Gaelen Foley - Knight 04
meine Dienste ver- lange.“
„Oho, deine Dienste? Ich wusste gar nicht, dass ich be- dient werde, Mylady.“
„Ach, komm schon, Billy, du musst es mir verraten, sonst sterbe ich vor Neugierde!“
„Na gut, von mir aus will ich dir meine traurige Geschich- te gerne erzählen, wenn du sie unbedingt hören willst, aber zuvor lass mich dir eine kleine, harmlose Frage stellen.“
„Welche denn?“ fragte sie vorsichtig.
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um.
„Findest du nicht, dass es ein bisschen herzlos ist, wie du den alten Mann benutzt?“
Seine sanfte Anschuldigung erstaunte sie, und sie wusste sofort, dass er von Lord Drummond sprach. „Ich benutze ihn nicht.“
„Doch, das tust du.“
„Nein, das tue ich nicht!“
„Mach dir nicht die Mühe, mir einreden zu wollen, du wä- rest in ihn verliebt. Wir wissen beide, wohinter du wirklich her bist: hinter deiner Freiheit.“
Unsicher schaute Jacinda ihn an. „Du hast gemerkt ... was ich will?“
Rackford nickte. „Das ist riskant! Was, wenn er deine wahren Motive durchschaut?“
Wütend wandte Jacinda sich ab. „Es ist nicht so, wie du denkst. Zwischen uns gibt es keinen sentimentalen Unsinn. Lord Drummond ist nicht dumm. Bei unserer Beziehung handelt es sich eher um Kameradschaft. Früher war er ein Bewunderer meiner Mutter, heute ist er ein einsamer alter Mann, der keinen mehr hat, der sich um ihn kümmert. Ich mache ihn glücklich.“
„Macht er dich auch glücklich?“
„Ich brauche keinen Mann, um glücklich zu sein, Lord Rackford.“
„Und was ist mit Liebe?“
„Liebe?“ Jacinda lachte kurz spöttisch auf. „Nun, das scheint der einzige Luxus zu sein, den ich mir nicht leisten kann.“
„Meine Güte“, erwiderte er leise mit einem bedauernden Blick, „was ist nur aus meiner kleinen Romantikerin gewor- den?“
„O bitte!“ Verächtlich blickte sie ihn an. „Du kennst doch das Sprichwort, Billy: ,Lieber der Liebling eines alten Man- nes als die Sklavin eines jungen’.“ Ihre Augen funkelten he- rausfordernd.
Rackford schnaubte. „Na gut, dann heirate ihn eben, wenn es das ist, was du willst – einen vertrockneten alten Langweiler, bei dem du gar nichts empfindest. Was ich nicht verstehe, ist, warum dir deine Freiheit so verdammt wichtig ist.“
„Das werde ich dir verraten. Weil ich mich nicht in jeman- den verlieben werde, nur damit er mich dann sitzen lässt!“ rief Jacinda. Dann merkte sie, dass ihre Antwort viel zu hef- tig ausgefallen war, und resolut blickte sie geradeaus und ging weiter den Weg entlang.
Rackford zog die Brauen hoch und folgte ihr. „Sitzen lässt?“
„Jawohl“, erwiderte sie trotzig. Jacinda versuchte, ruhig zu bleiben, konnte sich aber nicht zurückhalten. „Ich weiß genau, wie sich die Ehemänner der guten Gesellschaft be- nehmen, Lord Rackford. Sie sind auch nicht viel anders als große Brüder. Sie richten ihren Frauen ein wundervolles Haus ein und halten sie dann darin, als wäre es ein Käfig, und das alles, um sie angeblich zu beschützen. Die Männer dagegen zigeunern in der Welt herum – erleben Abenteuer, unternehmen interessante Dinge, haben Abwechslung. Für die Frauen bleiben nur Bridgenachmittage, Besuche und der Klatsch beim Tee. Nein danke! Ich will nicht den Rest meines Lebens so tun, als wäre ich nur an der letzten Hau- benmode oder dem jüngsten Gesellschaftsskandal interes- siert. Ich möchte tun und lassen, was ich will, und nieman- dem Rechenschaft schuldig sein – und wenn das bedeutet, dass ich einen alten Mann heiraten muss, um meine Freiheit
zu bekommen, dann tue ich das eben!“ Jacinda schwieg, als sie merkte, dass ihre leidenschaftliche Rede viel zu laut aus- gefallen war. Ihre Brüste hoben und senkten sich unter ih- ren erregten Atemzügen, und ihre Wangen brannten. „Ver- zeihung“, presste sie hervor und wandte sich ab, verlegen wegen ihres Ausbruchs, aber Rackford ergriff sie sanft am Arm.
„Wenn du mein wärest“, erklärte er ruhig und schaute ihr fest in die Augen, „würde ich dich mitnehmen, wenn ich ,durch die Welt zigeunere’.“
Ihr Herz krampfte sich zusammen. „Nicht, Billy.“ Rasch entwand sie sich ihm. „Sieh mich nicht so an. Erwähne eine Heirat mir gegenüber bitte nicht mehr. Ich würde dir nur wehtun. Ich habe dir meine Freundschaft angeboten; nimm sie an, oder lass es sein. Aber wenn du das nicht akzeptieren kannst ...“
„Ruhig, Liebes“, sagte er mit weicher, tiefer Stimme und blickte ihr in die Augen.
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