Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
zur Tür, um sicherzustellen, dass sie noch alleine waren, griff sie mit zitternden Händen in den Sekretär und kam mit einem Stapel seiner Rechnungen wieder zu ihm zu- rück. „Ihre Tante ist diejenige, die eigentlich eine Erklärung verlangen müsste, aber da sie es nicht tut, werde ich es an ihrer Stelle tun.“
Devlin sah ihr voller Misstrauen entgegen, als sie mit den Rechnungen in der Hand auf ihn zukam.
„Erklären Sie diese hier, wenn Sie können! Zweihundert Guineas für eine diamantene Krawattennadel?“ Sie streckte ihm die Rechnung des Juweliers hin, als wäre sie die Karte in einem Spiel. „Oder diese hier. Tausend Guineas an Hoby’s für zehn Paar Stiefel. Zehn Paar!“ Die Rechnung des Stiefel- machers prallte von seiner muskulösen Brust ab und segelte auf die glatte Oberfläche eines Beistelltischchens. „Oder Tat- tersall’s ... fünfzehnhundert Pfund für ein braunes Passge- spann ... ganz zu schweigen von dem Dutzend Pferde, das sich bereits in Ihrem Stall tummelt. Oh! Und die hier gefällt mir am besten!“, rief sie plötzlich laut aus und las dann vor. „Schuldschein! Strathmore willigt ein, zweitausendfünfhun- dert Pfund an Damage Randall für Verluste beim Loo-Spiel zu zahlen! Jetzt erklären Sie das mal, wenn Sie den Mut dazu haben!“
„Sie lesen die Post meiner Tante?“, fragte Devlin erschüt- tert.
„Das ist nur ein kleiner Übergriff, verglichen mit Ihrem! Sie sollten sich schämen, Sir! Sie werfen mit dem Geld Ihrer Tante um sich, als gäbe es kein Morgen, aber Sie machen sich nicht mal die Mühe, ihr ab und zu einen Brief zu schreiben, geschweige denn, sie freiwillig zu besuchen! Ich gebe zu, dass ich zu extremen Mitteln gegriffen habe, aber ein erwachsener Mann sollte so einen Trick nicht nötig haben, um an seine Pflichten erinnert zu werden!“
Devlin stand einfach nur da und blickte sie wie vor den Kopf geschlagen an. Einmal öffnete er den Mund, als wenn er etwas sagen wollte, aber dann überlegte er es sich offen- bar anders und schloss ihn wieder. „Ich gehe jetzt“, stieß er schließlich hervor, „weil ich ein Gentleman bin.“
„Ha!“, erwiderte Lizzie nur, während er sich so schwung-
voll umdrehte, dass sein Mantel sich blähte, und mit großen Schritten das Zimmer verließ.
Die Tür fiel mit einem Knall ins Schloss, der Lizzie zusam- menzucken ließ. Sie blinzelte erstaunt, als ihr auf einmal klar wurde, dass sie das Streitgespräch gewonnen hatte. Vergnügt drehte sie auf den Fußspitzen eine Pirouette, aber sobald sie wieder geradeaus sah, fielen ihr die vielen schmutzigen Fuß- abdrücke auf, die Lord Strathmore auf dem Fußboden hinter- lassen hatte.
Ihr siegreiches Lächeln schwand.
Die großen, dunklen Flecke schienen sie zu verhöhnen – das war ein Symbol für die männliche Natur, die ohne jede Rücksicht über weibliche Herzen marschierte, egal, welchen Schaden sie dabei hinterließ. Aber vor allem verwirrten Liz- zie die Fußspuren, weil sie ihr ihren eigenen Makel so deut- lich vor Augen hielten – den Drang, sofort auf alle Viere zu fallen und die Fußspuren wegzuputzen. Aber sie dachte gar nicht daran – aus der Tiefe ihrer Seele weigerte sie sich.
Sie würde nie wieder als Fußabtreter für irgendeinen schö- nen, adeligen Mann herhalten. Diese Tage waren ein für alle Mal vorbei.
Lizzie betrachtete die Tür, durch die ihr mächtiger Gegner verschwunden war, als sie plötzlich die Stimme der Witwe in der Halle hörte. Lizzie raste los, beeilte sich, die verräteri- schen Rechnungen wieder einzusammeln, legte sie zurück in den Sekretär und hatte gerade die andere Seite des Zimmers erreicht, als die Tür aufging und Lady Strathmore mit einem Lächeln zurück ins Wohnzimmer gerollt kam.
„Devlin ist in sein Zimmer gegangen, um sich zum Abend- essen umzuziehen, meine Liebe. Ich habe ihn gerade in der Halle getroffen. Ach je, der arme Kerl! Wir werden um halb sechs essen. Ich habe mit Mrs. Rowland besprochen, dass es Himbeertrifle als Nachtisch gibt“, setzte sie in einem mäd- chenhaften Flüstern hinzu. „Das ist sein Lieblingsnachtisch. Ist er nicht genauso attraktiv, wie ich es immer gesagt ha- be?“
Lizzies Augen sprühten Funken, aber sie musste das Offen- sichtliche zugestehen. „Das ist er, Mylady.“
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen, meine Liebe? Ich hatte ge- dacht, ich hätte eben noch streitende Stimmen aus diesem Zimmer gehört.“
Die Frage erschreckte Lizzie genauso wie der scharfe Blick aus Lady
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