Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
Messer an die Kehle, ehe der überhaupt gemerkt hatte, was geschah.
„Leg das Gewehr weg“, befahl er tödlich leise.
Johnny erstarrte und schielte auf das Messer hinunter. Dann zuckte er plötzlich zur Seite und schlug Devlin den Kolben der Donnerbüchse unter das Kinn.
Sein Kopf ruckte zurück, aber er besann sich schnell wie- der und stürzte voller Kampfeslust auf Johnny los.
„Mortimer, hinter dir!“
„Hält sie denn nie den Mund?“, fragte Quint erschöpft.
„Eigentlich nicht“, gab ihr bärtiger Ehemann zu, ehe Quint ihn von Carstairs wegzog und zurück in sein Zimmer stieß, wobei er seine Frau gleich hinterherschubste. „Bleibt beide da drin jetzt, wenn ihr nicht sterben wollt!“
Quint knallte die Tür zu und schob einen Stuhl, der in der Nähe stand, unter die Klinke.
„Ich bin dir sehr zu Dank verpflichtet, alter Junge.“ Keu- chend stand Carstairs auf und rieb sich den Putz aus den Haaren, der auf ihn niedergeregnet war, als der Schuss in die Decke gegangen war. Ein bisschen hatte er auch ins Auge be- kommen, und das’ brannte, aber er konnte es wegblinzeln.
„Ich weiß nicht, ob wir die Dummköpfe am Leben lassen sollen, sie haben uns gesehen“, bemerkte Quint. „Die Männer im Schankraum auch.“
„Der Haufen Trunkenbolde? Vergiss sie“, murmelte Car- stairs mit einer wegwerfenden Geste. „Die sind keine Gefahr für uns. Zu Mortimer und seiner Frau kommen wir später. Erst müssen wir Devs Mädchen finden.“ Dann sah Carstairs plötzlich, dass Quint den Flur hinunterblickte.
„Ginny!“ Der Baron fuhr zu ihm herum. „Sie ist weg.“
„Verdammt.“ Carstairs lud seine Pistole neu und folgte Quint dann den Flur entlang bei der Jagd auf die irische Hu- re. Die gerissene Hexe hatte die Ablenkung durch Mortimer zur Flucht genutzt – und Miss Carlisle hatten sie auch noch nicht gefunden.
„Ginny!“ Mit schweren Schritten polterte Quint den Flur entlang und bog um die Ecke. „Ginny, warte!“ Dann sah er, dass sie vor ihm in einer Wolke schwarzen Stoffs zur Hinter- treppe rannte, aber sie stolperte beinah, als plötzlich jemand die Treppe hinaufgerannt kam und fast mit ihr zusammenge- stoßen wäre.
„Mama, du lebst!“, rief eine hohe Stimme.
Quint blieb keuchend stehen, als ein schönes Mädchen mit großen blauen Augen und schwarzen Locken auf Ginny zuge- laufen kam.
„Nein, Sorscha!“, schrie Ginny auf. „Weg hier!“
„Ginny?“, fragte Quint da mit seltsamer Stimme.
Er hörte, dass Carstairs vorsichtig hinter ihm näher kam. „Sieh mal an, wen haben wir denn da“, murmelte der Earl.
Ginny fuhr herum und stellte sich schützend vor das Mäd- chen. „Lasst sie in Ruhe, sie hat nichts hiermit zu tun. Lauf, Sorscha!“
Das Mädchen klammerte sich an sie. „Ich lasse dich nicht allein, Mama, dazu kannst du mich nicht zwingen.“
Quint sah das Mädchen an, und sein Blick wurde glasig. Seine Gedanken überschlugen sich. Das letzte Mal, als sie zu- sammen gewesen waren ...
„Ist sie ... von mir?“, stieß er erstickt hervor.
„Ja“, erwiderte Ginny mit zitternder Stimme. „Ja, sie ist von dir. Lass nicht zu, dass Carstairs ihr etwas antut.“
Quint reagierte nicht. Er sah gebannt das Mädchen an und sah das Leben vor seinen Augen, wie es hätte sein können. „Ginny, sie ist so schön.“
Als das Mädchen das hörte, stieß es einen ärgerlichen Laut aus und verbarg sein Gesicht in Ginnys Röcken.
„Lass dich mal ansehen, Süße. Sie ist schüchtern? Wie heißt du?“ Quints Stimme klang ungewohnt zärtlich.
„Lass sie gehen, Quentin“, beharrte Ginny. „Ich komme mit dir, das schwöre ich. Lass nur Sorscha gehen.“
Verletzt sah er sie an. „Glaubst du etwa, ich würde meiner eigenen Tochter etwas zuleide tun? Komm her, Kleine, ich bin
dein Papa.“
„Die Göre ist nicht von dir, Quint.“
„Was?“ Verwirrt sah Quint Carstairs an, der ihn scharf an- gefahren hatte.
„Sieh sie dir an. Sieh sie dir genau an.“ Carstairs musterte das Mädchen auf eine Weise, dass Quint ein Schauer über den Rücken lief.
„Was meinst du?“, fragte er unsicher.
„Das ist nur wieder einer von Ginnys verzweifelten Tricks. Wenn sie ein Kind von dir hätte, wäre es jetzt zwölf. Dieses Mädchen ist mindestens sechzehn.“ Carstairs schwieg und trat ein paar Schritte auf die beiden Frauen zu. „Ich kenne dieses Kind. Ich habe es zwölf lange Jahre in meinem Kopf schreien hören.“
Plötzlich hob Sorscha den Kopf, sah den Earl an, und Er-
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