Gaelen Foley - Knight 06
nicht zu jenen Frauen, die eine Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließen. „Nicht so schnell, mein Hengst.“ Kühn griff sie zwi- schen seine Schenkel und ließ ihre Hand dort ruhen. „Wenn du mein Schweigen willst, wirst du dafür bezahlen müssen.“ Sie bewegte die Finger. „Wie sehr ich dich in meinem Bett vermisst habe.“
Bemüht, seinen Ärger zurückzuhalten, starrte Alec sie an. Er versuchte, sie zu ertragen, aber es gelang ihm nicht – nicht nach diesem Tag, nicht nach dem Liebesspiel, das er eben mit Becky genossen hatte. Die höfliche Maske fiel von ihm ab, als er vor ihr zurückwich.
„Du erfüllst mich mit Abscheu!“, stieß er hervor und wandte ihr mit wild pochendem Herzen den Rücken zu. „Ich empfinde nichts als Ekel vor dir.“
Er spürte, wie sie wütend wurde, hörte es auch am Klang ih- rer Stimme. „Seltsam, als du jemanden brauchtest, der deine Schulden bezahlte, fandest du mich recht attraktiv. Und doch wusste ich, dass du mich nur ausnutztest. Aber mir scheint, die Schulden sind beglichen. Wie lautet eigentlich ihr Name? Becky oder Abby?“
Als Alec sich zu ihr umdrehte, hatte er nur eine Antwort für sie: seine Hand an ihrer Kehle, als er sie zur Wand drängte. „Ihr Name geht dich nichts an“, flüsterte er, ohne sie loszulassen. Angst zeigte sich in Evas Augen, als sie auf den Zehen balan- cierte, während er sie gerade so festhielt, dass sie begriff, wie leicht er ihr die Luft abdrücken könnte.
„Du bist wahnsinnig“, stieß sie hervor.
„Nein. Ganz im Gegenteil. Dies ist ein neues Spiel, Eva“, sag- te er, „und diesmal wird es nach meinen Regeln gespielt. Ver- stehst du?“
Sie hustete, und ihr Gesicht wurde dunkelrot.
„Ich versuchte, vernünftig mit dir zu reden, aber du musst immer deine Launen in den Vordergrund stellen“, sagte er. „Ihr Leben oder meines mag dir nicht wichtig sein. Aber wie steht es
mit deinem eigenen?“
„Lass – mich – los.“
„Hör genau zu. Du hast sie nie gesehen. Geheimnisse sind dei- ne Stärke, du selbst trägst viele davon mit dir herum. Wenn du irgendjemandem erzählst, dass du sie hier gesehen hast, wenn du irgendeiner Seele gegenüber auch nur ein Wort über das Mädchen oder uns beide verlierst, dann, und das schwöre ich dir, werde ich dich finden und töten, Eva“, sagte er langsam. „Das ist kein Scherz. Ich weiß, auf welchen Gesellschaften du zu finden bist. Ich weiß, wo du wohnst. Noch immer habe ich ei- nen Schlüssel zu deinem Stadthaus, wenn du dich erinnerst. Ich wiederhole es nur noch ein Mal: Wenn du ihre Gegenwart hier auch nur einem Menschen gegenüber erwähnst, dann werde ich dir die Kehle durchschneiden. Und zwar ohne zu zögern.“
Sie wehrte sich, versuchte, ihn zu treten.
Er blieb unbeeindruckt.
„Lass mich los! Du – bluffst. Was ist mit deiner Ehre?“
„Sie bedeutet mir mehr als meine Ehre.“
„Dafür wirst du hängen – wegen Mordes!“
„Wenn ihr etwas zustößt, dann freue ich mich auf den Galgen. Fordere mich nicht heraus, Eva. Nicht, wenn du nicht sterben willst.“
Unter der dicken Schicht weißen Reispuders, den sie im Ge- sicht aufgetragen hatte, war es nicht sofort zu erkennen, aber ihre rötliche Halsfarbe wich langsam einem bläulichen Haut- ton. Wie eine Raubkatze krallte sie sich an seinem Handgelenk fest.
Alec drückte langsam immer fester zu. „Du scheinst die Bot- schaft nicht ganz verstanden zu haben. Vielleicht sollte ich dich noch ein wenig fester würgen, dich gleich hier umbringen und deine Leiche ins Meer werfen?“
„Nein! Nein!“, stieß sie endlich hervor. „Ich – werde – nie- mandem – etwas erzählen.“
„Gut. Siehst du?“ Er ließ sie los, und sie sank gegen die Wand, beide Hände schützend an ihren geröteten Hals gepresst. „Das war doch gar nicht so schwer.“
Sie sah ihn mit einem so ängstlichen Gesichtsausdruck an, wie er ihn noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte.
„Hinaus“, erklärte er abschließend.
Sie ergriff die Flucht, eilte an ihm vorbei. Ohne ein weiteres
Wort war sie aus der Villa verschwunden.
Alec bewegte die Finger. Das war nicht angenehm gewesen, aber er war sicher, seinen Standpunkt deutlich gemacht zu haben.
Er fuhr sich durchs Haar, ein wenig erstaunt, dass er es ge- schafft hatte, Lady Campion derart in die Enge zu drängen. Je- doch weigerte er sich, darüber nachzudenken, wie die Drohung gegenüber einer Frau, sie zu ermorden, mit dem Verhalten eines Kavaliers in Einklang zu bringen war. Aber
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