Ungeheuer darf den Thron nicht mehr besteigen.“
„Das ist in Frankreich! Was kümmert es dich? Es ist nicht unser Land ...“
„So einfach ist das nicht, Liebste“, flüsterte er. „Wenn wir ihn nicht sofort aufhalten, setzt er sich fest, und dann fängt die ganze Sache von vorn an. Ist es das, was du dir
für unsere Kinder wünschst?“
„Ich will, dass unsere Kinder ihren Vater kennen!“ Sie wirbelte herum und rannte fort, weil sie es nicht mehr er- tragen konnte.
Bis zum Fluss lief sie, blind vor Tränen. Sie ließ sich bei den Binsen zu Boden sinken und starrte ins rauschende Wasser. Sie fühlte sich betrogen und hatte schreckliche Angst. Er wollte sie
Weitere Kostenlose Bücher