Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
sich zurücklehnen und die Fahrt genießen konnte, während die Haube ihr auf dem Rücken hing und ihre Nase sich im Fahrtwind rötete. Im Westen ging schon die Sonne unter, obwohl es gerade erst fünf Uhr war, und hier und da erschienen Sterne am Himmel und begannen in der kalten Winterluft zu funkeln. Als sie wieder auf den gepflas- terten Hof rollten, begrüßten die Stallknechte sie mit brei- tem Grinsen und neckenden Glückwünschen zu ihrem Er- folg. Die Pferde wurden ausgespannt, und Devlin und Lizzie folgten den Männern in den Stall.
Lizzie steckte die Hände in die Manteltaschen und folg- te Devlin und einem Stallknecht zu dem großen, braunen Wallach, den Devlin auf seinem halsbrecherischen Ritt nach Bath geritten hatte.
„Heute schont er es weniger, Mylord. Die Ruhe scheint ihm gut zu tun.“
„Hm.“ Devlin ging in die Box und begrüßte das Pferd, in- dem er ausgiebig die breite Brust klopfte, ehe er sich zu den Hinterbeinen vorwärts tastete, wo er langsam das linke unter- suchte und sich das Hufgelenk genau ansah.
„Ist er in Ordnung?“, fragte Lizzie und zuckte bei dem Ge- danken unbehaglich zusammen, dass das Tier wegen ihres Be- trugs und weniger wegen des scharfen Ritts gelitten hatte.
„Die Entzündung scheint zurückgegangen zu sein. Hier noch etwas Tonerde drauf, und da die Dehnungsübungen“, wies Devlin die Stallknechte an. „Mac, hast du die Salbe?“
„Aye, Sir.“ Der Pferdepfleger kam mit einer kleinen Fla- sche medizinischer Tinktur in die Box und holte einen Lap- pen, um das Tier damit einzureiben.
„Ich mache das schon.“
„Sie brauchen nicht ...“
„Ich bin es, der das Tier verletzt hat“, murmelte Devlin und streckte die Hand nach Flasche und Lappen aus. Der Stall- bursche gab sie ihm ohne ein weiteres Wort, nickte ihm zu und begann dann mit drei anderen, das Futter für alle Pferde im Stall zu verteilen.
„Kann ich irgendwie helfen?“, fragte Lizzie und lehnte sich unsicher an die Stalltür.
„Du kannst ihm den Kopf streicheln, um ihn abzulenken. Er ist sich noch nicht sicher, ob er das Zeug mag oder nicht. Das fühlt sich komisch an, was mein alter Junge?“, wandte er sich dann an das Pferd. „Das ist Kampfer – heiß und kalt zugleich. Sehr seltsam!“
„Das kann ich mir vorstellen“, murmelte Lizzie und sog den scharfen Duft ein, als er die Flasche öffnete.
Devlin legte den Lappen weg und zog seine Handschuhe aus, während Lizzie die Hand ausstreckte, um das Pferd zu sich zu locken. Langsam kam der braune Wallach näher und schritt raschelnd durch das Heu.
„Hat er einen Namen?“, fragte Lizzie, während das Pferd mit samtweichen Nüstern begann, in ihrer Handfläche nach etwas Essbarem zu schnüffeln.
„Falls er einen hat, haben sie ihn mir nicht verraten, als ich ihn gekauft habe. Warum gibst du ihm nicht einen Namen?“
„In Ordnung.“ Der Wallach kam näher und pustete warme Luft gegen Lizzies Wange. Sie lachte. „Na, du hübscher Kerl, wie möchtest du denn heißen?“
Devlin goss sich etwas Tinktur in die Hand und hockte sich hin, um die Medizin gleichmäßig in das Bein des Pferdes zu massieren. Der Wallach schnaubte und drehte den Kopf, um zu sehen, was Devlin da machte.
„Komm her, Junge, lass dich mal anschauen“, lockte Lizzie, um ihre Aufgabe zu erfüllen und das Tier von der Behand- lung abzulenken.
Während Devlin jetzt einen Huf anhob und ihn inspizierte, sicherte Lizzie sich die volle Aufmerksamkeit des Wallachs, indem sie ihn hinter den Ohren kraulte. Er lehnte seinen Kopf schwer in ihre Hand. „Lass mal sehen. Wir könnten dich nach deiner Farbe nennen. Schokolade. Brownie.“
„Dieses Pferd hat das Herz eines Helden“, bemerkte Devlin, der eifrig am Werk war. „Er hat mich in vollem Galopp durch den Schneesturm getragen, und das mitten in der Nacht. Ich weigere mich, dass du ein so edles Tier nach einem Keks be- nennst.“
„Oh, das tut mir so Leid, du liebes Kerlchen“, entschuldigte Lizzie sich bei dem Pferd und strich ihm den Pony zurück, um den Ausdruck in den sanften, dunklen Augen sehen zu können. Als sie das tat, entdeckte sie einen kleinen, sternför- migen weißen Fleck auf seiner Stirn. „Du bist also ein Held,
ja? Ein Stern! Das ist es. Wir werden ihn Star nennen. Sieh mal, Devlin!“ Das Pferd warf den Kopf hoch und schnaubte erneut gegen ihre Wange. „Es gefällt ihm!“
„Soll mir recht sein“, stimmte Devlin zu und sah sie augen- zwinkernd an. „Also Star.“
Kameradschaftliches
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