Gaelen Foley - Knight 07
zitterte. Obwohl er kaum bei Bewusst- sein war, sah er Eden aus glasigen Augen an.
Sie bedachte ihn mit einem zärtlichen und mitleidigen Blick und nahm seine Hand. „Wie heißt er?“
„Stockwell. Peter Stockwell.“
„Peter, wie fühlen Sie sich?“, fragte sie leise. „Können Sie mich hören? Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.“ Sie nahm das feuchte Tuch auf, das neben dem Bett lag, und tupfte ihm damit das Gesicht ab. „Sie werden wieder gesund, hören Sie? Es wird nur ein Weilchen dauern.“
Ihr Blick fiel auf Stockwells Arm, an dem sie, als sie das Hand-
gelenk herumdrehte, Anzeichen dafür sah, dass er kürzlich zur Ader gelassen worden war.
Jack bemerkte, wie sich ihre Miene für einen Moment verhär- tete.
„Also, wir werden ihn nicht mehr zur Ader lassen“, befahl sie in erstaunlich festem Ton.
„Ich bitte Sie, meine liebe junge Dame!“, entfuhr es dem Arzt. Dann räusperte er sich. „In solchen Fällen ist es üblich, zur Ader zu lassen“, erklärte er. Von dem blinden Passagier Anweisun- gen zu bekommen, wie er seine Arbeit zu tun hatte, gefiel ihm gar nicht. Schließlich hatte er schon Leben gerettet, ehe dieses Mädchen hier geboren wurde. „Die faulen Säfte müssen ent- fernt werden ...“
„Versuchen wir etwas anderes“, sagte sie, allem Anschein nach bereit, um Stockwells Leben zu kämpfen.
„Captain?“ Mit gequälter Miene sah Palliser zu Jack hinüber.
Jack überlegte. Das Leben eines Menschen stand auf dem Spiel. Pallisers Methode hatte bereits versagt, daher entschied Jack, Eden zu vertrauen. Schließlich war sie die Tochter des gro- ßen Dr. Farraday. Ein oder zwei Dinge würde sie wissen über diese tropische Medizin. „Tun Sie, was sie sagt.“
Palliser sah ihn entsetzt an, aber Eden warf Jack einen dankba- ren Blick zu, während sie ihren Beutel von der Schulter nahm.
„Ich werde einen Mörser, Stößel und ein Viertel kochendes Wasser brauchen“, sagte sie zum Assistenten des Arztes. „Wir sollten versuchen, ihn dazu zu bringen, etwas Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Das braucht er. Gibt es Eis an Bord?“
„Nicht viel“, sagte Jack.
„Bringen Sie mir, was immer Sie entbehren können. Wir müs- sen das Fieber senken. Wenn sonst nichts hilft, müssen wir ihn ins Wasser tauchen.“
Jacks kurzes Nicken veranlasste den zweiten Maat, ihrer An- weisung zu folgen, dann wandte Eden sich ihm zu und schob ihn sanft zur Tür. „Gehen Sie. Halten Sie sich von hier fern. Was immer es sein mag, ich will nicht, dass Sie es auch bekommen.“
„Ich werde nicht krank. Was ist mit Ihnen?“
„Machen Sie sich keine Sorgen um mich, ich bin an derlei Dinge gewöhnt. Gehen Sie.“
„Eden, ich bin der Captain und verantwortlich für alle Män- ner an Bord. Und für alle Frauen.“
Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Na schön. Dann machen Sie
sich nützlich, Captain. Ich bleibe bei Mr. Stockwell. Gehen Sie und fragen Sie herum, ob irgendwer in der Mannschaft diesel- ben Symptome hat. Schicken Sie sie hierher, das wird die Gefahr eindämmen.“
„Aye, aye, Madam.“ Er deutete ein Salutieren an.
Zu seiner Erleichterung führte seine Befragung zu keinen Er- gebnissen. Die Krankheit hatte sich noch zu keinem anderen Besatzungsmitglied ausgebreitet. Jack kam zurück, um sich da- von zu überzeugen, dass Eden alles hatte, was sie brauchte, doch das Steuern des Schiffes erforderte seine ganze Aufmerksam- keit, und daher musste er sich damit zufriedengeben, mehrmals am Tag hereinzusehen.
Bis zum nächsten Abend war er nicht der Einzige, der beein- druckt war von der unerschrockenen Miss Farraday. Zwei Tage lang hatte sie sich pausenlos um ihren Patienten gekümmert und sich kaum zehn Minuten Zeit für sich selbst genommen.
Als Jack im Krankenrevier erschien, um sich über die Fort- schritte Bericht erstatten zu lassen, hörte er, wie sie mit den Hel- fern des Arztes sprach, und blieb vor der Tür stehen, um neugie- rig der Tochter des großen Dr. Farraday zu lauschen.
Sie hörte sich die Fragen des Arztes an über den Tee, den sie aus Kräutern und Rinde gebraut hatte, wie ihr Vater und sie es von dem Schamanen der Waroa gelernt hatten. Der Arzt und seine Männer hatten viele Fragen zu den anderen getrockneten Pflanzen in ihrer Tasche und erkundigten sich nach dem phar- mazeutischen Nutzen jeder einzelnen.
„Und die hier?“
„Ah ja, eine der besten Entdeckungen meines Vaters. Das sind Blätter der Akazie, ein großer Busch, der an den Flussufern wächst. Zerdrückt
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