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Gaelen Foley - Knight 06

Gaelen Foley - Knight 06

Titel: Gaelen Foley - Knight 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacht der Sünde
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auch so sehen.“ Alec lächelte, als sie noch einen weiteren Streifen von ihrem Unterrock abriss – es ging nun leichter, nachdem der Saum überwunden war – und zur Seite legte, um damit seine Wunde zu reinigen und zu verbinden.
    „Großvater hat meiner Mutter niemals verziehen, dass sie da- vongelaufen war. Papas Verdienste auf See zählten nicht. Nicht einmal die Belobigung von Admiral Lord Nelson konnte helfen, den Zorn des stolzen alten Starrkopfes zu brechen. Nach Pa- pas Tod kämpften wir ums Überleben. Unglücklicherweise be- fand sich die Marine in finanziellen Nöten, sodass es unmöglich war, die Pension meines Vaters zu bekommen oder überhaupt

irgendetwas von dem Geld, das uns zustand. Wir mussten uns selbst durchschlagen. Mama hasste es, aber ihr blieb nichts an- deres übrig, als zu Kreuze zu kriechen und die Familie um Hilfe zu bitten.“
    „Das muss schwer gewesen sein.“
    „Wir hatten Glück, dass Lord und Lady Talbot uns überhaupt empfingen. Großvater wollte meine Mutter gleich hinauswerfen, doch Großmutter überredete ihn, dies nicht zu tun, schon des- wegen, um den Ruf der Familie zu schützen. Wie würde es aus- sehen, wenn einer von ihnen auf der Straße lebte und hunger- te? So wurde beschlossen, dass wir Zuwendungen bekamen. Wir durften auch nicht im Berkshire Palace Seiner Lordschaft, dem Sitz der Earls, bleiben. Stattdessen wurden wir, um den Scha- den für die Familie möglichst gering zu halten, außer Sichtwei- te geschafft und zu einem der entlegensten Landsitze des Earls gebracht –Talbot Old Hall. Es liegt im Nirgendwo“, erklärte sie. „Ein altes Jagdhaus am Rande eines Moores.“
    „Das klingt öde.“
    „Nein, es ist wunderschön“, erwiderte sie mit unüberhörba- rer Liebe in ihrer Stimme. „Es ist dort ruhig und friedlich, und die Landschaft ist herrlich. Ich wünschte, du könntest es einmal sehen, Alec. Buckley-on-the-Heath ist weder schick noch mon- dän, aber für mich ...“ Sie ließ den Blick sehnsüchtig zur Decke schweifen, als sie an das kleine Dorf dachte, das ihr so vertraut war wie ihr eigenes Spiegelbild. „Es ist mein Zuhause. Das ers- te richtige Zuhause, das ich je hatte. Und jetzt will Michail es zerstören. Ich wage zu behaupten, dass er nichts anderes kann, als Zerstörung zu bringen.“
    Sie dachte an den Moment zurück, als sie ihren Cousin zum ersten Mal gesehen hatte. Er stürmte zu Pferde an dem efeube- wachsenen Torhaus vorbei, die Auffahrt hinauf, im Gefolge be- fanden sich seine Kosaken. Der Gepäckwagen war voll beladen, als wollte er lange bleiben. Beim Anblick ihres neuen Vormunds ahnte sie nichts Gutes, aber nie hatte sie mit dieser Bedrohung für ihr Dorf, ihr Heim oder sich selbst gerechnet.
    „Ich dachte, er würde schnell wieder abreisen. Schließlich ist Old Hall nicht gerade das schönste der Talbot-Häuser. Ehe Ma- ma und ich dort einzogen, hatte Großvater es nur als Jagdquar- tier genutzt. Doch Michail schien sich ausgerechnet hier nieder- lassen zu wollen. Es ergab keinen Sinn. Mit jedem Tag wurde

ich misstrauischer, seine seltsame Wahl musste doch etwas zu bedeuten haben. Damals verstand ich sein Vorgehen noch nicht, aber jetzt weiß ich, dass es die abgeschiedene Lage war, die ihm entgegenkam – der perfekte einsame Ort, weit weg von den neu- gierigen Blicken der Welt. Hier konnte er heimlich seine Pläne verfolgen.“
    Während Alec darüber nachdachte, stand Becky auf und ging zu dem kleinen Becken mit Weihwasser am Eingang der Sakris- tei. „Ich hoffe, dies ist kein Sakrileg“, flüsterte sie, als sie vor- sichtig einige der Baumwollstreifen von ihrem Unterrock an- feuchtete.
    Alec zog sich das Hemd von der verletzten Schulter, sodass sie die Wunde an seinem Arm versorgen konnte. „Noch nie wurde eine meiner Wunden mit Weihwasser gereinigt“, meinte er und warf ihr einen belustigten Blick zu. „Vielleicht wird es mich un- besiegbar machen.“
    Sie sah ihn ernst an. Ich hoffe es. Dann betupfte sie behutsam die Wunde mit dem feuchten Stofffetzen und begann zu erzäh- len, was am vorigen Donnerstag geschehen war, an jenem Tag, als alles angefangen hatte, so verkehrt zu laufen ...
    Donnerstagmorgen, Yorkshire
    Becky stand im Schatten von Talbot Old Hall, die Miene ange- spannt, und sah den erschreckten Dorfbewohnern nach, die in der Sonne die Auffahrt hinuntergingen. Sie hatte ihr Möglichs- tes getan, um sie zu beruhigen, jetzt lag alles andere bei ihr. Sie drehte sich nun um und ging entschlossen auf das

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