Gaelen Foley - Knight 04
ich Ihnen meine beste Freundin vorstelle, Miss Elizabeth Carlisle.“
Er verbeugte sich vor ihrer recht hübschen Begleiterin. „Miss Carlisle, es ist mir ein Vergnügen.“
„Wie geht es Ihnen, Mylord?“ murmelte das braunhaarige Mädchen und knickste.
Als Rackford sich zum Kuss über ihre Hand beugte, merk- te er, dass Miss Carlisle ihn genau musterte. Am liebsten wä- re er im Boden versunken, denn er ahnte, dass die beste Freundin sich ihr eigenes Urteil darüber bildete, ob er Ihrer Ladyschaft würdig war oder nicht. Das konnte nur bedeu- ten, dass Jacinda ihrer Freundin viel über ihn erzählt hatte, vielleicht sogar seinen ungeschickten Heiratsantrag gestern Abend erwähnt hatte.
Verdammte Weiber. Nie konnten sie etwas für sich behal- ten, aber diese hier, das war ihm klar, konnte ihn fördern
oder stürzen.
Rackford richtete sich wieder auf und schaute Jacinda verstimmt an. Er konnte nur hoffen, dass Miss Carlisle ihren Mund über das hielt, was ihr anvertraut worden war.
Als gleich darauf angekündigt wurde, dass das Abendes- sen serviert sei, erlaubte Jacinda Rackford das Privileg, sie zu Tisch zu führen. In dem luxuriös ausgestatteten Esszim- mer brannten unzählige Kerzen und warfen einen goldenen Schein auf das schwere Silber und das edle Porzellan. Rack- ford geleitete Jacinda zu Tisch, zog ihr den Stuhl hervor und wartete, bis sie sich anmutig gesetzt hatte. Seine behand- schuhten Fingerspitzen berührten flüchtig die bloße Haut ihres Rückens, und Rackford entging der kleine Schauer nicht, der ihr bei seiner Berührung durch den Körper jagte.
„Du siehst hinreißend aus“, murmelte er so leise, dass nur sie es hören konnte, während er ihr den Stuhl zurechtrück- te.
Jacinda warf ihm einen strengen Blick zu, der ihm zu ver- stehen gab, dass sie ihm noch nicht vergeben hatte. Einge- schüchtert nickte er ihr zu und suchte dann nach seinem Platz. Schon bald musste er erkennen, dass seine berech- nende Tante ihn zwischen lauter junge Damen gesetzt hat- te, deren Mütter es nie wagen würden, die Regeln des guten Tons zu brechen.
Jacinda saß zwei Plätze weiter auf der anderen Seite des Tisches. Als Rackford Platz nahm und die vielen Reihen Furcht einflößenden Bestecks sah, die wie chirurgische In- strumente aufgereiht waren, erbleichte er. Na wunderbar, dachte er angewidert.
Acer saß nicht weit entfernt und betrachtete ihn voller Neugier, als wenn er ahnte, dass Rackford die Hälfte der seltsam geformten Löffel und Gabeln nicht kannte. Rack- ford senkte den Blick und legte sich die Serviette auf den Schoß.
Als der erste Gang serviert wurde, beobachtete er die an- deren und erkannte, dass die Männer das Fleisch aufschnei- den sollten, das vor sie hingestellt worden war.
Rackford betrachtete das dampfende Lammfilet vor sich, ergriff ein langes Tranchiermesser, warf Acer Loring einen bedeutungsvollen Blick zu und machte seine Drohung damit wortlos deutlich.
Acers Selbstzufriedenheit geriet ins Wanken, als er zu- schaute, wie Rackford die acht Pfund roten Fleisches auf- schnitt – Billy war nicht umsonst „Blade“ – „die Klinge“ – genannt worden. Als Rackford fertig war, konnte er sicher sein, dass der Dandy die Botschaft verstanden hatte.
Mit einer fließenden Bewegung steckte Lord Rackford das Messer in das Fleisch und bot dann den jungen Damen um sich herum von dem Fleisch an.
Er merkte, dass Jacinda ihm einen erschöpften Blick zu- warf, und schaute sie achselzuckend an. Sie sah weg und schüttelte den Kopf.
Als er sich dann wieder dem Essen zuwandte, schwebte Rackfords Hand unschlüssig über der Auswahl an verschie- denen Bestecken. Panisch musterte er die anderen Gäste, bis er feststellte, dass Jacinda ihn unverwandt anstarrte.
Dann fragte ihr Sitznachbar sie etwas, und sie antwortete mit einem kleinen Lächeln, aber Rackford betrachtete ihre Hand, als sie langsam die zweite Gabel von links aufnahm und sie spielerisch zwischen den Fingern drehte.
Erleichtert traf er seine Wahl. Jacinda schaute ihn kurz an, um zu überprüfen, ob er ihren Hinweis verstanden hat- te.
Irgendwie half sie ihm durch das dreistündige Essen hin- durch, bis es endlich geschafft war. Die Damen zogen sich zurück, während die Herren bei Portwein und Sherry noch eine Weile am Tisch sitzen blieben. Rackford lernte Jacindas leichtsinnigen Bruder Lord Alec Knight kennen, der so alt wie er selbst war und den er auf der Stelle mochte.
Schließlich trafen die Geschlechter im Salon
Weitere Kostenlose Bücher