Gaelen Foley - Knight 03
Wimper gezuckt hatte. Er küsste sie mit heißer, glühen- der Hingabe, wich dann ein Stückchen zurück und be-
trachtete sie mit einer brennenden Intensität, die sie bis in die Seele erschütterte. „Ich komme zu dir zurück“, ver- sprach er wild.
„So Gott will“, entgegnete sie leise.
Er schüttelte den Kopf. „Ich komme zurück.“
Sie stieß einen Schrei aus, als er sich abrupt von ihr ab- wandte, die Tür aufriss und zu seinem Pferd nach draußen marschierte. Sie folgte ihm bis zur Tür und beobachtete, wie er sich in den Sattel schwang. Jede seiner Bewegungen kündete von Präzision und neuer Willenskraft. MacHugh und Sutherland nickten ihr zu. Damiens graue Augen blitzten, als er ihr noch einen Handkuss zuwarf, und dann riss er sein Pferd herum und galoppierte mit seinen Män- nern davon, um gegen Napoleon zu kämpfen.
Lang nachdem er außer Sichtweite war, stand Miranda noch schluchzend an dem Fleck, wo er sie verlassen hatte, bis ihre Zofe kam und sie zurück ins Zimmer führte.
Der Regen wurde heftiger.
Später am Abend hörte Miranda, dass von General Blü- cher eine weitere Eilbotschaft gekommen war, die Welling- ton auf dem Ball der Richmonds überbracht wurde. Was auch darin gestanden haben mochte, sie führte dazu, dass die Offiziere und der Hauptbefehlshaber den Ball umge- hend verließen, und bevor der Morgen graute, war das ge- samte Heer schon unterwegs nach Süden, wo Damien mit seinem Bataillon bereits stationiert war. Viele der Zivilis- ten verließen Brüssel und begaben sich nach Antwerpen, doch Damien hatte Miranda diesbezüglich keine Anwei- sungen erteilt, und außerdem hegte sie nicht den gerings- ten Wunsch, ihren jetzigen Aufenthaltsort zu verlassen, auch wenn es gefährlich war zu bleiben. Eine Winterley liefe nicht weg, erklärte sie ihrer Zofe.
Am nächsten Morgen hatte es aufgehört zu regnen, doch es blieb bewölkt und verhangen. Von ihrem Zimmer hoch droben im Hotel konnte sie den blaugrauen Rauch sehen, der in der Ferne über dem Schlachtfeld aufstieg, doch als die Fenster in ihrem Zimmer wegen des entfernten Artille- riefeuers nicht aufhören wollten zu klirren, ertrug sie es nicht länger und rannte hinaus zu den anderen Offiziers- frauen, die bereits Vorbereitungen zur Versorgung der Ver- wundeten trafen. Miranda gesellte sich zu ihnen, froh um
eine Aufgabe. Aus dem nervösen Geplauder schloss sie, dass die anderen Frauen anscheinend glaubten, die Liebe könne ihren Gatten vor jeder Gefahr bewahren. Miranda teilte diesen Glauben nicht. Sie hatte mit ansehen müssen, wie ihre Eltern ertrunken waren, und daraus gelernt, dass die Liebe nicht mächtig genug war, um sinkende Boote an der Wasseroberfläche zu halten, und vermutlich wäre sie auch nicht mächtig genug, um ein Geschoss abzulenken. Tatsächlich wappnete sie sich tief im Innersten sogar dage- gen, allzu sehr auf Damiens Rückkehr zu hoffen, trotz sei- nes tapferen Versprechens.
Samstagabend brachte ihr ein Kurier eine Botschaft von ihm, und sie weinte vor Dankbarkeit, als sie erfuhr, dass er im Augenblick in Sicherheit war. Sie küsste das Blatt Pa- pier, das er berührt hatte. Er berichtete, dass sie General Ney bei Quatre Bras vernichtend geschlagen hätten, dass die Schlacht aber noch lange nicht vorüber sei. In jener Nacht schlief sie nicht mehr als eine Stunde und betete mehr als in ihren ganzen zwanzig Lebensjahren davor: Bit- te, lieber Gott, sorg dafür, dass mein Baby seinen Vater kennen lernt. Bitte mach, dass es nicht als Waise aufwach- sen muss, so wie ich.
Der achtzehnte Juni, ein Sonntag, kam und ging. Sie be- suchte den Gottesdienst in der Kathedrale, und der Pries- ter versuchte, ihnen allen Mut zuzusprechen, während die großen Buntglasfenster klirrten, als begehrte der Teufel Einlass. Ihre Zofe war ungerührt wie die ägyptische Sphinx, doch Miranda zitterte vor Sorge und Erschöpfung. Am Abend erfuhren sie, dass es auf einem Feld bei Water- loo zu einer großen Schlacht gekommen sei, die immer noch andauerte.
Und dann kamen die Verwundeten. Miranda eilte hinaus, um ihre Hilfe anzubieten und um das Neueste zu hören. Niemand schien etwas vom Hundertsechsunddreißigsten Regiment zu wissen.
„Die Kavallerie hat schwer gekämpft“, sagte ein Mann mit bandagiertem Gesicht, der von einem Säbel getroffen worden war. „Vielleicht müssen wir alle noch nach Ant- werpen fliehen, wenn Blücher nicht bald mit Verstärkung kommt.“
Sie stürzte sich mit ganzer Kraft in die Aufgabe,
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