Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
Schweigen legte sich über den Stall. Kurz darauf richtete Dev sich auf, betrachtete jetzt das an- dere Bein und goss sich noch mehr von der Medizin auf den Lappen. Dann begann er erneut, die Tinktur langsam und gleichmäßig in das Bein des Pferdes zu massieren, während Lizzie an der Boxentür lehnte, das Pferd streichelte und faszi- niert zusah, wie seine festen Hände rhythmisch über das Fell rieben.
Devlin hielt den Kopf gesenkt, und ein paar glänzende, schwarze Strähnen hatten sich aus seinem Pferdeschwanz gelöst und hingen ihm jetzt um das markante Gesicht, das vom Wind noch immer zart gerötet war. Was er für lange Wim- pern hat, dachte Lizzie und betrachtete ihn, bis sie eine Wel- le heißen Verlangens überflutete und sie sich auf die Lippe biss und rasch den Blick abwandte. Wie kam es nur, dass er eine solche Wirkung auf sie hatte? Das gehörte sich nicht. Sie hatte noch nie so auf einen Mann reagiert, nicht einmal auf Alec.
Dev massierte jetzt auch das andere Bein und wurde in sei- nen Bewegungen immer langsamer, als wenn er dabei über etwas nachdächte. „Ich reise morgen ab“, sagte er schließ- lich, als wenn er sich dazu zwingen müsste.
„Ja“, antwortete sie leise und schmiegte ihre Wange kurz an die Nüstern des Pferdes. „Ich weiß.“ Sie hatte den Gedan- ken daran den ganzen Tag über verdrängt.
Wahrscheinlich sollte sie froh sein, dass er morgen abreiste, ehe sie noch in Versuchung kam, etwa Übereiltes zu tun, aber die Vorstellung, dass das Leben ohne ihn dann wieder in sei- ne langweilige Monotonie zurücksinken würde, machte sie unglücklich. Sie sah sich um, und das Pferd entzog sich ihrer Umarmung. „Wird es wieder sieben Monate dauern, ehe du zurückkommst?“
Er lächelte. „Nicht, wenn du dir jetzt schon den nächsten Trick überlegst. Aber ich warne dich, ich durchschaue dich jetzt ...“ Seine Stimme verklang, als er merkte, dass auch er nur versuchte, die Stimmung aufzulockern. „Verzeih“, mur-
melte er und erhob sich. „Ich bin nicht gut bei Verabschiedun- gen.
„Ist schon in Ordnung.“ Lizzie lächelte ihn tapfer an und verbarg ihre Traurigkeit bei dem Gedanken, wie leer das Haus ohne ihn sein würde. „Es hat Spaß gemacht“, sagte sie einfach.
„Das hat es.“ Dev nickte und lächelte sie an, war insge- heim aber verdutzt. Spaß?
Dieses Wort beschrieb auch nicht annähernd das, was er in den vergangenen Tagen empfunden hatte. Aber wenn es das war, was sie empfand, war er froh, dass er seine Sehnsucht nach ihr einigermaßen unter Kontrolle gehalten hatte. Das klang vielleicht seltsam, aber er wollte bei ihr keinesfalls zu weit gehen. Irgendwie war sie in den vergangenen Tagen mehr für ihn geworden als einfach nur ein Mädchen. In ei- nem tiefen, geheimnisvollen Sinn des Wortes war sie zu einer Freundin für ihn geworden, und davon hatte er so wenige, dass ihm die Vorstellung verhasst war, er könnte sie dadurch verlieren, dass er die Grenze überschritt. Also bemühte er sich sehr, gegen seine Erregung anzukämpfen, und das alles verwirrte ihn ganz gewaltig.
Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass er damals in der ersten Nacht geplant hatte, sie zu verführen – er hatte wie ein Narr verkündet, dass er dem Mädchen eine Lektion erteilen wollte. Jetzt war er derjenige, der verführt worden war – und sie hatte sich nicht einmal besondere Mühe gege- ben. Ehrlich gesagt war er beschämt, wie sehr er sie begehrte. Jedes Mal, wenn er sie ansah, reizte es ihn, sie zu nehmen. Er konnte an nichts anderes mehr denken, als ihren weißen Körper auf sein Bett zu legen, ihre Beine zu spreizen und sie dann wieder und wieder im Feuerschein zu besitzen.
Das Bild blendete ihn so sehr, dass er es nicht schaffte, ihren unschuldigen Blick zu erwidern, auch wenn darin eine unbewusste Einladung glühte, als sie ihn nicht aus den Au- gen ließ. Noch nie war eine Frau so reif gewesen, genommen zu werden, dachte er voll fiebrigem Verlangen. Aber mit der tödlichen Intrige, die er in London zurückgelassen hatte und zu der er morgen zurückkehren musste, konnte er sich keine Ablenkung erlauben, und auch die Art Versprechen, die ein Mädchen wie dieses verdiente, konnte er im Moment nicht geben. Obwohl er spürte, dass Lizzie für ihn bereit war, wei-
gerte er sich, diese eine Blume zu pflücken, aber Himmel, ihr Parfum brachte ihn um den Verstand.
Dev senkte den Kopf und wischte sich langsam die Tink- tur von den Händen, ehe er sich räusperte, um das
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