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Gaisburger Schlachthof

Gaisburger Schlachthof

Titel: Gaisburger Schlachthof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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Wagenburgtunnels zu. Hinter dem Tunnel begann das Kleinklima des Ostens: Häuserschächte, Leute mit Stühlen auf dem Fußweg, verzwicktes Leben in der Asphalt- und Steinwüste. Der große graue Gaskessel wies die Richtung. Erst dachte ich, wir würden zum Schlachthof abbiegen, aber Christoph fuhr zum Neckar hinab auf die Schnellstraße.
    Der Großmarkt hatte eine eigene Ausfahrt. Endlose Hallen mit Toren und Rampen für die Lastwagen. Hier und da welkte ein Kohlblättchen. Ein Container stand still auf Stelzen. Dort, wo die Eisenbahngleise ins Großmarktgelände griffen, stoppte Christoph den Wagen. Hinter den Puffern am Schienenende spross unverdrossenes Grün. Christoph zog den Zündschlüssel ab. Das Rauschen der Stadt war fern, die Stille nahe.
    »Ein gutes Plätzchen, nicht?«, sagte er. »Nur damit du nicht wieder auf die Idee kommst, mit Dritten irgendwelche Manöver zu starten. Hier können wir in aller Ruhe miteinander reden.«
    Ich überlegte, ob Christoph seine Dienstwaffe im Handschuhfach lagerte.
    »Steig aus!«
    »Ich kann nicht.«
    Christoph seufzte, öffnete das Handschuhfach, holte die Waffe mitsamt Schulterhalfter heraus, stieg aus, ging um den Kühler herum, öffnete meine Tür und zog mich mit kräftiger Hand heraus. »Bitte, geht doch. Alles, was nicht tötet, härtet ab.«
    Ein sehr unbedachter Scherz, wenn man an Horst dachte. Vielleicht war alles viel simpler. Ein Bulle rächte seinen Freund, weil er juristisch nichts mehr machen konnte.
    »Willst du Geld?«, fragte ich und zog eine Zigarette aus meiner Schachtel, während Christoph sich das Schulterhalfter anlegte. Als er in seinem Halfter drin war, ließ ich meine Zigarettenschachtel fallen. Nur wenige konnten dem Reflex widerstehen, sich zu bücken. Aber Christoph zuckte nur und bückte sich nicht. Er gab mir keine Gelegenheit, ihm mein Knie in die Nase zu rammen. Er kannte die Kampftricks.
    »Was soll ich mit Geld?«, fragte er und nahm sich eine Zigarette aus der eigenen Schachtel. Immerhin bot er mir Feuer an. Die Flamme wackelte nicht.
    »Aber ich habe viel Geld«, sagte ich.
    »Ich bin doch nicht blöd und mache mich ein Leben lang von dir abhängig. Ich will kein Geld. Ich will Weber!«
    »Was hat er dir eigentlich getan? Du warst es doch, der damals Hans Stenzel eingeschüchtert hat bei der Vernehmung. Das kannst du gut, wie wir jetzt sehen. An dir ist ein Folterknecht verlorengegangen. Dein Pech, dass Weber das nicht tolerieren konnte, zumal du ihm damit den Prozess ge gen Fängele verdorben hast.«
    Christoph rauchte eine Spur zu heftig. »Unsere Ermittlungen waren in Ordnung. Weber hat den Prozess versiebt. Gott, alles hat damals gebrüllt, ich hätte Stenzel ein bisschen zu hart angefasst. Aber was Weber mit Fängele gemacht hat, davon hat dann keiner mehr geredet. Aus Fängeles Beschwer de ist plötzlich ein Disziplinarverfahren gegen mich geworden. So läuft das. Weber geht über Leichen.« Christoph musterte mich nachdenklich von oben nach unten. »Außerdem bevorzugt er schöne Frauen!« Christophs Begeisterung für einen Frauentyp wie mich hielt sich offensichtlich in Grenzen. Und außer seinem Hass auf Weber hatte er offenbar nichts gegen ihn in der Hand. Er stocherte nur. »Dem ist es völlig wurscht, wem er den Mord an Schiller anhängen kann, dir oder mir oder Fängele!«
    »Dann war es also doch Mord?«
    »Darum geht es doch gar nicht.«
    »Worum geht es denn dann? Darum, dass Weber Drogen konsumiert oder dass er sich von Fängele bestechen lässt? Nur damit das Thema klar ist.«
    Christoph zermalmte die Kippe mit der Schuhsohle auf dem körnigen Asphalt. »Weber hat Schiller getötet. Und jetzt sucht er jemanden, dem er das anhängen kann. Dir zum Beispiel!«
    »Und warum sollte Weber Schiller umgebracht haben?«
    »Aus Eifersucht, aus Liebe. Schiller hätte Katrin doch niemals gehen lassen.«
    »Schiller war überhaupt ein ungemein netter Mensch.«
    Christoph schlitzte die Augen. »Verbrechen ist Verbrechen.«
    »Und du bist der Rächer.«
    »Ach, weißt du was?« Der Polizist ließ seine Kieselsteinaugen auf meinem Brustbein verweilen. »Im Polizeigewahrsam hat heute Charly Dienst, ein guter Kumpel von mir. Der wird dich zu lieben netten Nutten und Junks auf Entzug ste cken. Die können dir dann auch gleich erklären, was es heißt, wenn die Bullen jemanden mit Ecstasy erwischen.«
    »Verdammt, was willst du denn von mir? Was soll ich denn sagen?« Ich hörte ein gefährliches Schwanken in meiner eigenen, viel zu

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