Gaelen Foley - Knight 06
zurück, obwohl er sich nach ihr verzehrte.
Jener Abend, an dem sie sich gegenseitig fast bis zur höchs- ten Ekstase streichelten, wäre ihnen um ein Haar zum Ver- hängnis geworden. Er wusste, dass es keine gute Idee war, aber etwas abzulehnen, war noch nie seine Stärke gewesen. Eins führte zum anderen, und schon lag er in ihren Armen, wäh- rend sie sich an ihn drängte. Ihr Körper verlangte nach ihm, ih- re geflüsterten Worte drohten ihn um den Verstand zu bringen, und Alec war kurz davor gewesen, sein Versprechen zu brechen, als er sich gerade noch rechtzeitig von ihr zurückzog und sich buchstäblich ins kalte Wasser des Meeres stürzte, um sich ab- zukühlen.
Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte er, der Zyniker, vielleicht vermutet, dass ihre Küsse davon abhingen, wie viele glänzende goldene Guineen er nach Hause brachte, aber dieses Denken
hatte er aufgegeben. Bei jeder anderen Frau hätte er es nicht gemacht, doch Becky war nicht so wie die anderen.
Manchmal kam er mit einem geringen Gewinn zurück, dann wieder fiel er größer aus. Nur zweimal kehrte er mit leeren Hän- den heim, aber wenigstens hatte er nichts verloren. Zuweilen berührte er am Spieltisch seinen Talisman, den er in der Tasche trug, die kleine Muschel. Dann erinnerte er sich daran aufzu- hören, solange er gewann, wie sehr seine Mitspieler sich auch beklagen mochten.
Gemeinsam sahen Becky und er zu, wie seine Gewinne wuch- sen: von tausend auf zweitausend Pfund, dann dreitausend. Alec sprach es nicht aus, aber niemand war erleichterter als er, dass sein Plan tatsächlich funktionierte.
Und so verging die Zeit, während das Leben außerhalb der Villa seinen üblichen Lauf nahm.
Eine der Einladungen, die Alec annahm, war jene zu einem Ball bei der Fürstin Lieven. Da die Gemahlin des russischen Botschafters ihren Landsmann Kurkow bislang in jeglicher Form unterstützt hatte, war damit zu rechnen, dass er Kurkow dort antraf. Alec war entschlossen, bis zu dieser Ballnacht die erforderlichen fünftausend Pfund beisammenzuhaben. An je- nem Abend würde er dann auf den Prinzen zugehen. Voraus- gesetzt es gelang ihm, diesen verdammten Kerl nicht umzu- bringen. Alec wollte seinen ganzen Charme bei dem russischen Adligen spielen lassen, bis er Kurkow überzeugt hatte, dass sie alle Brüder seien. Dann würde er ihn überreden, ihm Talbot Old Hall zu verkaufen.
In der Zwischenzeit las er sämtliche Londoner Zeitungen gründlich durch. Auf diese Weise wollte er in Erfahrung brin- gen, ob von den beiden toten Kosaken berichtet wurde. Falls man nach dem Täter suchte, wollte er so früh wie möglich davon Kenntnis haben. Aber nachdem er keine entsprechenden Hin- weise fand, kam er zu dem Schluss, dass es Kurkow gelungen sein musste, die Sache geheim zu halten. Weder in der Times noch in der Post wurde der Zwischenfall erwähnt.
Am Anfang der dritten Woche, die sie in Brighton verbrach- ten – der Gewinn betrug zu diesem Zeitpunkt über viertausend Pfund –, traf ein Brief in Knight House ein, weitergeleitet von Mr. Walsh und adressiert an Alec.
Das Schreiben war von Robert, und darin stand, dass Bel ein
gesundes Mädchen zur Welt gebracht hatte.
Als Alec bei dieser Nachricht laut aufschrie, kam Becky au- genblicklich herbeigelaufen. „Alec, was ist los?“, rief sie.
Er teilte ihr die Neuigkeiten mit, und in diesem Moment merkte er, wie sehr er seine Familie vermisste. „Sowohl mei- ner Schwägerin als auch dem Baby geht es gut. Himmel, Robert muss außer sich sein – eine Tochter!“
Sie teilte seine Begeisterung. „Das ist wundervoll. Wie wird sie heißen?“
„Lady Katherine Penelope Knight. Ich kann es nicht glau- ben“, murmelte er und starrte ins Leere. „Ein neues Baby. Noch eine Nichte. Endlich wird die kleine Pippa eine Cousine haben, nach all den Jungen.“
„Du musst so glücklich für sie sein.“ Becky umarmte ihn. Seine Gedanken konnte sie ihm vom Gesicht ablesen. „Ach, Liebling, keine Sorge. Ich bin sicher, bald wirst du alle Wieder- sehen.“
Er erwiderte ihre Umarmung. „Ich kann es gar nicht erwar- ten, dass sie dich kennenlernen. Meine Brüder, ihre Frauen – und die Kinder. Ich muss dich warnen – die kleinen Wildfänge wer- den dir das Herz stehlen.“
„Ich bin sicher, sie sind keine Wildfänge, Alec.“
„Nein, das sind sie nicht“, gab er zu und lächelte, während er sie in seinen Armen hielt. Und dann geschah etwas, was für Alec wohl zu den verblüffendsten Erkenntnissen in seinem
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