Gaelen Foley - Knight 04
bist du in Frankreich, und dann sehen wir einander nie wieder. Also egal, was du sagst, es bleibt unter uns.“ Er musterte sie. „Hat dich jemand schlecht be- handelt oder dir Angst eingejagt?“
„Nein, nichts Derartiges.“
„Was ist mit der ungewollten Verlobung, von der du ge- sprochen hast?“
„Wirklich, das ist nicht wichtig ...“
„Was soll das, Cumberland?“ unterbrach Blade sie. „Will Papa, dass du einen hässlichen alten Knacker heiratest?“ Jacinda lächelte reuig, und mit den goldenen Locken erin- nerte sie ihn einmal mehr an einen Engel.
„So in etwa“, wich sie aus.
„Ich verstehe. Nun, ich bin mir sicher, dass wir eine Lö- sung finden werden.“ Blade schnipste mit den Fingern. „Soll ich deinen Ruf zerstören? Das würde dein Problem lö- sen. Der alte Knacker wird dich nicht mehr wollen, wenn du gebrauchtes Gut bist, und ich würde dir den Gefallen nur zu gerne tun.“
„Hmmm, ein interessanter Vorschlag.“ Jacinda tat so, als würde sie über seine Worte nachdenken. „Vielen Dank für das Angebot, aber ich glaube, ich muss ablehnen.“
„Gibt es einen anderen, den du bevorzugst?“ fragte Blade, diesmal ernst.
„Nein.“
„Na, dann heirate den alten Knacker doch, und setz ihm Hörner auf. Damit schlägst du ihnen ein Schnippchen und erbst das Geld, wenn er abkratzt. Weißt du, du musst ein- fach lernen, wie ein Dieb zu denken.“
„Sie sind ein Teufel“, schalt Jacinda ihn lachend.
„Ich hoffe, dass der Alte wenigstens einen Titel hat.“
„Den hat er in der Tat, aber ich würde den Mann, den ich heirate, niemals betrügen.“
„Das behaupten alle.“
„Ich meine es auch so.“
„Gute Güte, Miss Smith, bist du etwa eine Romantike- rin?“
„So simpel ist das nicht.“
„Dann sag es langsam und laut“, entgegnete er, „damit
mein simpler Cockney-Verstand es auch begreift.“
Jacinda blies sich eine Locke aus der Stirn. „Ich weiß nicht, warum Sie das interessiert“, erklärte sie müde. „Nie- mand sonst hört mir je zu.“
„Ich werde zuhören.“
Sie schwieg. „Nun, wenn Sie es unbedingt wissen wollen“, begann sie dann, stand auf und ging hinüber zur Kommode. „Ich muss leider zugeben, dass ich mich vor vierzehn Tagen in Ascot ziemlich schlecht benommen habe. Deshalb hat mein ältester Bruder eine Ehe mit einem Mann für mich ar- rangiert, von dem er glaubt, dass er mich zur Ordnung rufen kann.“ Gedankenverloren hob sie ihre Tasche vom Boden auf und wischte den Staub ab.
„Schlecht benommen ... wie denn?“ Blade beobachtete Ja- cinda, die die Tasche zum Schreibtisch trug. Wahrscheinlich war etwas darin, das ihm ihren richtigen Namen verriet.
„Ich habe nur eine harmlose kleine Wette auf ein Renn- pferd abgeschlossen.“ Heftig riss Jacinda ihre Tasche auf und begann, die Haarnadeln hineinzuwerfen.
„Wie viel hast du verloren?“
„Oh, es ging nicht um Geld. Wissen Sie, ich hatte mein Na- delgeld für die Woche schon ausgegeben, deshalb ... verste- hen Sie ... habe ich mit einer Reihe meiner Verehrer um ei- nen Kuss gewettet. Es war doch nur Spaß – ich war sowieso sicher, dass mein Pferd gewinnen würde. Es war der Favo- rit. Unglücklicherweise fing es im letzten Stück an zu lah- men und wurde nur Dritter.“
Blade hörte auf zu lächeln. „Wie viele Männer musstest du küssen?“
„Genau null. Mein Bruder tauchte mit meiner Gouver- nante gerade noch rechtzeitig auf der Bildfläche auf, ehe ich loslegte. Können Sie sich vorstellen, dass Robert mich zwang, mein Versprechen zu brechen? Also wirklich! Und das Nächste, was er tat, war, meinen Ehevertrag mit ...“
Blade blickte sie abwartend an, als sie fast den Namen hi- nausposaunt hätte. Er hätte ihn zu gerne gewusst.
„Mit einem Freund der Familie aufzusetzen“, beendete sie hastig den Satz und seufzte schwer. „Ich habe es nicht böse gemeint. Aber Robert hat gesagt, dass ich mit solchen Din- gen sehr vorsichtig sein muss, damit ich nicht aus der Ge- sellschaft ausgeschlossen werde wie Mama.“ Stumm wand-
te Jacinda sich ab und schaute ins Feuer.
Das ist es also, schoss es Blade durch den Kopf. Die gute Gesellschaft hatte ihre Mutter ausgestoßen und die Tochter in den Zwiespalt zwischen Loyalität und verständlicher Angst vor dem eigenen Ruin gestoßen.
Betrübt schaute Jacinda ihn an. „Sie dürfen jetzt nicht schlecht von Mama denken. Sie hat nie gewollt, dass all die verheirateten Männer sich in sie verlieben. Sie haben es ein- fach getan und
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