Gaelen Foley - Knight 06
Schultern. „Ist dir je der Gedanke gekommen, dass ich es ge- nauso dringend brauche, dir zu helfen, wie du meine Unterstüt- zung benötigst? Bitte, lass mich einmal etwas tun, was wirklich wichtig ist. Da drinnen war alles in Ordnung. Ich wusste genau, was ich tat. Für heute müssen wir nicht mehr spielen, offen- sichtlich hast du genug davon. Aber du musst mir bei meinem Vorgehen vertrauen.“
Er hörte ihren Seufzer, dann war sie einen Moment lang ganz still.
„Es tut mir leid“, sagte sie schließlich. „Du hast recht. Vermut- lich hatte ich als Anfänger keine starken Nerven, wie du schon sagtest. Ich bin derartige Situationen nicht gewöhnt, Alec.“
„Und du bist auch nicht daran gewöhnt, dir von anderen hel- fen zu lassen, oder?“, fuhr er leise fort.
„Nein“, gab sie zu. „Meistens finde ich es leichter, etwas selbst in die Hand zu nehmen, aber diesmal ...“ Sie zuckte die Achseln. „Ich kann nicht Karten spielen.“
„Aber ich kann es. Genau darin bin ich gut. Du musst keine Angst haben“, flüsterte er und küsste ihre Stirn. „Ich will nichts anderes als das, was du willst. Glaub mir, ich werde stets vor- sichtig sein.“
„Trotzdem werde ich auf dich aufpassen, so gut ich kann“, flüsterte sie, legte die Arme um seine Taille und lehnte sich an ihn. „Was immer auch geschieht, ich werde nicht zulassen, dass du wieder zurückfällst in die tiefen, dunklen Löcher, Alec.“ Sie trat ein wenig nach hinten und sah ihm direkt in die Augen. „Wenn ich irgendein Anzeichen dafür entdecke, dass du die Kontrolle verlierst, dann will ich von unserem Plan nichts mehr wissen. Nachdem du mir das Leben gerettet hast, möchte ich nicht dafür verantwortlich sein, dass du dir selbst schadest.“
„Du wirst mir nicht schaden, Becky. Ich bin erwachsen und kann auf mich selbst aufpassen.“
„Aber deine Lust am Spiel ist der Grund, warum deine Fami- lie nicht gut auf dich zu sprechen ist, oder?“
„Nun ja“, räumte er ein. In gewisser Weise stimmte das. Ein anderer Grund war Lady Campion, aber er hatte nicht die Ab- sicht, ihr von dieser Frau zu erzählen.
„Da drinnen hast du mir Angst gemacht, Alec.“
„Mir erging es nicht anders, als du einfach nach draußen ge- stürzt bist“, erwiderte er. „Wie soll ich dich beschützen, wenn du nicht bei mir bleibst?“
„Ich musste da raus. Es schien in diesem Augenblick die ein- zige Alternative zu sein.“ Sie betrachtete ihn so gründlich, als würde sie ihn zur Ehrlichkeit zwingen wollen.
Alec hatte das Gefühl, als würde glühende Lava durch seine Adern fließen. „Was ist? Warum siehst du mich so an?“, fragte er leise.
Sie senkte den Kopf. „Vermutlich bin ich noch immer nicht ganz überzeugt.“
„Nicht überzeugt?
„Es tut mir leid“, sagte Becky.
Alec stieß einen empörten Seufzer aus. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, fühlte sich irgendwie ertappt.
Mist.
Wie sollte ein Halunke wie er zurechtkommen, wenn die- ses dickköpfige Mädchen jeden seiner Schritte durchschaute? „Verdammt, Becky, kannst du nicht einen Fingerbreit nach- geben?“
„Wenn ich das tue, würdest du dann nicht die ganze Hand for- dern?“
Bei dieser Antwort blickte er hinauf in den Nachthimmel und fragte sich, ob er diesmal nicht wirklich zu tief in alledem steck- te – aber nicht wegen der russischen Soldaten oder der Karten- spiele, sondern wegen dieses reizenden, viel zu ahnungsvollen weiblichen Wesens.
Nach einer Weile schüttelte er den Kopf über sich selbst und stieß einen weiteren Seufzer aus. Offensichtlich war es sinnlos, sie zu beschwindeln. „Na schön, Miss Ward. Du hast gewonnen. Ja, das Kartenspiel könnte ein Problem für mich sein“, erklärte er schroff. „Aber ich bin kein Dummkopf.“
„Niemals habe ich behauptet, dass du ...“
„Ich kann es beherrschen“, unterbrach er sie entschieden. „Für dich.“
Sie hielt seinem Blick stand.
„Unterschätz mich nicht“, fügte er hinzu. „Ich weiß sehr ge- nau, worum es hier geht.“
Becky dachte darüber nach und nickte dann langsam – end- lich zufrieden, wie es schien. „Danke – für die Erklärung. Jetzt glaube ich dir.“
Er warf ihr einen höhnischen Blick zu.
„Ich meine es ernst, Alec. Danke für deine Ehrlichkeit.“
Er wandte sich ab, die Stirn noch immer gerunzelt. „Lass uns nach Brighton reisen“, meinte er. Ohne auf ihre Antwort zu war- ten, pfiff er lautstark nach einer Kutsche.
Mit der Postkutsche trafen sie bei Sonnenaufgang
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