Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
Er zog sie in eine väterliche Umarmung, aber Lizzie hielt die Augen fest geschlossen und nahm nur seine
männliche Stärke und seine gütige Art wahr.
Es war kaum zu glauben, wie nett er zu ihr war nach all dem, was er durchgemacht hatte. Viele andere Leute wären an seiner Stelle sicher längst bitter und kalt geworden.
„Ruhig jetzt, Süße, keine Tränen mehr“, murmelte Devlin ihr ins Ohr und drückte sie tröstend an sich, während er mit einer Hand warm und tröstend durch ihre Haare strich. „Das ist alles längst vergessen. Wir haben doch einen Waffenstill- stand geschlossen, erinnern Sie sich?“
Lizzie schniefte. „Es tut mir Leid.“
„Es gibt nichts, was Ihnen Leid tun müsste. Es war nicht Ihre Schuld. Außerdem kannten Sie meine Vorgeschichte ja gar nicht. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen müsste. Dadurch, dass ich mich nicht um meine Tante gekümmert habe, habe ich Sie ja erst zu Ihrem Verhalten getrieben. In Wahrheit bin ich Ihnen sogar dankbar für Ihre List.“
„Dankbar?“, wiederholte Lizzie und hörte auf zu weinen, auch wenn sie ihn weiter umarmte.
„Natürlich. Sie haben Ihre Stelle aufs Spiel gesetzt, damit meine Tante das bekommt, von dem Sie glaubten, dass sie es dringend braucht. Wissen Sie, wie schwer es ist, jemanden zu finden, dem ein anderer Mensch noch so viel bedeutet? Und vergessen Sie Ihr Gehalt ... ich bin weit genug herum- gekommen, um zu wissen, dass es unmöglich ist, jemanden dafür zu bezahlen, dass er auf sein Herz hört. Sie sind über Ihre Pflicht weit hinausgegangen, und das alles nur, weil Sie meine Tante lieben, und allein dafür werde ich ewig in Ihrer Schuld stehen.“
Lizzie rückte ein Stück von ihm ab und sah ihm in die Augen, aber nach kurzer Zeit senkte er etwas verlegen den Blick.
„Es ist nicht so, dass ich nicht den Drang hätte zu kom- men und meine Tante zu sehen. Es ist nur ... so schwierig. Sie haben ebenfalls Ihre Eltern verloren – das haben Sie beim Abendessen erzählt. Sie wissen, wie das ist. Ich kann mich an meine wenigstens noch erinnern. Viel zu gut erin- nern“, setzte er dann hinzu und schüttelte düster den Kopf. „Ich weiß, dass das keine Entschuldigung ist. Die Tatsache, dass ich meine Familie verloren habe, sollte mich dazu brin- gen, öfter hierher zu kommen. Ich sollte die Zeit nutzen, die ich noch mit ihr zusammen verbringen kann, wie Sie so rich-
tig sagten, und ich weiß das auch, aber je mehr Zeit ich mit ihr verbringe – je mehr ich mir erlaube, mich auf sie einzu- lassen – desto mehr wird es weh tun, wenn ...“ Er schwieg plötzlich, als wenn er es nicht schaffte, die Worte laut auszu- sprechen.
„Ihre Tante weiß, dass Sie sie lieben, Devlin“, erwiderte Lizzie und strich ihm tröstend über den muskulösen Ober- arm. „Das ist gar nicht die Frage. Aber wenn Sie keine Zeit mit ihr verbringen, solange Sie noch die Möglichkeit dazu haben, wie werden Sie sich dann je verzeihen können, wenn sie gestorben ist?“
Düster sah Devlin sie an.
„Ich weiß, dass es quälend ist zu sehen, wie sie jeden Tag schwächer wird, und zu wissen, dass der Tag näher kommt, an dem Sie sich verabschieden müssen, aber auch wenn man dem Anblick aus dem Weg geht, kann man das Unausweich- liche damit nicht aufhalten.“
„Sie haben natürlich Recht, das weiß ich ja.“ Devlin schüt- telte den Kopf. „Es ist nur so ... schwer.“
„Dann werde ich Ihnen helfen“, bot Lizzie an und ergriff seine Hand. „Bleiben Sie hier und machen Sie sie glücklich, und irgendwie schaffen wir den Rest gemeinsam.“
Devlin sah auf ihre verschränkten Hände hinab. „Ich habe langsam den Eindruck, dass es Ihre Stärke ist, Menschen zu helfen.“
Lizzie lächelte nur und zuckte die Achseln. Ihr betrügeri- scher Brief hatte offenbar nicht viel geholfen. „Nun, jetzt sind alle Geheimnisse erzählt, falls Sie offen mit Ihrer Tante darüber reden wollen. Sie hatte selbst schon den Verdacht, dass ich Ihnen geschrieben hatte. Sie hat mich vorhin danach gefragt, und da habe ich alles zugegeben.“
„Sie haben es zugegeben?“, wiederholte Devlin und sah sie überrascht an.
„Natürlich, ich kann sie doch nicht anlügen.“
„Na wundervoll“, stöhnte Devlin und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Mich hat sie dasselbe gefragt, aber ich habe ihr geantwortet, dass ich keine Ahnung hätte, wovon sie spricht.“
„Sie haben gelogen?“, staunte Lizzie und hob eine Braue.
„Ich wollte nicht, dass Sie Ihre Anstellung
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