Gaelen Foley - Knight 06
jetzt aufhören?“
Sie nickte voller Unbehagen.
„Zum Teufel, nein“, flüsterte er. „Ich denke nicht daran.“
„Alec.“
Er beachtete sie nicht, sein Blick war auf den Kartenstapel gerichtet. Jetzt fiel ihr der beinahe fiebrige Ausdruck seiner Au- gen auf, und das machte ihr Angst. Es bestärkte sie in ihrem Entschluss zu gehen.
„Ich möchte nach Hause, Alec. Das meine ich ernst. Wir soll- ten von hier weggehen, ehe wir alles verlieren, was du gerade gewonnen hast.“
Er schüttelte den Kopf. „Bald. Noch nicht.“
„Warum das Risiko eingehen? In weniger als zwanzig Minu- ten hast du mehr als einhundert Guineen gewonnen ...“
„Becky, ich weiß, was ich tue.“
Bei seinem scharfen Tonfall zuckte sie zusammen.
„Tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint.“ Er umfasste ihre Wange. „Süße, ich tue das für dich.“
„Bist du sicher?“, fragte sie ruhig und sah ihm dabei in die Augen.
Mit einem ungeduldigen Stirnrunzeln wandte er sich ab.
Seinen Erfolg konnte sie nicht bezweifeln, daher hielt sie den Mund und gab ihm noch die Chance für eine weitere Runde, aber sie schwor sich, ihn zu erwürgen, falls er ihre Gewinne jetzt verspielte.
Als der Croupier ihnen den dreifachen Gewinn auszahlte, er- hielt er es in Form eines schwarzen Chips und zwei weiterer grüner. Für die dritte Runde an diesem Abend setzte Alec den höchsten Einsatz, der an diesem Tisch erlaubt war: den schwar- zen Chip, der hundert Guineen wert war.
Becky fühlte, wie ihr ein wenig schwindelig wurde. „Das ist zu viel. Wir werden alles verlieren.“
„Kinderkram“, gab Alec zurück. „In Brighton spiele ich um weitaus höhere Einsätze. Entspann dich. Das sind nur die Ner- ven der Anfänger. Achte nicht darauf.“
Becky holte tief Luft und begriff endlich in vollem Ausmaß, wie viel Vertrauen sie in ihn setzen musste, damit ihr Plan funk- tionierte. Hundert Pfund waren der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu dem, was sie brauchten, um Talbot Old Hall zurückzugewinnen. Er hatte recht. In Brighton würde er bei jeder Runde tausend Guineen und mehr bieten. Sie hatte bisher ein eher ruhiges Leben geführt, aus diesem Grund war sie sich nicht sicher, ob sie diesen Spielen gewachsen sein würde. Doch Alec wirkte ganz gefasst.
Sie zwang sich dazu, zuversichtlich zu sein, und merkte kaum, dass sie im Stillen das Vaterunser betete, während der Croupi- er jedem Spieler die beiden Karten gab. Bei der ersten Runde erhielt Alec die Herzdame. Als der Croupier die zweite Runde austeilte, hielt Becky den Atem an.
Er lachte leise, als der Dame ein Karo-Ass folgte.
Gelassen lehnte er sich zurück. „Einundzwanzig.“
Die Menge, die den Tisch umstand, feierte ihn lautstark, aber Becky sah ihn nur an und erbleichte.
Das war wirklich zu viel. Ein Mann, der so sehr von seiner Ehre besessen war wie er, konnte unmöglich gemogelt haben. Aber sie wusste, was Mrs. Whithorn gesagt hätte: Ein Mann mit so viel Glück musste einen Pakt mit dem Teufel geschlos- sen haben.
Alec zog die Brauen hoch und warf Becky einen Blick zu, in dem sie las: Ich habe es dir ja gesagt.
Sie unterdrückte das Bedürfnis, sich angesichts seiner per- fekt passenden Karten zu bekreuzigen. „Können – können wir bitte gehen?“
„Du machst wohl Witze!“
„Das ist mein Ernst, Alec.“
„Beruhige dich“, sagte er mit einem Anflug von Ärger. „Ich weiß, was ich tue.“
Sie verlor die Geduld. „Ach, tatsächlich? Hast du dich nicht auf diese Weise in das tiefe, dunkle Loch gebracht, von dem du sprachst? Ist das nicht der Grund, warum die Hälfte deiner Mö- bel weg ist? Vergiss es. Ich gehe.“ Abrupt stand sie auf. „Ich war- te draußen auf dich, für den Fall, dass es dir gelingt, dich dem- nächst von diesem Tisch loszureißen.“
„Becky! Komm zurück! Wage es nicht, hinauszugehen ...“
Sie achtete nicht auf seine Worte. Ihr Herz schlug wie wild, als sie sich durch die bewundernde Menge drängte, die sich versammelt hatte, um dem berühmten Lord Alec Knight beim Spiel zuzusehen.
Dieser Halunke, dachte sie, als sie den Salon durchquerte und nicht stehen blieb, bis sie den Eingang nach draußen erreichte. Die Nacht war kalt geworden, doch der Zorn hatte sie so erhitzt, dass sie die Kälte nicht spürte. Der schwarz gekleidete Portier achtete nicht auf sie, er sprach mit einem anderen Mann, wäh- rend Becky vor dem Etablissement auf und ab ging.
Sie war sicher, dass Alec mit leeren Händen herauskommen
Weitere Kostenlose Bücher