Gaelen Foley - Knight 04
umstellt. Völler Entsetzen suchte Jacinda nach einem Aus- weg und rutschte weiter nach hinten, während ihr Herz wie verrückt schlug.
„Komm raus! Komm raus da, du verfluchter Jackal!“
„He, Blade, hier drin versteckt sich einer! Wahrscheinlich hat er was abgekriegt!“
„Nun, dann lasst uns ihm den Gnadenstoß geben.“ Sie er- kannte seine Stimme sofort, sie klang kühl, leise und töd- lich. „Den übernehme ich.“
„Pass auf, Mann ...“
O nein, dachte sie entsetzt, und das Blut gefror ihr in den Adern, als eine schwielige Hand voller Goldringe den Rand des Plakats packte und es wegriss. Mit dem Kampf schrei ei- nes Piraten schleuderte er das Plakat zur Seite und griff nach seinem Dolch. Dann beugte er sich – mit der Absicht zu töten – vor, und Jacinda fuhr zurück.
„Nein!“
Der Anführer stieß einen erstickten Laut aus und hielt mitten in der Bewegung inne.
„Huh?“
Sie schluckte und saß stocksteif da; die scharfe Klinge sei- nes Messers nur noch Millimeter von ihrem Gesicht ent- fernt. Dann hob sie langsam den verstörten Blick von der tödlichen Waffe und schaute in die feurigen grünen Augen des Anführers.
2. KAPITEL
Das kam sicher von den Schlägen auf den Kopf. Blade kniff die Augen zusammen, um wieder normal sehen zu können, aber als er sie erneut öffnete, war sie immer noch da: eine umwerfend schöne Blondine, die in einem winzigen Ver- steck zwischen bröckelnden Ziegelsteinen und einem ka- putten Holzfass kauerte. Mit milder Neugier starrte er sie an.
„Schau mal einer an, was haben wir denn da?“ Nachdem die erste Verblüffung verflogen war, ging er vor dem Mäd- chen in die Hocke. Seine Männer scharten sich um ihn.
„Was zum Teufel?“
„Das iss ‘n Mädchen!“
„Aye, noch dazu eine richtige kleine Schönheit, nicht wahr, Liebes?“ Blade konnte seine Augen nicht losreißen. Während er seinen Dolch wieder einsteckte, streckte er der Frau die andere Hand hin, um ihr hochzuhelfen.
Sie machte keinerlei Anstalten, seine Hand zu ergreifen.
„Komm raus da, du kleine Streunerin. Wir tun dir nichts. Lass dich mal richtig angucken.“
Jacinda maß ihn mit hochmütiger Verachtung.
Ärgerlich ließ er seine Hand sinken. „Was ist los? Bist du dir zu gut, um mit uns zu reden?“
„Vorsicht, Mann“, warnte Flaherty. „Kann gut sein, dass sie zu O’Dell gehört.“
Blade schnaubte verächtlich. „Als wenn der je an so eine Frau rankäme.“ Hungrig verschlang er das Mädchen vor sich mit Blicken und fühlte sich wie ein kühner Pirat, der zufällig über den Schatz eines anderen gestolpert war – was ihn nicht davon abhalten würde, ihn zu stehlen. Ganz und gar nicht.
Ihr Haar war eine schimmernde goldene Masse, die üppig
um ihre Schultern wogte. Ein paar seidige Strähnen waren den Haarnadeln entkommen und fielen ihr in die Stirn. Trotzige blaue Augen blitzten ihn unter schön geschwunge- nen Brauen an. Ihr Gesicht war zart und rund mit hohen Wangenknochen und einem entschlossenen kleinen Kinn, das ihr das Aussehen einer Elfe gab. Das Rubinrot ihrer Lippen wurde durch das Rot des Kleides noch betont, das sich eng an ihren schlanken Körper schmiegte und jede ver- führerische Kurve betonte. Mit gerunzelter Stirn musterte Blade den Mantel – so etwas trug niemand hier in der Ge- gend.
„Wenn Sie gestatten?“ riss sie ihn mit einer kühlen, gebil- deten Stimme aus seinen Gedanken.
Er schaute von ihren Brüsten weg und schaute ihr in die funkelnden Augen. „Ah, du kannst ja doch sprechen.“
„Offenbar.“
„Zu schade“, erwiderte er gedehnt, „ich dachte schon, ich hätte die perfekte Frau gefunden.“
Entrüstet presste sie die Lippen aufeinander und be- trachtete ihn wütend.
Um seinen Mund spielte ein Lächeln. Dann fiel sein Blick auf seine Hand, und er zuckte zusammen. Rasch wischte er das Blut und den Dreck an seiner Hose ab, ehe er es riskier- te, ihr seine Hand erneut hinzustrecken. „Hoch mit dir, Prinzessin.“
„Danke, aber ich bleibe lieber da, wo ich bin.“
„Im Müllhaufen?“
„Jawohl. Einen schönen Abend noch“, versuchte sie ihn von oben herab abzufertigen wie einen unartigen Jungen. Blades Männer schauten einander bei dieser Respektlo- sigkeit unsicher an, aber Blade strich sich nachdenklich übers Kinn und beschloss, ihr ihre Frechheit zu verzeihen. Wahrscheinlich überspielte sie mit ihrem großen Mund- werk nur ihre Angst. „Du siehst nicht so aus, als ob du dich da besonders wohl fühltest.“
„Oh,
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