Gaelen Foley - Knight 07
sie sich plötzlich an ihren Entschluss, ihm zu widerstehen.
„Jack!“, stieß sie hervor und stemmte sich gegen seine Schul- ter.
„Eden“, sagte er heiser. „Was ist los?“
„Jack ... hör auf. Bitte.“
Er sah sie an. Seine Brust hob und senkte sich heftig, seine Lip- pen wirkten wie geschwollen von ihrem Kuss. Langsam schien er, wieder zu sich zu kommen. Er wandte sich um, und gleich darauf
rückte er von ihr ab und auf seine Hälfte des Bettes.
„Gute Nacht, Miss Farraday“, sagte er nach einer Weile.
Erleichterung durchströmte sie, als sie feststellte, dass der Schrecken Westindiens ihr tatsächlich gehorchte. Sie lächelte ihm zu. „Gute Nacht, Lord Jack.“
Am nächsten Morgen zog Eden das schimmernde Kleid der Meeresprinzessin über und freundete sich dann mit dem Hund an, während Jack nach seinem Diener läutete. Er stellte einen bemalten Paravent auf, der bisher an einer Wand gelehnt hatte, und trennte damit einen Teil der Kabine ab.
„Hier können Sie zusammen mit Martin an ihrer neuen Klei- dung arbeiten.“
Eden lächelte ihm zu, froh, der engen Schlafkabine entrinnen zu dürfen. Trotz aller Höflichkeit fühlten sie sich beide ein we- nig verlegen an diesem Morgen, nachdem sie eng umschlungen erwacht waren. Keiner von ihnen war sicher, wie das hatte pas- sieren können.
„Hallo!“ In diesem Moment kam Jacks Diener herein, der dem Ruf seines Herrn sofort gefolgt war.
Martin, ein sorgfältig gekleideter, etwas dandyhaft wirkender kleiner Exzentriker, trat ein mit dem Nähkorb über dem Arm und der Nase hoch in der Luft. Ungeduldig winkte er einen der Matrosen herein, der unter einem großen Stapel von Stoffballen schwankte, die ihm der Diener offensichtlich aufgeladen hatte.
„Ah, da ist sie ja! Welch ein Engel!“ Mit hoch erhobenen Hän- den segelte Martin auf Eden zu. „Ah, so ein hübsches Ding. Las- sen Sie sich ansehen, Süße.“
Jack lehnte sich mit der Hüfte an die Ecke seines Schreibti- sches und sah amüsiert zu, wie Martin Eden im Kreis herum- drehte und dann einen Schritt zurücktrat, um sie zu betrachten, eine Hand in die Hüfte gestemmt. „Ja, hm“, murmelte er zu sich selbst und schien sich für dieses Projekt zu erwärmen. „Ich den- ke, damit kann ich arbeiten.“
Eden warf Jack einen besorgten Blick zu.
Der lächelte, und in seinen blauen Augen glitzerte es. „Dann werde ich euch jetzt allein lassen.“ Er stieß sich vom Tisch ab.
„Wohin gehen Sie?“, erkundigte sich Eden.
„Ich muss mich anziehen. Arbeiten. Nichts zu Gewagtes, Mar- tin“, befahl er, während er zur Schlafkabine ging. „Versuch we- nigstens, ein bisschen praktisch zu denken. Ich weiß, die mo-
derne Dame läuft fast nackt herum, aber ich möchte nicht, dass Miss Farraday sich den Tod holt, wenn wir weiter nach Norden kommen. Denk daran, sie ist an die Tropen gewöhnt.“
„Keine Sorge, Mylord“, antwortete Martin und runzelte die Stirn, während er die Stoffauswahl betrachtete. „Ich fürchte, uns bleibt kaum eine Wahl. Ich denke, Wir machen ein Tageskleid aus dem Musselin. Einen Spenzer aus dem blauen Tuch. Eine Pelerine vielleicht aus der grünen Merinowolle.“ Martin sprach mehr mit sich selbst als mit Eden, und Jack, der sich für solche Dinge of- fensichtlich nicht interessierte, war bereits gegangen. „Ach, aber es ist alles so schrecklich schlicht“, klagte er.
„Es ist in Ordnung“, beeilte sie sich ihm zu versichern. „Ich bin selbst mit der Nadel nicht ganz ungeschickt. Wenn ich erst in London bin, kann ich etwas Spitze besorgen und an den Rock- saum nähen, oder die Pelerine mit Bändern oder sogar Goldbor- te versehen.“
„Keine Borte, meine Liebe. In diesem Jahr ist alles anders.“
„Ist es?“, fragte sie überrascht.
„Na, Kind! Es ist ein Wunder, dass Sie überhaupt etwas von Mode verstehen, da, wo Sie gewesen sind. Vermutlich haben Sie doch meistens Feigenblätter getragen.“
„Aber nur ganz modische“, erwiderte sie lächelnd. „Meine Cousine hat mir zu meiner Rettung Damenmagazine geschickt. Ich habe mich sehr darüber gefreut, aber da unser Lager so weit außerhalb lag, waren sie immer fast ein Jahr alt, bis ich sie be- kam.“
Martin sagte nichts, aber mit einem vielsagenden Lächeln griff er unter den Deckel seines Nähkorbs und zog eine Ausgabe von La Belle Assemblée heraus, die er ihr in die Hand drückte.
„Januar?“, stieß sie ungläubig hervor. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. „Die ist ja so gut
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