Gaelen Foley - Knight 04
Oxford, wechselten einen wohlwollenden Blick. Der Gelehrte teilte Lizzies Vorliebe für alte Bücher. „Zwei- fellos, meine liebe Miss Carlisle.“
„Aber Miss Carlisle, Sie können uns doch nicht so im Un- gewissen lassen“, protestierte Reg charmant.
„Ja, bitte verraten Sie es uns“, sagte Justin.
Lizzie lächelte. „Ehe ich nach Yorkshire zurückkehre, will Dr. Hamilton mich dem Vertreter eines Leipziger Verlags
vorstellen, der jemanden sucht, der deutsche Manuskripte ins Englische übersetzt.“
„Und der Verlag ist bereit, eine Frau dafür anzustellen?“ Jacinda schaute ihre Freundin mit hochgezogenen Brauen an. „Was für fortschrittliches Denken.“
Lizzie lächelte. „Meine Bewerbung war natürlich ano- nym, aber du musst wissen ...“ Sie beugte sich vor und sprach leise weiter. „Dr. Hamilton hat angedeutet, dass die- ser deutsche Verlag ein Manuskript erworben hat, das unter größter Geheimhaltung bearbeitet wird. Wir sind beide schon verrückt vor Neugier, nicht wahr, Alfred?“
„Nur Geduld, meine Liebe, wir werden es schon noch er- fahren.“ Bels weißhaariger Vater lächelte.
In diesem Moment lief Luciens Frau Alice an ihnen vorbei und stellte sich vor die Anwesenden. „Meine Damen und Herren, wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte!“
„Hört zu, hört zu!“ rief Lucien, bis alle still waren.
Lächelnd drehte sich Alice zum Tisch des frisch gebacke- nen Ehepaars um und knickste leicht. „Lord und Lady Rackford, zu Ehren Ihrer Vermählung werden wir jetzt zum unterhaltsamen Teil der Feier kommen. Tante Miranda, wir brauchen deine Stimme.“
Die hoch gewachsene schwarzhaarige Schönheit erhob sich und ging graziös nach vorne zu Alice, wo die Ehefrau- en der Knight-Zwillinge erst einmal warteten, bis das Klat- schen und Grölen ihrer Männer sich gelegt hatte.
„Seid ruhig, ihr Banausen“, schalt Alice, „ihr vergrault uns ja sonst die Zuhörer.“ Dann nickte sie einem Diener zu, der die Tür öffnete.
Die Kindermädchen mit ihren Schützlingen eilten herein: Alices Neffe und Patenkind, der kleine Harry, Baron Glen- wood, der jetzt fast fünf war. Er hielt die Hand von Bel und Roberts Zweijährigem, dem Earl of Morley, seiner Mama unter dem Namen Bobby bekannt. Schüchtern traten die kleinen Lords weiter ins Zimmer hinein. Ihr Haar war or- dentlich gekämmt, und sie trugen adrette Anzüge mit klei- nen Krawatten.
Auf Alices Zeichen hin verbeugte sich Harry, und Morley tat es ihm nach, wobei er fast aufs Gesicht gefallen wäre. Ein Mädchen setzte Alices und Luciens einjährige Tochter Pippa vor ihren Cousins auf den Boden. Mit Mirandas Hilfe
sangen die Kinder dem Ehepaar ein Lied vor, das gute Rei- se und gute Wiederkehr wünschte, auch wenn die kleine Pippa nicht viel mehr machte, als ihr kahles Köpfchen an Mirandas Bein zu lehnen und fröhlich die Arme zu schwen- ken.
Lucien, der sichtlich hingerissen war und immer wieder lachen musste, beobachtete kopfschüttelnd seine Tochter. Harry wurde mitten im Lied von Lampenfieber überwältigt, steckte den Daumen in den Mund und betrachtete unsicher seine alte Amme Peg. Morley, der genau wie sein Vater ernst und schweigsam war, bemühte sich nach Kräften, ließ Mi- randa nicht aus den Augen und sang ihr jedes Wort nach.
„Bravo!“ rief Jacinda und begann am Ende des Liedes heftig zu klatschen, bis alle anderen auch einfielen.
Pippa strahlte, Harry raste davon, um sich auf seinen Lieblingsonkel Alec zu stürzen, und Morley lief zu Jacinda hinüber. Ernst blieb er vor ihr stehen und schaute sie grü- belnd an, bis sie ihn sich auf den Schoß setzte.
„Das war ein wunderschönes Lied, Morley! Und wie gut du heute aussiehst. Kennst du diesen Herrn hier?“ fragte Ja- cinda das Kleinkind und zeigte auf ihren Ehemann.
Sie merkte, wie seltsam Rackford ihre Brüder anstarrte, die mit ihren kleinen Kindern beschäftigt waren. Die gute Gesellschaft war für ihn schon Neuland gewesen, aber Teil einer großen, liebenden Familie zu sein schien eine vollkom- men überwältigende Erfahrung für ihn zu sein. Jacindas Blick wurde weich, als sie erkannte, dass es Rackford beein- druckte, wie zärtlich die hingebungsvollen Väter mit ihrem Nachwuchs umgingen. Lucien hatte Pippa beigebracht, ih- re Nase an der ihres Vaters zu reiben; ein Spiel, von dem Pippa nicht genug bekommen konnte. Jeder wusste, dass sie der Augapfel ihres Vaters war. Miranda hatte den Kinder- mädchen erlaubt, auch ihre fröhlich quietschenden
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