Gaelen Foley - Knight 05 - Rache im Blut
weißen Handschuhen auf dem Rücken verschränkt. Lizzie zuckte ein wenig zusammen und sah wieder geradeaus. Sein Anblick hatte ihr einen Stich versetzt.
Dann zwang Lizzie sich, einzig und allein an ihre Pflichten zu denken, und sie half Lady Strathmore dabei, ein langes, warmes Nachthemd anzuziehen. Wie üblich kam Margaret, um zu fragen, ob sie Hilfe brauchten und um die Wärmfla- schen zu bringen. Rasch war dafür gesorgt, dass das Bett der alten Dame warm und behaglich war.
„Schick bitte Mrs. Rowland hoch, wenn du hinuntergehst, Margaret“, wies Ihre Ladyschaft das Zimmermädchen an. „Ich möchte noch das Essen für morgen mit ihr bespre- chen.“
„Ich kann es ihr ausrichten, Mylady, das ist keinerlei Mü- he“, bot das Mädchen an, das vielleicht nach einem Vorwand suchte, um Devlin noch einmal über den Weg zu laufen, ehe er abreiste, aber die alte Dame schüttelte den Kopf.
„Nicht nötig. Ich muss selber mit Mrs. Rowland sprechen. Sie muss eventuell extra zum Markt gehen. Nach all den Exzessen der letzten Tage sieht es um unsere Vorräte sicher schlecht aus.“
„Ja, Mylady“, erwiderte Margaret. „Ich werde sie sofort hi- naufschicken. Gute Nacht, Mylady.“ Das knochige Zimmer- mädchen versank in einen Knicks und eilte hinaus, während Lizzie die Bettdecke zurückschlug und ihrer Arbeitgeberin half, ins Bett zu steigen.
Schließlich lag die Herzoginnenwitwe bequem auf ihrer di- cken, hohen Matratze. Unter dem riesigen Betthimmel sah sie winzig aus.
„Gibt es sonst noch etwas, was ich für Sie tun kann, My- lady?“, erkundigte sich Lizzie und trat an den Tisch, um die
Öllampe dort zu löschen.
„Nein, nein, meine Liebe, fort mit Ihnen.“
So entlassen, machte Lizzie einen Knicks und verließ das Zimmer, wobei sie sich sagte, dass es alles zum Besten war. Auch wenn ihr Körper sich nach den Liebkosungen von Devlin Strathmore verzehrte, konnte ihr das nur Kummer einbringen. Sie war nicht so weit gekommen, ihren Liebes- kummer wegen Alec zu vergessen, nur um ihr Herz erneut durch einen charmanten Schönling brechen zu lassen. Der Flirt mit dem Lord war nichts anderes als ein netter Zeitver- treib gewesen, sagte sie sich, so weit weg von London hatte der charmante Frauenheld sicher nur irgendeine Abwechs- lung gesucht, um den ansonsten langweiligen Aufenthalt bei einer invaliden Tante interessanter zu machen. Lizzie re- dete sich ein, dass er ihr gar nichts bedeutete und dass seine schmeichelhafte Aufmerksamkeit nur Salbe für die letzten schmerzenden Narben in ihrem Herzen wegen Alecs Zurück- weisung gewesen war.
Ihr Herz jedoch sagte ihr etwas anderes, aber sie hörte nicht darauf.
Lizzie klammerte sich an ihren Selbsterhaltungstrieb und ging entschlossen den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Sie hatte eine Ahnung, dass Devlin vielleicht wieder in der Bib- liothek auf sie wartete, aber entschlossen, der Versuchung zu widerstehen, sah sie nicht einmal in Richtung der Treppe, während sie weiterging.
Sobald ihre junge Gesellschafterin das Zimmer verlassen hatte, griff Lady Strathmore unter großer Mühe nach ihrem Gehstock. „Kommt schon, ihr alten Beine, arbeitet mal wie- der“, murmelte sie dabei. „Jetzt oder nie.“ Mit einem ent- schlossenen Funkeln in den Augen stieg sie aus dem Bett. Zentimeter für Zentimeter überwand sie die zwei Holzstu- fen, die zu ihrem Bett hinaufführten, und dann ging sie lang- sam zu ihrem Schreibtisch, wobei sie sich schwer auf ihren Stock stützte.
Schließlich sank sie mit einem erschöpften Seufzen in ihren Stuhl und ruhte sich einen Moment aus, ehe sie nach einem elfenbeinfarbenen Pergament mit ihrem Wappen darauf griff. Sie war nie eine Frau gewesen, die sich in die Angelegenheit anderer Leute mischte, aber es war erstaunlich, wie man
selbst am Ende des Lebens noch neue Züge entwickelte.
Sie hatte eine Idee gehabt – geradezu eine Eingebung –, und das erfüllte sie mit diebischem Vergnügen. Das war der perfekte Abgang für einen exzentrischen alten Drachen wie sie, aber dahinter verbargen sich große Weisheit und jede Menge Liebe. Devlins Charme und Lizzies Freundlichkeit. Sein aristokratisches Feuer und ihre Tugenden. Miss Carlisle wusste, was ein Penny wert war. Sie würde es nie zulassen, dass Devlin Papas hart verdientes Vermögen verprasste. Am wichtigsten aber war, dass sie beide an einem gebrochenen Herzen litten.
Dev würde viel Liebe und Zuwendung brauchen, wenn sie einmal tot war, aber nicht von einem hohlköpfigen Ge-
Weitere Kostenlose Bücher